plog #15 – Fahrstuhlschilder und die Angst vorm Kofferpacken

[JETZT MIT BILDERN] OldschoolBaller ploggt. Heute mit: Infos zum wunderschönen Bydgoszcz, Essen beim Mexikaner, Schildern im Fahrstuhl,  ein paar Spielberichten und einem Weihnachtswunsch (Gut mitlesen, Herr Syring).

bydgoszcz_innenstadtBydgoszcz hat als Stadt ca. 330.000 Einwohner, der Großraum so 400.000 – rundherum sind es noch mehr – und braucht wegen seiner Schönheit gleich 2 deutsche Partnerstädte (Mannheim und Wilhelmshaven). Die vielen Einwohner merkt man vor allem deshalb kaum (außer am Wochentagsdauerstau) weil sich das ganze Gebilde links und rechts an Wisla (Weichsel) und Brda entlangzieht. Außer den beiden Flüssen, gibt es hier auch noch einen Kanal, der Bydgoszcz aus alten Zeiten mit Berlin verbindet. Also einfach mal ins Speedboot setzen und Dienstag hier vorbeischauen. Angeblich ist halb Berlin aus Ziegelsteinen erbaut, die von hier stammen. Im Gegenzug waren dafür viele Deutsche, vor allem aus Berlin, hier und haben heftig gebaut, was einigen Stadtteilen den Beinamen „Little“ oder „New Berlin“ gab. Die Stadt rühmt sich der Ingenieurskunst und hat eine technische Universität mit ca. 50.000 Studenten. Auf Wikipedia gibt es eine recht gute Seite über Bydgoszcz, auch wenn ich den Enthusiasmus dort über die angebliche Schönheit der Stadt nicht so recht teilen kann. Gefallen tuts uns trotzdem sehr gut, denn wieder sind alle unheimlich nett zu uns und helfen, wo sie nur können. Ich war noch nie in einem Land, in dem ich wirklich rein gar nichts von der Sprache verstanden habe und meine jeweiligen Gegenüber genauso wenig von meiner. Trotzdem läuft alles wie am Schnürchen und diese Erfahrung macht einfach unglaublich Spaß.

mexDas Nichtverstehen kann aber auch noch einen anderen Effekt haben, den ich jetzt kurzerhand mal JamieLeeCurtis-Effekt taufe. Genau wie der augenbrennende StreuStreisand-Effekt, ist dessen Auswirkung völlig unbeabsichtigt, jedoch unvermeidlich. Das Endergebnis aber ist ungleich erheiternder und dabei auch noch gänzlich positiv. Unser neuer Lieblingsplatz in Bydgoszcz ist das winzige mexikanische Restaurant „Mexico City“ 4 Minuten zu Fuß vom Hotel. Gestern Abend bediente dort ein ausgesprochen hübsches polnisches Mädchen. Das Foto wird ihr nicht ganz gerecht, aber den Kanal runter in Berlin, hätte sie nen Modelvertrag. Wie auch immer, dieses Mädchen Jana, redete unbeirrbar polnisch. Keinerlei Reaktionen auf englisch, deutsch, einfach immer weiter polnisch, polnisch, in unglaublicher Geschwindigkeit, aber mit dem strahlendsten Lächeln („…die strahlt ja wie ne 100 Watt Birne“ „….kann nicht sein, ist ja jetzt verboten“). Und genau wie in „Ein Fisch namens Wanda“ scheint die fremde Sprache unglaubliche Auswirkungen auf die männlichen Reiseteilnehmer zu haben. Je mehr sie enigmatisch daher redet, desto mehr hypnotisiert sie die Herren. Ich weiß schon, wo wir heute Abend essen.

Jana

Jana

Noch etwas anderes hypnotisiert. Im Mannschaftshotel gibt es im ersten Untergeschoss (Level -1) einen (Nacht-)Club Avalon und in den Fahrstühlen die passenden Werbeplakate dazu. Ich weiß jetzt nicht genau, wie ich es euch sagen soll, aber die englische Ankündigung von Stangentanzmädels dürfte in wirklich keinem Land der Welt lustiger sein, als in Polen.

schild

Außerdem ist „Level -1“ jetzt ein feststehender Ausdruck und running gag, der ständig Anwendung findet.
Unser Platz in Bydgoszcz ist ganz klar auf Level 0 und zwar im „Eljazz Club“.

jazzclub

Die Multifunktionshalle Hala Luczniczka, benannt nach dem Wahrzeichen der Stadt, der Bogenschützin, fasst maximal 8000 Zuschauer, für dieses Turnier ist sie auf 6000 ausgelegt. Ende September findet hier auch die Volleyball-Europameisterschaft der Damen statt. Leider sitzen die Zuschauer weit weg vom Feld und die Halle ist gerade beim ersten Spiel des Tages immer sehr leer, so auch heute bei FYROM gegen Deutschland. Die meisten Anfragen der anderen Besucher kommen vor dem Spiel gegen Mazedonien eindeutig zu Heiko Schaffartzik und Konrad Wysocki. Heiko (steht freundlicherweise im Hallenheft noch unter „Giessen“) lieferte das „perfekte Spiel“ ohne Fehlschuß mit 23 gegen Griechenland, sorgte so für großes Aufsehen und Konrad ist in Polen geboren und spielt diese Saison dann auch hier (außerdem ist er der einzige Absolvent eines Ivyleague Colleges und somit wohl der Einzige, der in den Avalonclub darf).

avalon

Das Spiel gegen Mazedonien war von perfekt allerdings weit entfernt. Es fing schon damit an, daß es heute nur Eskorte und keine Straßensperre gab. Im Angriff wurde zwar viel besser gepasst, aber insgesamt war es viel zu ideenlos und einfach zu durchschaubar. Die deutsche Abwehr verzweifelte vor allem am unorthodoxen Spiel der Rot-Gelben. Die Center schossen Dreier (#11, #12) und die Kleinen zogen ans Brett (#4, #5), dazu die flinke #14 und der 10er, beide wurden nur von Konni und Sven anständig verteidigt, die anderen sahen da teilweise nicht gut aus (Benzing). Der Jeff Hornacek vom Balkan (#4 Stefanov) sieht unscheinbar aus, hat uns aber richtig mächtig eingeschenkt. 25 Punkte bei 73% Quote plus 5 Steals (mehr als das gesamte deutsche Team). Autsch. Dagegen war mit unserer Mann-Manndeckung kein Kraut gewachsen. Honorable mention: Luccas 4 Dreier.

Im zweiten Tagesspiel schlägt Russia die bis dahin noch verlustpunktfreien Griechen. Und zwar mit Teamplay und einer Winkewinkemädchenzone. Diese 2-3 Zone, die manchmal fast eine 1-1-3 war, zog den Hellenen komplett den Zahn. Gut wenn man so was im Repertoire hat. Mozgov beeindruckt als klar bester Center dieser Zwischengruppe mit ichweißnichtwievielen Blocks und mein neuer Lieblingsspieler ist die russische #13 (Pongrashov). Kann ich den bitte zu Weihnachten haben?

Russland damit wieder ganz dick drin im Geschäft und Deutschland kann wahrscheinlich leider die Koffer packen.

OldSchoolBaller lässt grüßen

2 Gedanken zu „plog #15 – Fahrstuhlschilder und die Angst vorm Kofferpacken

Hinterlasse einen Kommentar