„Da in den Becher bitte…“

…oder was auch immer der Dopingkontrolleur damals zu Nate Fox gesagt hat, als er ihn bei einer regulären Dopingkontrolle mit THC erwischt hat. Nun ist Nate Fox wieder da. Gestern meldeten dies die Braunschweiger New Yorker Phantoms und ich twitterte etwas polemisch.

Im Gegensatz zu den Bremerhavenern sparte man sich in der Braunschweiger Pressemitteilung die großen Töne. Nichts von geläutert und ein neuer Mensch. Gut so. Nate Fox muss sportlich überzeugen. Clean bleiben müssen alle. Das ist ne Selbstverständlichkeit, die eigentlich keiner Erwähnung bedarf.

Bis zu seiner Sperre war Nate Fox DER Leistungsträger in einer starken Leverkusener Mannschaft. Ein Publikumsliebling, wie Korbsport schreibt und mit Video belegt, der die Liga bereichern kann.

Letzte Saison war es still in der BBL um die Tüte, die zwar irgendwie zur Jugendkultur gehören mag und bei der man über den Sinn und Unsinn der Illegalität vortrefflich auch in der Popkultur streiten kann.

Zwei Spieler, die „passiv gekifft“ haben wollen, zeigten sich letzte Saison reumütig selbst beim Club an und wurden sicherheitshalber gesperrt. Der Tagesspiegel brachte damals einen  Artikel zu Kiffen und Basketball. Kein einziger positiver Dopingtest ist 2008/09 in der BBL öffentlich geworden. Ein offensichtlicher Gegensatz zu 2007/08. Entweder sind sie plötzlich wirklich alle sauber und die Sperre von Fox zeigte Wirkung, oder die Kontrolldichte ist einfach niedrig.

Aber eines ist klar: Besser ohne Droge, egal ob auf oder neben dem Platz. Und vor allem bei Sportlern mit Vorbildfunktion ist der Joint ein klares „don’t“. Sport macht Kids stark. Kiffen nicht. Kiffen fällt unter die Dopingbestimmungen, auch wenn es „nur“ eine kleine Sperre nach sich zieht.

Dirk Nowitzkis pro bono Kampagne ist da richtig gut. Warum lief das eigentlich letzte Saison eigentlich nicht vor den Spielen auf den Videowürfeln in den Hallen?


Ich finde es tatsächlich besser, dass Braunschweig nicht schon in der Pressemitteilung groß erklärt und rechtfertigt. Zu groß ist die Gefahr, dass es als „cooles“ Lifestyle-Biographie-Element des Bad Boys wirkt. Es macht auch kaum Sinn, sich darüber groß aufzuregen. Knapp unter 30 % der 12 bis 25jährigen haben laut Drogenaffinitätsstudie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung schon mal gekifft.

Hinbekommen hat den Schritt von THC-Konsumenten zum Leistungsträger in der Nationalmannschaft ja auch ein anderer neuer Braunschweiger Spieler: Heiko Schaffartzik. Und der kann sich wohl sicher sein, als Kaderspieler einer strikten Dopingkontrolle zu unterliegen, die jeden Rückfall schonungslos aufdecken würde. Für ihn persönlich mag das Thema daher durch sein:

Sagen will er [Heiko Schaffartzik] zu jener Episode nichts mehr. „Das ist vier Jahre her, und ich habe das Thema so durchgekaut.“ (braunschweiger Zeitung)

Die Phantoms haben nun zwei ehemalige THC-Dopingsünder im Kader, als Club könnten sie jedoch darüber nachdenken, wie sie damit umgehen. Das Lästern der Fans müssen die Braunschweiger in jeden Fall ertragen, denn sie wussten bei der Verpflichtung von Fox, dem letzten größeren THC-Aufreger der Liga, worauf sie sich einließen.

Momentan schweigen sie, doch ist das die richtige Wahl? Denn wegdiskutieren lassen sich die wiederkehrenden Geschichten von Basketball und Cannabismissbrauch wohl kaum, weder hier noch in den USA, wie jüngst im Falle Beasley.  Vielleicht wären Taten und ein Engagement in der Suchtprävention ein Weg, dem Phantom der THC-Sperren in den Biografien zweier ihrer Spieler zu begegnen. In Braunschweig und anderswo.

PS: Informationen und Beratung zu Sucht gibt es unter anderem bei drugcom.de und speziell zum Cannabiskonsum unter quit-the-shit.net.

2 Gedanken zu „„Da in den Becher bitte…“

  1. Das ist ja eine klassische Win-Win-Situation.
    Nate, der vor seiner Begegnung mit dem Becher wohl schon mindestens auf dem Weg zu den Fleischtöpfen der Liga gesehen wurde, hat jetzt eine Chance, seine Läuterung und seine Leistung in der BBL vorzuführen.

    Und Braunschweig als fast schon notorischer Play-Off-Verweigerer hat die Möglichkeit Drevo mehr als gleichwertig zu ersetzen. Zumindest für eine Saison….

  2. Eine strikte Dopingkontrolle?

    Ach, Gruebler, daran möchten wir doch alle nicht glauben.
    Auch als Nationalspieler kommt man doch auch nur im Extremfalle auf mehr als eine Handvoll Kontrollen pro Saison seitens der NADA. Und man kann dann überlegen, was die NADA/ der DBB im abgenommenen Blut suchen wollen und was nicht. Denn aus Kostengründen sucht man ja nicht nach ALLEN Dopingstoffen, sondern nur nach einer Auswahl.

    Ich gönne Herrn Fox aber seine neue Karrierestation.
    Generell halte ich es nämlich für weltfremd, einem Berufssportler nur aus reiner Zufallskontrolle seinen Arbeitsplatz für immer wegnehmen zu können.

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