Alba hat in der Europaliga ein Spiel gewonnen. Auswärts in Siena. Nach gefühlt 400 Niederlagen in Folge. Überzeugend. Ohne einen einzigen Ausfall im Team. Selbst wenn es noch einmal knapp wurde, nicht die Nerven verloren. Geduldig gespielt. Manchmal fast zu geduldig. Kann das wahr sein?
Ist es, und trotzdem sollten wir uns nicht allzu viel darauf einbilden. Denn Siena ist eine Trümmertruppe.
Sie haben im Sommer ihre gesamte erste Fünf verloren, plus den sehr guten Trainer Pianigiani, der seine Stars jetzt in der Türkei coacht. Als Ersatz haben die Italiener einen seiner Ex-Assistenten genommen, den unwichtigeren, der andere ist auch mit in die Türkei. Weil die alte Sparkasse Monte dei Paschi, Hauptsponsor, auch ein bisschen arg viel mit Krediten gewettet hat, ist das Geld knapp. Jetzt hat halt der Basketball-Verein mit der Hälfte der Kröten von früher auf Spieler wetten müssen, um die Hoffnung auf Erfolg nicht zu verlieren.
Gewettet haben sie, dass Center Benjamin Eze nach fast einem Jahr Pause noch Basketball spielen kann. Gewettet haben sie, dass Mario Kasun die erste Saison ohne Verletzung übersteht. Gewettet haben sie, dass Spieler die bei italienischen B-Vereinen erfolgreich sind, auch auf europäischem Parkett liefern. Gewettet haben sie, dass bei Bobby Brown durch die extreme Einstrahlung der kalifornischen Sonne im Sommer 2012 mehr Basketballhirn in seinem Kopf gewachsen ist, dass seine teils üblen Leistungen der Vorsaison nur mit den unwirtlichen Bedingungen in Oldenburg zu tun hatten und Brown nun dank himmlischer Hilfe Anführer eines Europaliga-Topklubs wird. Und gewettet haben sie, dass der B-Assistent eines Erfolgstrainers auch ein Erfolgstrainer ist. Vier Wetten sind fürs erste schief gegangen. Die Kasun-Wette haben sie vielleicht gewonnen, in den 17 Minuten, die er heute gespielt hat, war Alba schlechter. Körperliche Defizite können nur erklären, warum er nicht länger auf dem Feld stand. Hat er keine, muss der italienische Trainer wirklich ein Irrlicht sein.
Nun die für Siena gute Nachricht: In der Euroleague, Gruppe B, gibt es zwei Mannschaften, die noch schlechter sind. Was unsere nächsten Gegner Chalon und Danzig am Vortag gegeneinander abgeliefert haben, war unwürdig. Die Polen haben eine Mannschaft, die in der Bundesliga um den Klassenerhalt ringen würde. Das sah zum Teil aus wie Hinkelsteinwerfen, aber nicht wie Basketball. Die Franzosen haben ein paar sehr gute Einzelspieler, aber nach der Verletzung ihres etatmäßigen Aufbaus keine Struktur. Trotzdem hat es für die Polen gereicht. Höchstens bei den Franzosen gibt es eine Spur Hoffnung, sie könnten ein bisschen mehr Mannschaft werden. Polen ist auf jeden Fall verloren. Wenn da nicht noch ein Wunder geschieht, gewinnen die Italiener gegen beide, selbst wenn sie allen eigenen Spielern eine Hand auf den Rücken binden.
Zum Guten bei uns: Avdalovic ist ein sehr guter Aufbauspieler, der eine Sicherheit ausstrahlt, die wir lange vermisst haben. Wood profitiert davon, den Ball weniger in den Händen zu haben. Morley ist so ein schlauer Spieler, dass man sich fragt, wie der in Zentraleuropa so lange übersehen werden konnte. Idbihi kann mit den großen Jungs spielen. Und das beste: Bei vielen ist noch Luft nach oben. Dedovic zum Beispiel, wenn er mal seine Punkte nicht nur dann macht, wenn alles so gut wie durch ist.
Es ist eine mit Sinn und Verstand zusammengestellte Mannschaft. Eine Mannschaft. Man mag es kaum glauben.
Der letzte Absatz ließt sich einfach gut und sehr treffend. Wir haben eine Mannschaft.
Schön, mal wieder einen Blog von dir zu lesen. Wird das vielleicht wieder eine regelmäßigere Veranstaltung ?
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