Zur Lage der Liga zum Jahreswechsel – Teil 2: Die im Schatten

Uns überholen momentan diverse Debatten. Daher gibt es den lange überfälligen zweiten Teil nun in zwei Teilen. Bonn, Quakenbrück, und Schwabylon mögen es uns nachsehen. Heute dafür – auch aus aktuellem Anlass – ein wenig Prosa zu vier Teams aus dem unteren Tabellendrittel: Bayreuth, Düsseldorf, Gießen und Hagen. Den MBC hatten wir ja schon. Getreu dem Brecht’schen Motto, die im Schatten sieht man nicht, wollen wir gerade hier ein wenig Licht ins Dunkel bringen.

Die ambitionierten Oberfranken des BBC Bayreuth mit ihrem „Aufstiegscoach“ Andreas Wagner, der nach Nördlingen nun einen zweiten Angriff auf die BBL wagt, leiden noch immer unter dem Sprung in die höchste Liga. Aus dem alten fest zusammengewachsenen Team blieb so gut wie kein Spieler übrig, trotz hochkarätiger Neuverpflichtungen mit eigentlich bekannt guten BBL-Fähigkeiten, holpert es noch gewaltig in Bareuth, mit dem blinden Verständnis fehlt auch die Konstanz im Teamspiel, dazu kamen noch Verletzungen. Die Hinrunde beendet Bayreuth daher sicherlich enttäuschend auf Platz 17., dem zweiten Abstiegsplatz. Der Aufstieg aus der ProA in die deutsche „Königsklasse“ ist immer noch eine Herkulesaufgabe, auch strukturell. Die neue alte Oberfrankenhalle konnte rechtzeitig in einem Gewaltakt erstligatauglich gemacht werden, das Umfeld stimmt, noch bleibt aber Zählbares auf dem Feld aus, die zweite Saisonhälfte wird ein sportlicher Überlebenskampf. Die Bayreuther um das Trainer-Trio Wagner, Tim Nees und Georg Eichler waren gleichzeitig der einzige ProA-Ligist, der 2010/2011 das Abenteuer Aufstieg in Angriff nehmen wollte.

Bleibt es ein Abenteuer? 2011 drängen Würzburg und die Bayern in die Beko BBL. Eine Gnadenfrist per Wildcard scheint im kommenden Sommer wenig wahrscheinlich. Abstiegskampf ist diese Saison ausnahmsweise dann doch mal richtig ernst.

Das war im letzten Sommer anders. Cuxhaven verzichtete erneut und ermöglichte so die Wildcard für die Gloria Giants Düsseldorf. Die Teilnahme der nordrheinwestfälischen Hauptstädter an der neuen Runde stand wegen finanzieller Probleme (Insolvenz und erneuter Neustart) lange Zeit auf der Kippe. Mit dem neuen Coach Murat Didin, kamen auch neue Sponsoren aus der Türkei (Namenssponsor Gloria Golf Resorts und der Euroleaguesponsor Turkish Airlines) und retteten den Standort. Im Düsseldorfer Kader ging es turbulent zu. Zunächst wurde eine komplette Mannschaft verpflichtet mit der man auf Vorbereitungs- und Goodwilltour in die Türkei ging, während Trainer Didin sich dort vorwiegend um die Basketball-WM kümmerte. Von diesem Vorbereitungsteam blieben nicht viele übrig, zum Saisonstart präsentierte sich fast ein neuer 2. Kader, dementsprechend holprig war der Neubeginn der Giants. Zum Ende der Hinrunde begann sich das Unternehmen Düsseldorf erstmals spielerisch zu konsolidieren. Am letzten Hinrundenspieltag folgte sogar die absolute Sensation. Der bis dato ungeschlagene Tabellenführer Bamberg wurde vom Dauerschlußlicht Düsseldorf erstmals besiegt. Die Formkurve der Giants zeigt zum Rundenschluß eindeutig nach oben, unterstützt wird dieser Eindruck von Gerüchten über „neues Geld“ und potente Nachverpflichtungen. Gerade heute kam aber irgendein Center aus osteuropäischen minor leagues… die Gerüchte sprachen jedoch von Stars.

Geradezu einen Traumstart in die Saison 2010/2011 hingegen legten die LTi Gießen 46ers und Phoenix Hagen hin. Hagen startete mit 5-3, Gießen gar mit 5-2 in die neue Spielzeit.

Als aber die fanseitig traditionell eng befreundeten Teams am 02.01.2011 zum letzten Hinrundenspieltag in der Sporthalle Ost aufeinander trafen, war die heile BBL-Welt für beide inzwischen gehörig aus den Fugen geraten. Statt Anfangseuphorie regierte der alltägliche Überlebenskampf im Duell der Gebeutelten. Besonders schlimm erwischte es hier die Gießener. Sage und schreibe 10 Niederlagen in Folge und eine Gesamtbilanz von 5-12 stehen nun für die Mittelhessen (16.) nach der Hinrunde zu Buche, nachdem man dann auch das Heimspiel gegen Hagen sang- und klanglos verlor. Hagen konnte hingegen den Negativtrend von zuletzt 7 Niederlagen in Folge unterbrechen und beendet die Hinrunde mit 6-11 und Platz 14.

Während sich in Hagen die Trainerfrage für Ingo Freyer auf keiner Ebene stellt, schlägt in Gießen der Unmut mittlerweile hohe Wellen. Die von Beginn an skeptisch beäugte Selbstinstallation Vladimir Bogojevics als Headcoach zur Mitte der Saison 2008/2009 wird inzwischen offen und recht harsch kritisiert. Seit über 2 Jahren, und in der dritten Saison nun, wartet die treue Fanbasis in Gießen auf substantielle und dauerhafte Besserung, die bleibt bisher auch in dieser Spielzeit aus – das Management steht zu Sportdirektor und Cheftrainer (in Personalunion) Bogojevic. Die Lage hat sich aber inzwischen so verselbständigt, dass es immer schwieriger scheint, diese Eigendynamik ohne einen richtig großen Knall wieder in positive Bahnen zu lenken.

Hagen hingegen steht mit viel Realismus fest auf beiden Beinen und lebt sich langsam ein in ihrer traditionsbewußt mit Heuboden um- und ausgebauten „Ische XXL“.

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