Während sich ALBA letzten Samstag um 20 Uhr gegen den Tabellenvorletzten BBC Bayreuth quälte, waren die Gießener zu gleicher Uhrzeit gegen den Tabellenletzten, die Giants aus Düsseldorf, tätig. Es war Abstiegsk(r)ampf pur, der Drittletzte zu Hause gegen den Letzten. Viel stand auf dem Spiel. Es war do or die. Erwartungsgemäß wurde es nicht schön, nicht einfach und auch elegant ist anders. Am Ende aber fielen die Felsbrocken von Herz und Magen laut hörbar rumpelnd durch die Osthalle, während andernorts das muntere Steinedrehen offenbar noch in vollem Gange ist. Die LTi Gießen 46ers siegten im Abstiegskrimi 66:50 (33:30) und haben sich erstmal etwas Luft verschafft. Auch Dank des Berliner Sieges gegen Bayreuth (siehe Teil1).
Die Fans waren vor dem Spiel in einer guten angriffslustig-fröhlichen Stimmung, wollten eigentlich so richtig Alarm machen und die Mannschaft unterstützen – doch das hielt nur 5 Minuten. Nach erfolgreichem Beginn und gut rausgespielter Führung, machte sich wieder der alte Schlendrian breit. Die Anhängerschaft sahs mit blankem Entsetzen, es blieb einem glatt das Licher im Halse stecken. Ab da war die groß angekündigte Stimmung in der Halle nur noch ein furchtsames Pfeifen im Walde. Angst lähmte die Ränge,
selten war sie so nah und fast physisch greifbar wie letzten Samstag. Die Starter verlegten leichte Bälle, vergaßen vorne sich zu bewegen, Michael Jordan legte eine 20 Sekunden Dribbelorgie nach der anderen hin, die Defense hatte sich sowieso schon vorzeitig in die Halbzeit zum Pausengetränk verabschiedet und die Turnover rauschten nur so links und rechts in die Banden. Kopfschütteln und ungute Bauchgefühle allenthalben beim 33-30 Halbzeitstand. Anders als bei Berlin, waren es in Gießen aber die Bankspieler, die es rausrissen. Weil wirklich gar nichts mehr ging und die Führung immer noch im niedrig einstelligen Bereich lag, wo sie längst bei über 20 hätte sein müssen, wurde nach und nach fast die gesamte 2. Fünf aufs Feld gebracht. Da seit Wochen – vereinsseitig relativ unkommentiert – mit Giorgi Gamqrelidze der etatmäßig startende Pointguard auf der Tribüne (oder in zivil auf der Bank) sitzt, blieb dem neuen Coack Steven Key nicht viel anderes übrig, als das Gießener Eigengewächs Mathias „Matze“ Perl mit heavy minutes aufs Parkett zu schicken. Der schlug sich mehr als tapfer, leistete großes in der Defense, kämpfte wie ein Verrückter und versah ansonsten unaufgeregt den Spielaufbau. Dazu kamen noch Jannik Freese mit einer wirklich sehr guten Leistung (5 Rebs), Dirk Mädrich mit schönen Aktionen in der Offense und Tim Schwartz mit einem eisencoolen Dreier rechts an der Eckfahne. Die Energie dieser Bankspieler und die Matze Perl-Matze Perl-Gesänge in der Halle schienen dann auch die letzten Blockaden bei den zurückkehrenden Startern zu lösen.
Auch das Publikum biss sich im Gegner fest – und endlich, endlich war die Halle da. Von 44-41 (28. Minute) ging es mit der defensiven Kampfarbeit der zweiten Fünf schnell und sogar halbwegs souverän zum 64-43 (39. Minute/nur 2 Punkte in 11 Min. für Düsseldorf!) bis zum 66:50 Endstand. Erleichterung machte sich in der Halle breit und mit dem Schlusspfiff kam, erst langsam dann gewaltig, die Freude. Die Spieler hüpften wie die kleinen Kinder auf dem Feld herum, während die Zuschauer noch damit beschäftigt waren, die Finger aus den zerrauften Haaren zu lösen und die Stimmbänder zu entknoten. Spätestens aber, als Dirk Mädrich sich das Megaphon schnappte und lautstark die erste H-u-m-b-a seit dem 17.10.2010 anstimmte, war der Bann gebrochen. Egal wie, die Punkte sind da, der Abstieg (wieder einmal) höchstwahrscheinlich vermieden. Es wurde lang und viel gefeiert, viel Schweiß von der Stirn gewischt – auch Geschäftsführer Christoph Syring war im Interview nach Spielschluss die Erleichterung deutlich anzusehen.
Hier die Highlights des Spiels aus Gießener Sicht zusammengestellt:
Kaum halbwegs wach nach dem Feiern, stand letzten Sonntag schon das megagehypte Spitzenspiel der ProA an. FC Bayern gegen Würzburg vor 12.200 Zuschauern und auch noch live im TV. Wow. So was hat der deutsche Basketball selten gesehen, geschweige denn die 2. Liga. Um 14:30 Uhr saß also ganz Basketballdeutschland vor dem Bildschirm und spätestens in der 2. Hälfte überzeugte das Ganze nicht nur als Event, sondern auch auf dem Feld. Und es wurde ganz klar, die Bayern drängen nicht nur mit Macht in die erste Liga, sondern dort auch ganz nach oben. Wenn schon, denn schon – that´s FCB Style. Was das für einige kleiner Vereine, wie z.B. Gießen, bedeutet und bedeuten könnte, machte auf SD der User „deissler“ schön deutlich.
Mit Würzburg und Bayern nächstes Jahr wirds für uns extrem eng. Ganz buchstäblich scheint die BBL Gießen allmählich über den Kopf zu wachsen. Die Düsseldorfs und Karlsruhes, Nürnbergs und Kölns der letzten Jahre sterben peu a peu aus.
Auch LTi Gießen46ers Geschäftsführer Christoph Syring ahnt, dass da jemand im Rückspiegel schnell grösser wird. Mit Lichthupe und Dauerblinker links:
Ein Wermutstropfen ist allerdings, dass dann wohl ein Play Off Platz weniger für kleine Teams zu Verfügung steht.
Es werden aber nicht nur die direkten Auswirkungen sein, sondern auch eine noch grössere Folge indirekter Wirkung wird durch die Schubkraft der „Bayern“ über die BBL hereinbrechen. Warm anziehen ist also an einigen Standorten angesagt, während sich die BBL als Liga über die neue rote Lokomotive bei dem ehrgeizigen Ziel, die spanische ACB zu überholen, nur freuen kann.
Hachja, soooo war das…
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