Gastbeitrag: In der Durchreiche…

Weihnachtszeit – Zeit für Rückblicke. Als nach zwei großartigen Jahren die Euro-Veilchen vor 10 Tagen sang und klanglos in der Euro-Vorrunde ausschieden, bat ich Hardyn um einen Gastbeitrag zur Lage der Göttinger.

Es ist nicht lange her, dass ALBA gegen Göttingen verlor. Kaum 18 Monate, dass die Göttinger einen europäischen Titel erlangten. Die Veilchen waren einige Jahre leuchtendes Beispiel dafür, wie mit wenig Geld und tollen Fans viel möglich ist. Nun zeigen sie, wie schnell man in der BBL in der Durchreiche ankommen kann… Hardyn schreibt einen Gastbeitrag über das Fanleiden auf dem Weg vom Eurochallenge-Sieger zum Abstiegsfavoriten. Weiterlesen

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Blogauskas #13 – EM ist kein Spaß! (Teil 2)

Ein Gastbeitrag der EM-Expeditionsteilnehmerin Kepta Duona, die uns die unmenschlichen Strapazen einer EM-Reise nahebringt (ohne die allerdings auch alles nur halb so lustig und interessant wäre. Dies gilt für beides: die Strapazen und die Teilnehmerin ;-) ):

Security in Vilnius

Security in Vilnius

Wer hätte das denn ahnen können? Das zu Hause noch derb verfluchte Siauliai war der reine Basketball-EM-Himmel und wo sind wir dann gelandet? In Vilnius… In Siauliai war alles toll, die Stadt angenehm, die Leute nett, es gab offene Restaurants bis spät nachts, die Halle war super, freies W-LAN vorhanden, Beinfreiheit, die Toilettensituation entspannt und die Letten wider Erwarten ausgesprochen friedlich und unalkoholisiert. All unsere mitgebrachten Befürchtungen wurden schnell zerstreut.

In Vilnius sieht das anders aus. Die Halle ist ebenfalls toll. Allerdings besteht die akute Gefahr, wenn man sich alle drei Spiele am Tag anschaut, eine Thrombose zu bekommen. Beinfreiheit ist ein Fremdwort und wenn man sich erdreistet seinen Fuß auf die Brüstung zu stellen kommt binnen kürzester Zeit ein wildgestikulierender Security-Herr und deutet auf deine Füße, was wohl so viel heißen soll, dass man bitte nicht die Beton-Brüstung kaputt machen soll. Wie auch immer. W-Lan ist nicht, die Toiletten eher inakzeptabel.

Apropos Security. Die ist nicht nur übereifrig, sondern auch zahlreich vertreten. So passiert man um auf das Gelände der Halle zu kommen zunächst einen Metalldetektor wie am Flughafen. Da dieser bei einer sehr sehr hohen Prozentzahl der Besucher piepst, wird man abgetastet, die Taschen durchwühlt und wenn das nicht geholfen hat nochmal abgetastet.

Amberis-Duell

Amberis-Duell

Nachdem einem nach dieser Kontrolle schon die kleine Digitalkamera und der zusammenfaltbare Regenschirm abgenommen wurden (die wohlbemerkt in Siauliai kein, aber auch wirklich gar kein Problem darstellten und der Regenschirm auf Grund der Wetterlage einfach notwendig ist) und man die 50 Meter bis zum Eingang der Halle zurückgelegt hat beginnt das Procedere erneut. Piepsende Scanner und viel zu viele Security-Menschen, die auf Körperkontakt aus sind. Der Weg zur Halle ist wohlbemerkt hermetisch abgeriegelt, sodass es ein Ding der Unmöglichkeit wäre einen gefährlichen Gegenstand, wie den kleinen, zusammenfaltbaren Regenschirm aufzutreiben und sich zu erdreisten diesen mit in die Halle nehmen zu wollen. Diskutieren ist auf Grund der ethnischen Kommunikationsbarriere zwecklos – ähnlich wie in Bamberg.

Man hat es also irgendwann in die Halle geschafft. Auch dort wimmelt es vom orangebewesteten Security-Personal. Mittlerweile hat sich bei uns ein Schlüsselreiz entwickelt, der bei jeder dieser Personen einen etwas gereizt die Tasche aufreißen lässt und man leicht bis mittelschwer geladen in der (durchaus berechtigten) Erwartung ist, dass diese (mal wieder) wild durchwühlt wird.

Auch die Nahrungsversorgung in der Halle hat sich nicht verbessert. Im Gegenteil. In Siauliai gab es noch Cola Zero und Light. In Vilnius steht es zwar auf der Preisliste, jedoch sucht der charmante Verkäufer vergeblich. Okay, wird wohl nur an diesem Stand ausverkauft sein. Neuer Stand, neues Glück. Aber auch hier nur unverständliches Kopfschütteln. Na gut, alle guten Dinge sind Drei. Aber auch hier – Fehlanzeige. Gibt’s halt die braune Brause mit Zucker, das kompensiert dann kalorienmässig die fehlenden vegetarischen Alternative beim Fastfoodangebot. Da die Halle extrem weit ausserhalb liegt, sind Restaurants leider kaum eine Option. Hier oben auf dem Berg gibt es keine, und die meisten in der Stadt schliessen wochentags um 22 Uhr, ca. 1 Stunde vor Ende des dritten Tagesspiels. Ganz zu schweigen von der Elend langen Rückfahrt in überfüllten Bussen oder Trolleys (Sonderbusse oder gar Shuttlebusse wie in Siauliai existieren selbstverständlich nicht. Wozu auch bei höchstens 12.000 Zuschauern, die in die Stadt zurück müssen?)

Nach dem zweiten Spiel des Tages geht es dann Dank einer längeren Pause zwischen den Spielen in das hinter der Halle gelegene Einkaufszentrum. Hierzu passieren wir das Fangelände, wo man ein weiteres Mal durchsucht und abgetastet wird. Und auf dem Rückweg dasselbe nocheinmal. Kennen wir bereits, ist nichts Neues- lustiger wirds davon nicht.

Im Einkaufszentrum angekommen und vom Hunger getrieben finden wir gleich in der dritten Etage des Komplexes die Restaurants. Nachdem wir bei Pizza Hut ca. 20 Minuten angestanden haben, wird uns eröffnet, dass gerade keine Pizza mehr vorrätig ist und wir mindestens weitere 20 Minuten warten müssten. Wir entscheiden uns um. Ich wähle einen Thai-Imbiss der vielversprechend aussieht (und Paderborner Bier verkauft, was wohl eher nicht als Qualitätsmerkmal dient). Das hält mich aber nicht von meiner Bestellung ab. Wer konnte allerdings ahnen, dass die Frage, ob denn zu dem Gemüse Reis gereicht wird, die Dame nahezu zum Nervenzusammenbruch bringt. Sie kreischt mir unzählige Male „NO RICE, NO RICE.“ entgegen. Nachdem ich anschließend die Frage gestellt habe, ob es denn möglich sei zusätzlich Reis zu bestellen und zu bezahlen, wiederholte sich das Ganze. Nur in einer deutlich erhöhten Lautstärke und Frequenz. Als ich dann mit ihr eine Diskussion beginnen wollte, warum ich bitte keinen Reis bestellen könne – da dieser bei nahezu jedem Gericht sowieso dazu gereicht wird – holte sie ihre Kollegin, die mir bestätigte, Reis bestellen zu können. Lediglich noch 10 Minuten warten. Das schaffte ich – gerade so.

Litauenfahne in der Siemens-Arena

Litauenfahne in der Siemens-Arena

Nachdem das Essen runtergeschlungen wurde, da sich die Pause zwischen Spiel zwei und drei dem Ende entgegen neigt und wir keinesfalls die litauische Nationalhymne verpassen wollen, geht es zurück zur Halle. Die Scanner sind mittlerweile auf Grund des Regens abgebaut, man wird lediglich abgetastet und die Tasche durchwühlt. In freudiger Erwartung und absolut genervt strecke ich dem Sicherheitsmann meine Tasche weitaufgerissen entgegen und sage ihm, dass bei den ersten zehn Kontrollen bereits alle lebensbedrohlichen Gegenstände entfernt wurden. Der Arme verstand ausnahmsweise Englisch und war etwas verdattert über meine latente Aggression. Naja, das nennt man dann wohl persönliches Einzelschicksal.

Was außerdem ein spaßmindernder Faktor ist, ist die Tatsache den Live-Kommentar Frank Buschmanns nicht hören zu können. Die legendären Sprüche gibt’s dann zwar nach den Spielen zum Nachlesen bei Facebook, aber das ist irgendwie nicht das Gleiche.

Was mich außerdem spätestens beim nächsten Spiel der Franzosen zur Weißglut treiben wird, ist deren Schlachtruf. „Allez les Bleus! Allez les Bleus“ in Dauerschleife 2 Stunden ohne Unterlass ist kein Spaß. Wirklich nicht. Nicht nur, dass der Rhythmus total langweilig und monoton ist, auch der Tonfall ist absolut nervtötend. Und es wird auch von Spiel zu Spiel nicht besser. Nach dem sechsten Spiel der Franzosen, das ich bis dato bei der EM gesehen habe, frage ich mich doch immer wieder, warum es keinerlei Variation gibt. Gehen die französischen Fans sich nicht selbst auf den Nerv? Warum ist noch keiner der Spieler ausgetickt und hat einem der Fans die Trommel über den Kopf gezogen oder die Tricolore um den Hals?
Die „Deutschland, Deutschland“-Rufe der deutschen Fans halte ich allerdings ebenfalls für fragwürdig. Bin ich denn die Einzige, die dann in ihrem Kopf ein „über alles“ daran assoziiert? Genauso wie „Sieg“-Rufe in Verbindung mit dem Hochstrecken der Faust oder gar ausgestreckten Hand bei einem Länderspiel. Ein wenig Feingefühl sollte doch vorhanden sein. Insbesondere bei einem Sieg gegen Israel. Wäre dann ein Finalsieg bei der EM der „Endsieg“?!?

Entschädigung für das alles gab die Atmosphäre in der Halle beim Spiel Serbien – Litauen. Nie zuvor habe ich ein solch lautes und enthusiastisches Publikum erlebt, nie zuvor hatte ich nach einer Nationalhymne Gänsehaut.
Ich möchte Litauen unbedingt in Kaunas spielen sehen. Ich möchte dieses basketballverrückte Völkchen weiter feiern sehen, jetzt wo Deutschland raus ist, gibt es da keine verteilten Sympathien mehr. Ich möchte, dass Litauen Europameister wird.

GO LIETUVA!!!

Blogauskas #7 – EM ist kein Spaß!

Ein Gastbeitrag der EM-Expeditionsteilnehmerin Kepta Duona, die uns die unmenschlichen Strapazen einer EM-Reise nahebringt (ohne die allerdings auch alles nur halb so lustig und interessant wäre. Dies gilt für beides: die Strapazen und die Teilnehmerin ;-) ):

EM ist kein Spaß – So viel steht fest. Dass es kein Vergnügen ist, sondern pure, harte Arbeit, sieht man schon lange im Vorfeld der Reise. Weiterlesen

Gastbeitrag: ALBA reloaded – eine Analyse der neuen Mannschaft 2011

Wie schon im letzten Jahr, konnten wir zum Blick auf den Kader von ALBA Berlin einen Gastautor gewinnen. Ron-Revolution, auf schoenen-dunk eine Quelle mutmaßlicher Hintergründe, analysiert für uns das Steineumdrehen 2011, die Stärken und Schwächen des Teams und den Abschied der beiden Franchiseplayer:  Weiterlesen

ALBA vs. Bamberg: Matchball zum Double – Ein Team gegen 13 Individualisten

Die Brose Baskets gewinnen auch Spiel 3 der Finals mit 90:74 und bleiben damit zuhause weiter ungeschlagen, wenn es gegen deutsche Teams geht. Mit einer beeindruckenden Mannschaftsleistung sichern sich die Franken in der Finalserie den ersten Matchball. sc-fitzel schreibt, warum Bamberg einfach besser ist.

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Gastbeitrag nach Spiel 2 der Finalserie Bamberg – Berlin: Ausgleich in der Serie und Diskussionen um Pfiffe

sc-fiTzel schreibt:

Auch wenn ich nur gelegentlicher Gast in der O2-„Meckerecke“ bin, weiß ich doch, dass Julius Jenkins – immerhin zweimaliger MVP und Bester Offensivspieler der Beko-BBL – dort und wohl nicht nur dort als „Crunchtime-Pussy“ verschrien ist. Eben ein Spieler, der gut und viel punktet, aber in den entscheidenden Momenten, im letzten Viertel, wenn das Spiel auf Messers Schneide steht, gerne mal abtaucht und sich aus der Verantwortung stiehlt. Weiterlesen

Finale ahoi (via em:dzei´s blog)

Finale ahoi Nach dem Blowout Sieg der Brose Baskets in Spiel 5 gegen die Artland Dragons stehen die Bamberger Basketballer da, wo sie es sich schon über den gesamten Saisonverlauf verdient haben, im Finale um die Deutsche Meisterschaft. Dort treffen sie auf einen alten Bekannten und den Inbegriff der gelebten Rivalität, den Hauptstadtclub von ALBA Berlin, der sich selbst gerne als Premium-Basketballmarke in Deutschland begreift, aber gegenüber Bamberg deutli … Read More

via em:dzei´s blog

Stilistisch nicht sauber, den Gegner hier zuerst zu Wort kommen zu lassen. Aber mangelnde Zeit und eine kleine Schreibblockade ließen nichts anderes zu. Kosmo aka em:dzei kann sich aber sicher sein, dass ich nach dem heutigen Spiel dann doch mal in die Tasten haue und aufzeige, warum seine kleinen – aber fairen – Sticheleien gen Berlin nicht zutreffend sind.

Gastbeitrag: Euroleague Final Four in Barcelona (2)

Heute folgt der zweite Teil von robbes Euroleague Final Four Beitrag mit einem ganz genauen Blick auf die 4 Teams und einzelne, herausragende Spieler:

TEAM BY TEAM

Montepaschi Siena – Die Toskaner sind die besten Balldiebe der Liga und stellen die effektivste Verteidigung, trotz schlechter Werte beim Defensivrebound und hoher Werte bei den gegnerischen Nahdistanzversuchen- und Quoten. Sie machen enormen Druck am Perimeter und stören den Distanzwurf, geben dafür am Brett Punkte auf. Acht Klubs spielten diese Saison eine effektivere Offense. Bo McCalebb ist nicht der klassische Point Guard, erkennt aber Scoring-Situationen und bricht dann explosiv aus. Häufig liegt der Ball auch in den Händen von Kaukenas und Moss. Distanzwurf von Lavrinovic und Stonerook auf der 4 kann Serien und Spiele entscheiden. Im Viertelfinale 2009 machte Obradovic die Zone zu und gab Stonerook konsequent den Dreier. Dieser verwarf 16 seiner 20 Distanzwürfe.
Schlüsselspieler: Shaun Stonerook – äußerlich ein auffälliger Typ, aber was er auf dem Parkett verteidigt, ackert, passt und Bällen hinterher hechtet wird regelmäßig übersehen.

Panathinaikos – Die Griechen sind mit ihrem langen, vielseitigen Kader auf praktisch jeder Position in der Lage ein Lowpost-Mismatch zu kreieren – auf der 1 über Diamantidis, auf der 2 über Sato, auf der 3 über Perperoglou, auf der 4 über Tsartsaris, auf der 5 über Batiste,
Vougioukas und Maric. Das brach Barca das Genick, aber Montepaschi hat physische Spieler auf jeder Position. Das Pick and Roll läuft primär durch Diamantidis, aber Obradovic legt Wert auf Variabilität und zieht Nicholas und Calathes als sekundäre Ballhandler heran. Distanzwurf von Fotsis ist ein X-Faktor. Zweiteffektivste Offense der Liga, fünfteffektivste Defense. Allerdings sind Obradovic & Co-Itoudis für ihre akribische Spielpräparation bekannt. In einem Final Four sind sie nur schwer zu bezwingen. Je mehr der Gegner über seine Individualisten geht, je mehr Transition-Basketball, desto weniger Einfluss für Obradovic. Aus diesem Grund sind Montepaschi & Maccabi schwerere Gegner für die Grünen als gemeinhin angenommen wird. Schlüsselspieler: Dimitris Diamantidis wird MVP, das steht fest. Nach 2007 endlich wieder Fulltime-Point Guard, prompt die erneute Final Four-Teilnahme.

Maccabi Tel Aviv – Zweiter bei den Steals, dritteffektivste Verteidigung (viel Matchup-Zone), effektivste Offense, Klassenbester bei den Ballverlusten, schnellstes Team unter den Final Four-Teilnehmern. Keine hochkomplexe, perfektionierte Halbfeldoffense, aber die spielen schnelle Teams nie. Wer schnelle Körbe erzielen will der stoppt nach eigenem Rebound, Block oder Steal nicht bei 20 auf der Uhr ab und leitet ein Setplay ein, sondern attackiert situativ. Gerade deswegen wird es für Real Madrid darum gehen, Schortsanitis früh auf der Uhr vom Korb fernzuhalten und Pargo/Eidson den Drive zu verweigern.  Beim Spiel gegen Sofo stellt sich immer die Frage – Doppeln oder nicht? Lange war das Doppeln ein äußerst vielversprechendes Konzept, nur hat der Grieche in dieser Saison sein Passspiel aus dem Double Team so sehr verbessern, dass sich diese Frage ernsthaft stellt. Schlüsselspieler: 99% der Befragten würden auf Schortsanitis oder Pargo setzen, für mich ist es Chuck Eidson. Seine Scoring-Effektivität mag zu wünschen übrig lassen, aber die Dimension, die er durch sein Ballhandling und Passspiel ins Spiel bringt, macht Maccabi erst zu einem überragenden Transition-Team. Außerdem: Zweitbester Balldieb der Liga.

Real Madrid – Halbfeld-lastigstes Team der Liga. Gehen häufig in den Lowpost (über Tomic) und sammeln satte 38,9 Prozent der eigenen Fehlwürfe ein – Hauptgrund dafür, dass ein Team das niedrigprozentig wirft dennoch solide punktet. Messina-Basketball bedeutet passen. Daran hat sich in Madrid nach dessen Rücktritt nichts geändert. Warum auch? Emanuele Molin war 10 Jahre lang Messinas Assistenztrainer. Real wird in Barcelona den Basketball spielen, den Messina installiert hat. Nur die Spielpräparation und die Entscheidungen im Spiel wird ein anderer treffen. Ob Molin diesen Job gut macht wird sich zeigen – unterschätzen sollte man ihn jedenfalls nicht. Schlüsselspieler: Sergio Llull – niedrige Effektivität, aber ein Energiebündel mit starker Perimeterverteidigung. Motor des Teams.

DIE GESCHASSTEN

Es gibt Karrieren, die sind mehr Tragikomödie als Heldenepos.

Marko Jaric hatte seit Jahren so miserabel Basketball gespielt, dass er nicht mehr Basketballer, sondern nur noch Adriana Limas Gatte war. Bis Mitte der Saison blieb er ohne Job. Dann rief Pianigiani an, Jaric spielte mehr schlecht als recht, dennoch Qualifikation für das Viertelfinale. In Spiel 1 gegen Olympiakos schmiss der Serbe reihenweise Bälle so unbeholfen weg dass es weh tat. Siena verlor 41 zu 89. Anschließend machte er 24 Punkte bei 10 von 11 Würfen in Spiel 3 und lieferte in Spiel 4 weitere 12 Zähler hinterher. Ein griechischer Kollege bringt es anschaulich auf den Punkt: „He shat all over Olympiakos“. Strohfeuer oder nachhaltige Leistungssteigerung?

Auch Sofoklis Schortsanitis musste viel über sich ergehen lassen. Für Spiel 4 der griechischen Playoff-Finals 2009 brachten Panathinaikos-Anhänger Plastiktaschen der Supermarktkette Sklavenitis in die OAKA. Beim Aufwärmen wedelten Tausende enthusiastisch mit den Taschen und sangen dabei: „Schortsanitis, Schortsanitis, du hast den Sklavenitis leergefressen!“

2010 wechselte Sofo nach Tel Aviv und verspeiste die europäische Centerelite. Heute lacht niemand mehr.

Nikos Zisis erlebte nach einhelliger Meinung bereits mit 22 den Höhepunkt seiner Karriere, die überragende EM 2005. Zehn Monate später zertrümmerte Varejaos Ellenbogen seinen Kiefer, Zisis kam nie wieder richtig auf die Beine.

Doch als McCalebb ausfiel war er da, eliminierte das Trio Papaloukas, Spanoulis, Teodosic in den Playoffs und spielt nun sein drittes Final Four in vier Jahren.

EHRE WEM EHRE GEBÜHRT

Basketball punktet bei Medien und Fans. Mal ehrlich: Etwas anderes interessiert doch die wenigsten. Es sind die Punkte. Die besten Punktesammler bekommen die Schlagzeilen. Teamerfolg und ein paar Assists taugen noch ganz gut um nicht als Egozocker da zu stehen, aber am Ende geht es um Punkte, Punkte, Assists, Punkte, Rebounds. Eine dominante Defensivleistung wird hin und wieder anerkannt, aber bestimmt nicht glorifiziert. Den besten Verteidigern widmet man sich alljährlich mal beiläufig, weil es eben sein muss, man verteilt einen Award und beschließt anschließend dass es nicht genügend statistische Daten gibt um Verteidigungsleistung zu beziffern. Da müsste man ja selber hingucken! Ich bin der Meinung, dass wir uns dieser Basketballvolksverdummung nicht widerstandslos ergeben müssen.

Es gibt bei allen Final Four-Teilnehmern Spieler, deren Leistung der Boxscore nicht annähernd gerecht wird. Auch abseits des großen Diamantidis, der erst jetzt den MVP-Titel einstecken wird, als er – weil er mehr Würfe nimmt – zum ersten Mal in seiner Karriere im Schnitt zweistellig punktet. Shaun Stonerook ist ein defensiver Alleskönner. Kosta Tsartsaris verteidigt weit hinter der Dreierlinie mit einer Intensität, die Ihresgleichen sucht. Er liest Help-the-Helper-Situationen so verlässlich richtig wie nur wenige andere. Bo McCalebb ist ein fantastischer Balldieb. Guy Pnini ist lang, verteidigt bissig auf den Positionen 2-4. D’Or Fischer der beste Shotblocker der Liga. Antonis Fotsis bringt Mobilität und Aktivität. Romain Sato ist ein starker 1-1 Stopper. Nick Calathes entnervte in den Viertelfinals Juan Carlos Navarro so wie Prigioni zuvor im Copa del Rey-Finale. Doron Perkins entfacht am Perimeter unglaublichen Druck, dazu blockt er, stiehlt und sammelt Rebounds ein. Lior Eliyahu kann problemlos Guards vor sich halten.

Wer auch immer am Ende den Titel holt, Rollenspieler werden daran entscheidenden Anteil gehabt haben.

Tipp

Maccabi im Finale über Montepaschi

Vielen, vielen Dank an unseren Gastautor robbe für diese beiden tollen, ausführlichen Blogs zum FinalFour 2011 in Barcelona!

Spielplan heute: 18:00 Uhr Panathinaikos vs. Montepaschi, 21:00 Uhr Maccabi Tel Aviv vs. Real Madrid

Finaltag Sonntag: 13:30 Uhr Spiel um Platz 3, Finale um 16:30 Uhr

Gastbeitrag: Euroleague Final Four in Barcelona (1)

robbe nimmt die vier europäischen Spitzenteams für euch auseinander, die sich am Wochenende (Halbfinals an diesem Freitag, Finale am Sonntag) im Euroleague Final Four in Barcelona gegenüberstehen:

VORGESCHICHTE

Neues Spiel, neues Glück?

Die Saison 2010/11 war von Beginn an nicht wie jede andere. Der neue Court – 6,75m-Linie, rechteckige Zone – bot Diskussionsstoff. Es folgte eine Hauptrunde mit zahlreichen Überraschungen, weil die großen Klubs in der Offense nicht die Effizienz der Vorjahre brachten und vor allem mit dem Distanzwurf Probleme hatten. Die Sicherheit kam langsam im Laufe der Saison, so dass die Dreierquote in den Viertelfinals (37,9%) ihren vorläufigen Höhepunkt fand. Spätestens in den wichtigen Spielen des Top16 war definitiv Schluss mit lustig. Mit Olympiakos, Panathinaikos, Real Madrid, Barcelona, Caja Laboral, Valencia, Montepaschi und Maccabi standen weitestgehend die Favoriten im Viertelfinale. Unrühmliche Ausnahme war CSKA Moskau, das katastrophal startete, Ex-Partizan-Macher Vujosevic unter mächtigem Druck der Fans in die Wüste schickte und schlussendlich in der Vorrunde scheiterte.

Die Zuschauerzahlen können sich sehen lassen. Gepowert durch neue, attraktive, besser gelegene Hallen in Ljubljana und Istanbul strömten 24,6 Prozent mehr Zuschauer in die Arenen als in der Vorsaison.

DIE VIERTELFINALS

In den Viertelfinals wurde fantastischer Basketball gespielt. Ein Basketballfest mit taktischen Kniffen, wahnsinniger Intensität und überraschenden individuellen Leistungen.

Olympiakos gegen Montepaschi begann mit einem Schlachtfest: Siena spielte, als hätte man den Spielern Schlaftabletten verabreicht. Am Ende hieß es 89 zu 41. Die Toskaner revanchierten sich mit drei deutlichen Siegen in Serie. Drei Bilder bleiben im Kopf: 1) Wie Malik Hairston die Flügel der Roten ein ums andere Mal beim Offensivrebound überpowert; 2) Wie Marko Jaric in Spiel 3 im Pick and Roll Sprungwurf auf Sprungwurf über die ausgestreckten Arme von Nesterovic & Bourousis schießt; 3) Wie Spanoulis in den wichtigen Phasen den Ball hoffnungslos überdribbelt; Sowieso war es ein Scheitern des großen Guard-Trios Spanoulis, Teodosic, Papaloukas. Papaloukas spielte immer dann stark wenn er wirklich als Spielmacher agieren durfte, war aber zu oft Abseits des Balles unterwegs. Spanoulis/Teodosic klickte einfach nicht. Vielsagender Fakt: Stand der Serbe mit Spanoulis gemeinsam auf dem Parkett, schoss er 25,3 Prozent aus dem Feld, darunter 21,9 Prozent aus der Distanz. Letzte Saison hatten Papaloukas/Teodosic noch gemeinsam die Liga durcheinandergewirbelt, Letzterer wurde MVP. Wenn Obradovic addition by substraction erreicht hat, indem er den Ball zurück die Hände seines besten Spielers – Diamantidis – brachte, dann ist dies hier wohl ein Fall von substraction by addition.

Caja Laboral gegen Maccabi war von Anfang an die Serie mit dem höchsten Tempo, dem besten Flow und den spektakulärsten Offensivleistungen. In Spiel 1 retteten sich die Basken noch mit einer selbst für ihre Verhältnisse bombastischen Wurfleistung (13/26 Dreier) über die Ziellinie, in Spiel 2 warfen sie nicht schlechter (10/20), wurden aber im Lowpost von Big Sofo verprügelt. Am Ende drückte Pargo Logan den Gamewinner ins Gesicht. In Tel Aviv gab es trotz der Verletzung von Doron Perkins kurzen Prozess. In Spiel 4 machten die Gelben 99 Punkte in 67 Possessions. Wisst Ihr wie viele Possessions ein durchschnittliches NBA-Spiel hat? 92. Wie viele Punkte macht man mit 92 Possessions bei gleicher Effizienz? 136.

Zweifellos war Barcelona gegen Panathinaikos die meistbeachtete der vier Serien. Panathinaikos hatte das Viertelfinal-Heimrecht mit einer Heimniederlage gegen Lietuvos Rytas verspielt, während Barca Top16 mit 6:0 abschloss, darunter zwei Siege über Maccabi. Obradovic brannte von Beginn an ein Feuerwerk an der Seitenlinie ab, richtete giftige Kommentare an die Unparteiischen, die sein Gegenüber Pascual nach Spiel 2 nur halbherzig konterte. Barcelona gewann Spiel 1 trotz einer phänomenalen Leistung von Diamantidis mit 83:82, bevor die Griechen Spiel 2 mit 75:71 stahlen. Obradovic ließ konsequent von Rubio & Sada weg- und zu Navarro hin rotieren, womit beide Aufbauspieler – Werfen ist nicht wirklich ihre Stärke – nichts anzufangen wussten. In Spiel 3 & 4 näherte sich die Panathinaikos-Defense der Perfektion. Obradovic spielte häufig Box- oder Diamond and One-Defense (mit Calathes gegen Navarro), die sich bei jedem Versuch des Drives am oberen Zonenrand blitzschnell in eine Matchup-Zone verwandelte. Obradovic, Diamantidis und Calathes ernteten nicht zu Unrecht die Lorbeeren, aber vor allem die Defensivarbeit der Power Forwards Tsartsaris und Fotsis war so unfassbar gut, dass sie besondere Erwähnung verdient.

Real Madrid gegen Valencia blieb bis Spiel 5 die vergessene Serie. Ettore Messina hatte ein urchschnittliches Team zum Playoff-Heimrecht geführt, bevor er der Basketballwelt mit seinem Rücktritt die Schuhe auszog. Zu wenig Geduld, überzogenes Anspruchsdenken des Klubs prangerte er an. Sei ehemaliger Co- und neuer Interimscoach Molin änderte nicht viel, re-installierte allerdings Felipe Reyes als klare Nummer 1 auf der 4, wo ihm der erst 19-Jährige Nikola Mirotic unter Messina den Rang abgelaufen hatte. Real gewann eine langsame, physische, aber nicht hochklassige Serie durch solide Defensivarbeit und überwältigende Dominanz beim Rebound.

DAS FINAL FOUR

Aus dem Favoriten-Quartett Barca-Panathinaikos-Olympiakos-CSKA schaffte es nur ein Team ins Final Four. Ein Turnier der Außenseiter ist es dennoch nicht.

Siena und Tel Aviv gehören zu jenen Teams, die zwar im Regelfall keine Unsummen ausgeben können, die aber ein Monopol auf heimisches und in heimischen Arenen spielendes Basketballtalent besitzen. Die Israelis angelten sich vor der Saison, als Nachverpflichtung für den lebensgefährlich kranken Mikhail Torrance, Jeremy Pargo von Galil/Gilboa, Volltreffer. In der Vorsaison hatten sie Doron Perkins verpflichtet, BSL-MVP von Maccabi Haifa, noch ein Volltreffer. Zwei Jahre davor Terence Morris von Hapoel Jerusalem, schon wieder ein Volltreffer. Dazu kaufen sie erwiesene Fachkräfte, die in finanzschwächeren Teams, gewöhnlich in kleineren Ligen, den Durchbruch schafften: D’Or Fischer hatte sich in der belgischen Liga dumm und dämlich gereboundet, Chuck Eidson war EuroCup-Sieger und MVP mit Rytas, Alan Anderson hatte eine spektakuläre Saison für Cibona Zagreb hingelegt, Stephane Lasme in der Euroleague Angst und Schrecken unter den Körben verbreitet.

Siena funktioniert ähnlich. Terrell McIntyre, Romain Sato, Rimantas Kaukenas, Shaun Stonerook und David Moss hatten sich in der Serie A (bzw. B) bewiesen bevor Pianigiani und Minucci zugriffen. Bo McCalebb war bei Partizan der Durchbruch gelungen, Milovan Rakovic hatte in St.Petersburg für Aufsehen gesorgt. Man verrichtet solide Arbeit. Siena, Caja Laboral oder Tel Aviv, das ist der vorletzte Schritt auf der Karriereleiter.

Real Madrid hat Geld, wird aber keinen nachhaltigen Erfolg haben solange das Management nicht in der Lage ist Spieler entweder mit viel Know-How selber zu evaluieren oder diese Aufgabe alleine dem Coach zu überlassen. Dem jungen Kern um Llull, Suarez, Mirotic und Tomic steht eine erfolgreiche Zukunft bevor, doch bleibt zu befürchten dass der Name eines Spielers – nicht dessen Leistung – in diesem Klub weiterhin eine übergeordnete Rolle spielen wird.

Panathinaikos legt die Transferpolitik alleine in die Hände des Trainerteams und fährt gut damit. Die einzige Aufsehen erregende Verpflichtung der letzten Jahre ? Sarunas Jasikevicius. Nicholas, Fotsis, Pekovic, Nicholas, Sato, Maric, Vougioukas, Kaimakoglou – keiner dieser Namen war zum jeweiligen Zeitpunkt der große Hammer. Heute werden 59% aller Panathinaikos-Minuten von Griechen gespielt, dritthöchster Wert der Liga. Es ist nicht die ganz große Startruppe, aber eine hart arbeitende Einheit.

Vielen Dank an robbe für Teil 1! Morgen früh geht es weiter mit Teil 2 (Team-by-Team-Beurteilung, Chancen und Siegertipp)

Gastbeitrag: Popcorn-Basketball in Berlin

[sc-Fitzel schreibt] Nach langer Abstinenz war ich gestern wieder zu Gast bei ALBA Berlin in Block 209 in der „Mecker-Ecke“. Das Spiel war schon vorher ziemlich bedeutungslos und es hat mich auch primär in die O2-World verschlagen, weil ich gute Freunde wiedersehen wollte. Bis kurz vor Tipp-off wusste ich noch nicht mal genau gegen wen ALBA gestern eigentlich antreten musste. Eine kurze Umfrage im Block ergab, dass es wohl die WALTER Tigers Tübingen sein müssten; ganz sicher war man sich da aber auch nicht. Auch ALBA’s Co-Trainer Konstantin Lwowsky tat sich im Vorbericht sichtlich schwer diesem Spiel noch irgendwelche Bedeutung beizumessen. Dementsprechend waren unsere Hoffnungen auf einen lockeren Aufgalopp in Richtung Playoff und spektakulären Basketball der Marke Air-Taylor™ gerichtet. Weiterlesen