Nachträge zur Fernsehfrage, die zweite

Hoffentlich abschließend – diesen Sommer soll ja wohl sowieso neu über die TV-Berichterstattung der BBL verhandelt werden – nun noch ein paar Links zu dem Skandal der Nichtübertragung des fünften BBL-Finalspiels bei Eurosport und die technischen Probleme von sportdigital.tv.

Einen mit vielen Hintergründen auch in den Kommentaren gespickten Blogpost gibt es bei allesaussersport. Es ist sowieso eine der führenden Webseiten, wenn man sich für das Verhältnis von Sport und Fernsehen interessiert.

Der Tagesspiegel schrieb heute gestern (ist nun doch spät geworden) in der Printausgabe „Keiner hat’s gesehen“:

Das vielleicht spannendste Finish der Bundesliga-Geschichte fand beinahe unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. … Liga-Chef Jan Pommer nennt die Panne „verdammt ärgerlich – so was darf nicht passieren“. In Mails an die Bundesliga-Zentrale und in Internetforen machten Basketball-Fans gestern ihrem Ärger Luft und kündigten an, ihr Geld zurückfordern zu wollen.

Die BBL und sportdigital beziehen Position. Die BBL äußert Verständnis für sportdigital und kritisiert die technischen Defizite:

Gleichwohl hat unser TV-Partner nach Verhandlungen mit Eurosport entschieden, die Begegnung nicht zu veräußern und sie stattdessen exklusiv auf sportdigital auszustrahlen. Selbstverständlich hätte es die Liga begrüßt, wenn es zu einem Agreement mit Eurosport gekommen wäre. Die BBL hatte die Entscheidung von sportdigital … zu respektieren.

Dass gestern Abend technische Probleme die reibungslose Ausstrahlung für eine erhebliche Anzahl von sportdigital-Nutzern verhinderten, ist sehr bedauerlich und zu kritisieren und wurde bereits von Seiten der BBL bei unserem TV-Partner in sehr deutlicher Form hinterlegt.

Immer klarer wird: Die BBL hatte längst nichts mehr mit den Rechten zu tun. Viel weniger, als man nach den Stellungnahmen unter anderem von JAn Pommer und auch noch nach dem Einleitungssatz er heutigen Presseerklärung vermuten könnte.

Auch FAZ.NET bringt einen kleinen Beitrag:

„Wir hatten zahlreiche Anrufe von enttäuschten Fans”, berichtete eine Sprecherin des Sportkanals. „Wir bedauern das sehr, hatten darauf aber keinen Einfluss”, sagte BBL-Sprecher Dirk Kaiser. Zu allem Überfluss waren auch die Bilder bei Sportdigital TV erheblich gestört.

Für die Nichterreichbarkeit der Internetübertragung konnte die BBL nichts, das bestätigt auch sportdigital:

An diesem Problem trifft die BBL keine Schuld. …

Durch diesen enormen zeitgleichen Ansturm auf die Website kam es beim Login- und Kaufprozess zu einem Engpass, der dann zum Crash der Seite führte. Diese konnte sich dann erst ab 20.30 Uhr wieder langsam erholen und war erst ab dem 3. Viertel wieder vernünftig erreichbar.

Mund abwischen, daraus lernen. Im Sommer wird neu verhandelt wie Spiegel Online hervorhebt. Die Position von sportfivc dürfte seit Donnerstagabend nicht besser geworden sein.

BBL-Geschäftsführer Jan Pommer verteidigte zwar „die handfesten finanziellen Interessen“ des Bezahlsenders Sportdigital, machte aber deutlich, dass die Liga sich im Sommer auch für andere Fernsehpartner entscheiden könnte: „Es ist offen, wie und welcher Form es mit der BBL bei Sportdigital weiter geht.“ Die Zusammenarbeit werde „nicht um jeden Preis“ fortgesetzt

Aus den Foren auf schoenen-dunk möchte ich noch den Beitrag von @Goldlocke ausschnittsweise zitieren, der vielleicht am deutlichsten klar macht, warum FreeTV so wichtig ist. Nicht (nur) für uns Fans, nicht (nur) fürs Geld, aber für den Sport und den Nachwuchs:

Diese Saison hat sich etwas bewegt: erstmals seit Jahren fand unsere Sportart Basketball wieder im frei empfangbaren Fernsehen statt. Vereinstrainer ließen das Training ausfallen oder organisierten eine Mannschaftsfeier, um selbst die Playoff-Spiele anschauen zu können und um ihrem Nachwuchs zu zeigen, welche Mannschaften in Basketballdeutschland die Vormachtstellung haben, wie Bundesligabasketball in Deutschland funktioniert, in welchen Vereinen ihre Nationalspieler auf Korbjagd gehen (oder auch nicht…). Denn unser Nachwuchs – insbesondere der jüngere – weiß meist nicht viel über den deutschen Basketball, außer dass Dirk Nowitzki groß, blond und ganz toll ist, weil er in Amerika spielt. Ein Johannes Strasser, Steffen Hamann oder Karsten Tadda findet in unseren Medien kaum Beachtung – bis zu dieser Saison! …

Und dann der nächste Coup: die BBL-Playoffs auf Eurosport! Plötzlich wurde sogar die heimische 1. Liga wahrgenommen, welche Stimmung dort bei den Spielen herrscht. Wir sahen hochklassige und spannende Spiele. Wir sahen einen 21jährigen Karsten Tadda… Karsten Tadda. Wer ist das? „Ja, gegen ihn hab ich schon gespielt, bei der Bayerischen U16-Meisterschaft vor vielen Jahren.“, konnte ich stolz sagen. „Der ist ein echter Bamberger“, konnte ich hinzufügen. Und plötzlich war sie da, die Perspektive, das Vorbild. Sich im eigenen Verein nach ganz oben arbeiten, ja, das geht! Nur erfährt es niemand, da unser Sport nur mehr im Internet stattfindet. Und zwar nicht auf schulerVZ oder dergleichen, sondern auf Seiten, über die nichts auf den Kinderseiten der Tageszeitungen steht. Zum Beispiel schoenen-dunk.de.

PS: ja, ich schreibe auch wieder über Sport… schulde Oldenburg noch immer eine Gratulation. Aber die feiern ja bestimmt noch das ganze Wochenende.

2 Gedanken zu „Nachträge zur Fernsehfrage, die zweite

  1. Finde es zurzeit wichtiger über die Misere „BBL Berichterstattung im TV“ zu schreiben, dann kann man den Oldenburgern immer noch gratulieren und mit den Bonnern fühlen.

  2. „Die BBL hatte die Entscheidung von sportdigital … zu respektieren.“

    Ja die Liga hat die Recht nicht mehr und nun hat Sportdigital sie. Aber das kann doch für eine Liga, die mit aller Macht ins Free TV will, nicht das Ende aller Arbeit sein? Schon nach Spiel 3 hätte die Liga mal bei Sportdigital und Eurosport nachfragen können wie es im Falle eines Falles aussieht und man hätte anfangen können schon mal etwas zu vermitteln. Und wenn man merkt, dass dies am Mittwoch am Geld scheitert hätte die BBL sich auch Gedanken machen können. Nimmt die Liga vielleicht etwas Geld in die Hand für so eine Übertragung oder man nimmt mal Verbindung zu den Klubs auf und zu deren großen Sponsoren wie Telekom oder Ewe. Vielleicht wären deren Sponsoren und/oder dem Klub 200.000 Zuschauer +X auf Eurosport auch mal 10000€ oder so Wert gewesen. Die Differenz zwischen Eurosport und Sportdigital können ja jetzt kein Unsummen gewesen sein.
    Wenn man als Liga etwas erreichen will, muss man eine Menge arbeiten und darf sich einfach niemals zurücklehnen (und keine kleinen Fehler machen).

    Und auch Sportdigital macht sich einen „schlanken Fuß“. Die Argumentation mit dem „wir haben ihnen Spiel 5 als eines der 10 Spiele angeboten“ ist doch wohl eher tragisch komisch. Klar ich kaufe(!) als Sender auch gerne Rechte für Spiele die mit einer hohen Wahrscheinlichkeit eher gar nicht stattfinden. Wie man überhaupt so unflexibel Verträge gestalten kann in dieser Branche ist mir ein Rätsel…

    Leider ist Eurosport die Einzige der drei Parteien, die sich Fehler leisten können. Wenn es keine BBL gibt, senden sie halt etwas anderes. So ist nun mal die Realität.

Hinterlasse einen Kommentar