Es ist das erste Saisonwochenende. Aus Berliner Sicht fällt es noch ein wenig schwer, das zu realisieren, liegen doch die Prioritäten bei uns noch auf der Quali. Immerhin acht Spiele sind schon gespielt. Das Bauchgefühl aus den Teampreviews hat sich teils bestätigt, manchmal aber auch Ernüchtetung gebracht.
Am heutigen Samstag wurde deutlich, dass die Offseason mächtig Veränderungen gebracht hat. Ein grauer Samstagnachmittag in Berlin, Fernseher an, Basketball läuft. Das Spitzenspiel Oldenburg vs. Bamberg. Das „erste Saisonspiel“, wie Moderator Manni Winter Körner nicht müde wurde, zu betonen. Doch damit lag er notorisch schief. Sieben Spiele fanden bereits gestern statt und können vielleicht das eine oder andere über die frühe Hackordnung der Liga aussagen. Spannend? Naja… geht so.
Braunschweig spielte von 1000 Zuschauern mehr als im Schnitt der letzten Saison. Heiko, Hamilton und Co. fegen die Düsseldorfer (Kontinuität und so) mal eben aus der Halle. Ist Braunschweig schon jetzt ein Dark Horse für die Hinrunde? Jedenfalls ist die Stimmung sehr sehr gut. Ute Berndt berichtet in der Braunschweiger Zeitung von „Spitzenreiter“-Gesängen und auf schoenen-dunk.de jubelt Kurt über die Leistung der ganzen Mannschaft und einzelner Spieler:
Braunschweig auch ohne Center in ALLEN Belangen überlegen. Hamilton mit Zauberpässen, Steals und guter Wurfauswahl….Hicks einfach heiss gelaufen, Heiko nahe der EM-Form, TOMASZ einfach nur gut; ganz starke defense, der 3er, die Blocks……hat von allen am meisten zugelegt und war eine augenweide.
Wird es in Branschweig wirklich endlich mal eine gute Saison?
Trier liegt lange gegen Frankfurt zurück und rollt das Spiel dann auf um in einem absoluten low scoring game (26:26, 56:56, 71:66) dann am Ende nach Verlängerung zu gewinnen. Viele haben es befürchtet, es deutet sich nun schon an, dass Frankfurt diese Saison ins Niemandsland abzurutschen droht. Trier ist sicher kein schlechtes Team, aber wie lange kann das Frankfurter Projekt ohne eine PO-Teilnahme auskommen? Vielleicht dramatisiere ich die Situation. Das FR-Blog weist darauf hin, dass sich hier zwei dezimierte Mannschaften gegenüber standen und wertet es als „unglückliche Niederlage„.
Ulm hat sich tapfer gegen Bonn verkauft und 81:89 verloren. Es war das Spiel mit Rekorden und den Minuten deutscher Spieler. Tim Ohlbrecht mit soliden 9p8r auf Bonner Seite, Robin Benzing mit 15p als Ulmer Topscorer. Den Rekord sammelte ein anderer ein: Der neue Bonner Pointguard Jared Jordan legt 14 Assists auf. Ist das schon am ersten Spieltag der Saisonrekord? An solche Zahlen kann ich mich in den letzten Jahren nicht erinnern. Wenn einige die Ulmer im Abstiegskampf prognostizieren, so scheinen sie gegen die Bonner gestern Herz gezeigt zu haben. Kratzen sie doch wieder an den Playoffs? Ich würde sie jedenfalls nicht abschreiben. Aber was da an Bonner Mannschaftsleistung auf dem Statbogen steht, ist wirklich beeindruckend: 5 Spieler mit zweistelliger Effektivität, 60 % 3er…
Tübingen verliert gegen den MBC. Nicht Ex-Berliner Nadjfeji war bei Tübingen der dominierende Spieler, sondern Ex-Ulmer Romeo Travis mit 25 Punkten. Doch gegen geschlossen auftretenden Weißenfelser verließ sich Tübingen auf den 3er (24% bei 39 Versuchen) und leistete sich erschreckende 22 Turnovers. Zu viel gegen die jungen Weißenfelser. Ein wichtiges Heimspiel im Abstiegskampf ist verschenkt. Und deutlich wird auch, dass man in Tübingen einen Blick auf die Zahlen haben sollte: 2100 Zuschauer bei der Saisoneröffnung, das ist schlecht.
Ähnlich in Gießen. Die Hagener Phoenixe gewinnen in der Osthölle. Eine Einschätzung vom Spiel kann vielleicht besser die Oldschoolballerin schreiben. Gießen muss sich trotz Wildcard von ganz unten hocharbeiten. Auch und gerade bei der Freiwurfquote mit unter 40% FWs als Team dürften sie einen einsamen Rekord dieser jungen Saison gesetzt haben.
Ludwigsburg gelingt gegen die in der Offseason stark gehypten Eisbären Bremerhaven ein deutlicher Sieg zur Pflichtspieleinweihung der neuen Halle. Geduldig, ja fast langsam waren die Ludwigsburger in der Offseason. Am Ende scheint nun aber eine geschlossene Mannschaft zu stehen. Bei Bremerhaven reichten 19 Punkte von Campbell und 15 von Ex-NBAler Buford sowie >50% 3er-Quote nicht aus.
Bleibt von Gestern noch das Duell Quakenbrück vs. Göttingen, das die Dragons knapp mit 75:73 für sich entscheiden konnten. Die größte Auffälligkeit dieses Duells waren wahrscheinlich die jeweiligen Topscorer: Der Neuzugang aus der ProA Seggelke (15p) bei den Drachen und Robert Kulawick (13p) bei den Veilchen. Ich weiß nicht, was ich in das Spiel reinlesen soll: Sind die Dragons doch nicht so stark, wie erwartet? Ist Göttingen trotz viel Aderlass doch wieder ein Playoffteam? Viel Raum für Spekulationen und Interpretation.
Heute dann das Spitzenspiel Oldenburg vs. Bamberg live im DSF. Am Ende gewinnt Oldenburg ziemlich deutlich 67:55. Obwohl die Bamberger sehr stark gestartet waren und bis zur Halbzeit führten, waren es am Ende die üblichen Oldenburger Qualitäten, die sich durchsetzten. Die Variabilität von Perkovic, Majstorovic, Scekic und die individuelle Klasse der Troika Gardner-Paulding-Foster in der zweiten Halbzeit. Bei Bamberg fehlt noch ein ganzes Stück zum Spitzenteam. Casey Jacobsen konnte auch heute nicht in den entscheidenden Momenten Verantwortung übernehmen und das Spiel an sich reißen. Er macht – wie in Berlin – alles richtig, verteidigt gut, aber das offensive Feuer fehlt. Roberts gefällt gut. Qualitätsunterschiede gab es aber auf den großen Positionen. Technische Fehler bei Brown. Gerade wenn man dagegen Ruben Boumtje-Boumtje (15p 7r, diverse Blocks und starke Defense) anschaut. Pleiss hat sicherlich Talent, Suput ist natürlich noch angeschlagen und Taylor ein Wühler… aber irgendwie ist es längst nicht so stimmig und spielintelligent wie das, was Oldenburg hier zeigte.
Ein Spieltag, der Lust auf die Saison macht. Aber zumindest mir drängt sich der Eindruck auf, dass unsere so spannende Liga sich ziemlich schnell sortieren wird. Gleich morgen geht es weiter in der Liga. Doch wirklich eine Aussage anhand einer Tabelle werden wir frühestens in drei, vier Wochen treffen können. Zu viele Spiele sind verlegt und durcheinandergewürfelt. Morgen finden nur drei der neun Spiele des Spieltags statt. Zwei weitere am Montag und der Rest dann irgendwann.
Was die Assists von Jordan angeht: Letztes Jahr hat auch ein Jordan den Asisst-Rekord aufgestellt (der Kölner Jordan mit 13). Das Jahr davor war es Dru Joyce aus Ulm ebenfalls mit 13.
06/07 war der Ulmer Austen Rowland mit 18 noch ein ganzes Stück besser – mal schauen ob sich Jared Jordan da ran kommen wird im Laufe des Jahres!
Heute muß ich mal am gruebler nörgeln (liegt vielleicht nur an den traumatischenNachwirkungen der gruseligen Niederlage gestern): Das war schon wieder Manni Winter und nicht der Pokerkörner. So ähnlich sind sich die beiden doch gar nicht ;-)
Wo ich grad all-in bin: der letzte Halbsatz vor „Ähnlich in Gießen.“ lautet zwar „…, das ist schlecht“ und das ist erstens richtig und zweitens untertrieben ohne Ende. Aber davor kommt das mit den Zuschauern und jetzt muß ich aus tagesaktuellem traurigen Anlaß (siehe Gießener Presse/HP) protestieren. Entweder über die ungewohnt ungeschmeidige Überleitung oder die unzulässige Verknüpfung. Wenn irgendwas in Gießen – und vor allem gestern Abend – alles andere als schlecht ist, dann sind es die Zuschauer und zwar in Quantität und Qualität. Nennt mir eine Halle in der BBL, in der nach den rekordverdächtigen Gruselsaisons mit Platz 11, Platz 16, Platz 16, Platz 17 (mit Stern!) und die letzten 40 Auswärtsspiele mit combined 2 Siegen und subsequentem Abstieg noch immer 3700 zahlende Zuschauer freitags abends in den Schulferien und gegen einen Aufsteiger kommen.
Bin nach einer Woche ohne Bloggen einfach ein wenig eingerostet… und ganz ehrlich: Ich hatte mir nur das Manni gemerkt ;-)
Ja, eben. Der Pokerkörner und gebürtige Hagener heißt aber Michael ;-)
Die Namenscerwechslung ist egal, es war auf jeden Fall angenehm mal nicht den Baketball-Dampfplauderer Buschi zu hören.
Zur Liga: Die ersten Ergebnisse sagen noch recht wenig, zum Trend nicht geeignet. Aus Bamberger Sicht – enttäuschender Auftritt von Brose.
Hast Du auch verlernt, Zahlen zu lesen? ;)
Tübingen hat 29 Dreier geworfen, nicht 39.
Aber ansonsten stimmen — leider — alle Anmerkungen zum Spiel.