Kann sein, dass es am ganzen pseudoromatischen rosa xoxo Valentinsmüll liegt. Kann auch sein, dass – wie immer – gruebler mit seiner Inspirationsstiftung Schuld ist. Kann sein, dass mir der ganze Schnee gehörig aufs Gemüt schlägt oder ein knopfdruckfröhlich gegröltes „Hesse lacht zur Fassenacht“ zu viel meine Neuronen gequält hat.
Wie auch immer, „yours truly“ ist enorm rauflustig. Nicht zu Spaßen ist mit mir. Gar nicht. Und Kirschen zum guten Essen gibts grad auch keine. Auf der Tageskarte empfiehlt der Chef des Hauses Maultaschen mit Schlagsahne. Gameface on.
Seltsamerweise greift genau diese Stimmung im gesamten Gießener Team und im Fanlager schon seit einiger Zeit um sich. Nach der mindestens ebenso dummen wie unnötigen Niederlage – nach 18-Punkte-Führung zu Hause gegen Düsseldorf – gab es 2, 3 Schocktage, aber der normalerweise regelmäßig folgende Katzenjammer blieb diesmal aus. Vor dem schweren Auswärtsspiel in Bremerhaven forderten die meisten 46ers Getreuen schlicht einen Sieg vom Vorletzten gegen den Tabellenzweiten. Nicht mehr und nicht weniger. Geklappt hats dann auch noch bei unserem Lou, dem Ex-Gießener Helden, und heute wollen wir einen dicken Nachschlag.
Irgendwie ist die Stimmung gekippt. Statt ewigem Selbst-Mitleid und -Kasteiung heißt es jetzt Schluß mit der falschen Bescheidenheit! Siege müßen her, so einfach ist das. Was solls denn auch noch? Für die in Basketballdeutschland vielfach bewunderte, steinerweichende Leidensfähigkeit der Gießener Fans und dem ständig gebetsmühlenartig attestierten Potential der Mannschaft kann sich hier keiner was kaufen.
Wer je 2 Mal gegen Hagen und Düsseldorf verliert, kann genauso gut gegen Bonn, Bamberg, Göttingen und Braunschweig gewinnen. Wie? Die Logik erschließt sich nicht? Willkommen in Gießen.
Elvir Ovcina ist einfach nicht der Typ zum Verlieren, Niederlagen werden nicht geduldet, daran läßt er keinen Zweifel (Interview ab Seite 24). Spätestens seit dem Düsseldorfspiel ist mir das hautnah ganz klar geworden. Taktisch unklug hatte ich versucht, sein Monstergame zu loben, obwohl das Team gerade kläglich verloren hatte. Der Blick und der Spruch, den ich kassierte, ließ mich 5 cm schrumpfen und 2 Schritte zurückweichen. Der Kerl gibt Respekt eine neue Dimension. Und der Absteiger der Herzen will nicht mehr nett und bedauert sein. Das WC-Ticket wurde bereits einmal zuviel gelöst und keiner will hier ne Porzellan-Zehnerkarte. Keine Lust mehr auf verlieren – wir wollen Punkte statt Mitleid!
Jedenfalls hält sich hartnäckig das Gerücht, dass die 46ers-Spieler sich zu Fasching als Basketballer verkleidet haben und die Kostüme bis einschließlich zum 1. Mai ausgeliehen sind.
Gerne greife ich bekanntermassen zu Literatur, Kunst oder sonstig geistig wertvoller Inspiration, aber ehrlich gesagt, das „lyrische Ich“ hat heute verdammt noch mal die Schnauze voll. Schillers „Bürgschaft“ läuft hier sowieso noch ein paar Jahre, „Kambala und Hiebe“ wär wohl deutlich übertrieben, das „Lied vom Blocke“ passt auch nicht. Fest gemauert in der Erden ist nur Ovcina im Lowpost. Goethe? „Die Leiden des jungen Werner“? Ach, Nee, der hat heut Geburtstag – dann schon lieber gewisse Passagen aus „Götz von Berlichingen“. Oder Vladi Shakespeares „Der Widerspenstigen Zähmung“? Hat was.
Heute ist aber einfach kein Tag für schöne Vergleiche und muntere Rezeptionen. Heute muß gewonnen werden. Punkt. Seit Ovcina und Jeanty ist dieser Wunsch nicht nur Textbaustein in Word und die breite Brust kein ängstliches Pfeifen im Walde mehr, sondern echt. Wir haben keine Chance und wollen diese nutzen. Phrasenschwein allez. Hoffentlich gibts heute Abend statt dessen nicht gleich ein schillerndes Veilchen fürs neu erblühte Gießener Selbstbewußtsein.
So ein wenig komme ich jetzt doch noch in Valentinstagstimmung, dann laßt uns gleich mal ein lieblich Sträußlein Violaceae rupfen. Meins bekommt dann der Herr Ovcina – wenn ich mutig genug bin.
Wir wollen 6 aus den letzten 12 und nur damit das klar ist: in Gießen gibts heute nichts zu holen. Soll schließlich keiner sagen, ich hätte ihn nicht gewarnt.
Offizieller Vorbericht zum Spiel
„Kommt doch, kommt doch!“ sagt
OldSchoolBaller
Die tollen Fotos gibts hier dank freundlicher Genehmigung von Markus Römer (www.elite-infos.de) *bow*
Sehr schöner Artikel. Bis heut Abend! ;)
noch nichtmal frühjahr und dennoch sprießen hier die stilblüten.
klasse artikel.
Hey Mädel, schreib nicht so kompliziertes Zeugs von irgendwelchen romantischen Dichtern – brüll heute Abend einfach Dein Team zum Sieg!
:D :D :D
Gut gebrüllt Löwe. Das blöde am Aus-dem-Fenster-lehnen ist halt, dass man unter Umständen fällt. Und der Fall war heute Abend ja ziemlich klar. Macht nichts, aufstehen und weitermachen. Mitleid gibt’s nicht, schon gar nicht für Wildcard-Assis ;-)
Bei soviel Pfeifen im Walde steht Madam natürlich hinterher ziemlich nackich da, wenn es – Bäume eh‘ nicht – kaum Sträucher gibt!
Heute abend gab’s für Giessen noch nichtmal gar nichts zu holen! Also, zuhause ein paar Spiele gewinnen und auswärts eine oder zwei Überraschungen. Und dann nicht gleich abheben wie nach dem Sieg in BHV….
Schade Gießen. Aber dennoch gilt es: Vorwärts immer… Attacke. Irgendwie müssen doch die anderen Traditionsclubs Düsselkusen und Hagen einge- und überholt werden…
Och, von mir aus können wir auch nur einen von beiden überholen. Dazu reicht ja ein Sieg mehr als Hagen ;-)
Göttingen wurde mal wieder gnadenlos unterschätzt, das ist ihr größter Vorteil. Und diese Leistungsschwankungen der 46ers sind auch einfach unerklärlich, das war ja mal wieder gar nichts gestern (bis auf 2 Ausnahmen)…
Aber Recht hat der Gruebler, Aufstehen und dann halt versuchen Ludwigsburg Paroli zu bieten!
Pingback: Gießen - Blog - 13 Feb 2010