Anfang der Woche habe ich hier eine Umfrage gestartet um herauszufinden, was eurer Erfahrung nach neue Fans am Basketball begeistert. Hier gibt es die Ergebnisse.
Anlass der Umfrage war die anhaltende Kritik von @Sportsfreund an der These „Deutsche Spieler bringen neue Zuschauer“. Die hier gestellte Frage lautete:
Was ist nach eurer eigenen Erfahrung für NEUE Zuschauer attraktiv? Sicher habt ihr schon mal nen Freund/eine Freundin mit zum Basketball geschleppt oder es zumindest versucht. Was fanden diese attraktiv oder noch besser: Was fehlt, damit sie regelmäßig hingehen?
Insgesamt wurden 781 Stimmen abgegeben, wobei allerdings Mehrfachnennungen möglich waren. Die Zahl der Voter wird leider von polldaddy.com nicht erhoben. Jeder konnte grundsätzlich nur einmal abstimmen, was durch Cookies und IP-Sperre sicher gestellt wurde. Die Ergebnisse wurden binnen der ersten Tage nach dem Voting nicht angezeigt, um ein acting in concert zu vermeiden. Allerdings ist die wohl größte Schwäche der Umfrage, dass die hier zur Abstimmung aufgeforderten Leser eben keine „neuen Zuschauer“ sind, sondern im Wesentlichen der harte Basketball-Fankern. Von Nicht-Fans weiß ich, dass dieses Blog an ihren Bedürfnissen eher vorbeischreibt, zu speziell ist.
Drei wesentliche Motive kristallisieren sich nach der Umfrage heraus:
- Gute Stimmung (23 %)
- Spannendes Spiel (23 %)
- Sportlicher Erfolg (13 %)
Alle weiteren Punkte hatten in etwa die gleiche Relevanz mit ca. 8 %. Was ist also das Fazit? Gute Stimmung ist ganz ganz wichtig. Neue Zuschauer wollen von aktiven, fröhlichen, lebhaften Fans unterhalten werden und Spaß haben. Dann auf Augenhöhe das spannende Spiel. So sehr man auch Pommers „Wir sind der stärkste Wettbewerb“ streiten kann. Offenbar scheint es für viele Zuschauer wichtig zu sein. Doch eben nicht um den Preis des sportlichen Erfolgs (13 %). Vermutlich ist das allerdings ein wenig standortabhängig. Doch z.B. in Braunschweig, wo zwar ein spannendes Spiel geboten wurde, die zu große Halle aber stimmungsarm ist und der Erfolg seit Jahren fehlt, könnte dies die mangelnde Zuschauerresonanz erklären. Bei sportlichen Misserfolg werden jedenfalls die Hallen leer.
Aber genug der laienhaften Analyse. Hier sind die Ergebnisse:

Die Umfrageergebnisse
Ich denke die Umfrage trifft es ganz gut, auch wenn sie nicht reprensentativ ist.
Ich bin vor Urzeiten mal in Garmisch gewesen, beim Eishockey. Vorher nie Live gesehen. Das war der Hammer. Tolle Atmosphäre, Spannung, Aktion. Das Fussball Bundesligaspiel am Tag vorher war dagegen stinklangweilig. Als Ortsansässiger wäre ich damals zum Fan geworden.
Es waren für mich als Neu-Zuschauer, die mich damals beim Eishockey begeistert haben, wie heute einige beim Basketsball.
In Oldenburg gibt es derzeit viele neue Kunden (600 neue DK einschl. Stop der Neukunden), was den 3. Platz dieser Abstimmung bestätigt.
Das gilt aber alles für neue Zuschauer in der Halle. Nur gilt dies überhaupt nicht für den Punkt, wie bekommt man diese Zuschauer überhaupt in die Halle und noch wichtiger, wie interessiere ich Leute für den Sport die gar keine Halle in der direkten Nähe haben (die absolute Mehrheit in Deutschland). Für diese sind nahezu alle Punkte der Top 3 vollkommen uninteressant. Und wenn man wegen Ausgeglichenheit sich für eine Sportart interessiert, hätte Handball ein gigantisches Problem. ;-) Um mal ein Argument aufzunehmen, dessen Ursprung nicht bei mir liegt, aber durchaus Sinn macht.
„Von Nicht-Fans weiß ich, dass dieses Blog an ihren Bedürfnissen eher vorbeischreibt, zu speziell ist.“
Wie müsste eigentlich ein Blog für Nicht-Fans aussehen? Vorstellung der Regeln? Vorstellung der Teams? BBL-/DBB-Historie? Finde ein Blog für Nicht-Fans aka Gelegenheitszuschauer eine ganz interessante Idee…
Die Umfrage bestätigt die Studie, die der BBL vorliegt. af4e stellt da wirklich eine relevante Frage: Wie weckt man das Interesse in den basketballtoten Zonen Deutschlands? Wohl nur durch eine gute Präsenz im Free-TV, oder?
Ich jedenfalls habe mich bemüht, aus der Sicht des absoluten Frischlings abzustimmen. Zumindest am Standort Gießen sind die vorwiegend nichtdeutschen Spieler (auch das stimmt ja hier nur weniger als andernorts) absolut nicht das Problem der Newbies, aber das große, große Problem der vielen „Altfans“ und zwar nicht aus Nationalitätsgründen, sondern ganz überwiegend aus Kontinuitätsgründen. Zwar ließ der Zuschauerstrom hier trotz rattenschlechter Saisons in Serie kaum nach (schon wieder untypisch), aber ich weiß von vielen alteingesessenen Fans, dass sie keine Lust mehr haben sich jede Saison wieder 10-12 neue Spieler zu merken, die in 8 Monaten spätestens wieder verschwunden sind.
Die deutschen Spieler wünscht man sich hier vor allem deshalb, weil die eben lange bleiben bzw. blieben – 3 Jahre, 5 Jahre, 10 Jahre und weil man sie auch „privat“, sprich von der Strasse her, kennt und auch mal gern ein Radler zusammen trinkt. Oder weil der Vadder von Spieler X mit Fan Y im selben Kegelverein ist oder die Schwester die Mutter zur Klassenlehrerin hat. Besonders geliebt sind natürlich immer noch die Eigengewächse von Tschang Jungnickel über Hansi Hess, U. Strack, Matzi Strauss, Mike Koch, Henning Harnisch bis heute zu Jo Lischka. Da gibts in der NBBL auch mal Sonntags morgens 1000 zahlende Zuschauer (sicher auch untypisch). Diese bittere Erkenntnis dämmert dem Gießener Publikum nur langsam, dass diese goldenen Tage endgültig vorbei sind. Ob die Erkenntnis hier überhaupt verdaubar ist, muß sich noch zeigen. Viele Gespräche in letzter Zeit lassen mich daran zweifeln. Als zugereistes Beispiel nehme ich mal einen Jan Villwock, Thomas Andres usw. Wenn also heute – fiktiv – ein Michael Umeh hier 5 Jahre spielt oder 8 und hier eine Familie gründet und beim toom einkauft, dann ist das egal, wo der herkommt und welchen Pass er hat.
Die deutschen Spieler sind also hier eher Mittel zur Identifikationssuche, als wirklich der Wunsch Deutsche auf dem Feld zu sehen.
Jeder Gießener BB-Fan wäre jubelnd zufrieden mit home-grown-players aller Farben und Herkünfte, wenn sie eben nur nicht wechseln würden, wie die Bettwäsche oder sagen wir die Jahreszeiten……..
Nach einer Basketballsaison kann ich mich glaube ich noch als „Frischling“ bezeichnen. Auch ich bin nur durch Zufall regelmäßiger Besucher geworden. Meine Tochter geht auf eine Grundschule, die am Programm „ALBA macht Schule“ teilnimmt. Da das Training ihr super gefiel, sie aber nicht mit den „schubsenden Jungs“ zusammen spielen wollte, haben wir einen Verein in Wohnnähe mit einer reinen Mädchenmannschaft gesucht. Jetzt finde mal einen! Beim Stöbern im Netz bin ich auf ALBA gestossen, die auch gerade noch Mädchen gesucht haben. ( Vor einem Jahr waren 10 in ihrer Mannschaft mittlerweile sind es über 20). Zu den PO´s hat ALBA Freikarten für die Mitglieder im Familienblock verschenkt. Mir hat die Stimmung damals in der MSH so gefallen, das ich für jedes Heimspiel der Playoffs Karten gekauft hab. Mein Sohn durfte im Rolli sogar die beiden Finals unten an der Bande sitzen. Das wir Meister geworden sind war natürlich Klasse und war vielleicht mit ein Grund das wir in der nächsten Saison Dauerkarten gekauft haben.
Aber um auf’s Thema zurückzukommen. Die Gründe was den Sport attraktiv macht sind vielfältig. Wenn man nicht einmal weiss ( und vor „ALBA macht Schule“ wusste ich nicht wer ALBA ist) das in Deutschland guter Basketball gespielt wird, kann man auch nicht in die Hallen gehen bzw Leute dafür begeistern. Ganz wichtig finde ich deshalb wie schon Sportsfreund schrieb die Präsenz im TV.
Und ganz zum Schluss:
@gruebler: Deinen Blog find ich Klasse. Er hat mir zu viel mehr Verständnis in der Basketballwelt verholfen. Wenn ich etwas über Regeln lesen will, schau ich bei Tante Wiki :-)