Es ist Zeit. Zeit für mich mal ein wenig darüber nachzudenken, wie ich mit gehörigem Abstand zum hektischen Tagesgeschäft der Gerüchteküche der deutschen Offseason den Basketball erlebe. Und ein paar Highlights, Gedanken und eine überfällige Blattkritik.
Wenn ich Menschen erzähle, dass es mein Hobby ist, leidenschaftlicher Basketballfan zu sein und ich seit nunmehr rund 16 Monaten darüber mit mehr oder minder großem Einsatz blogge, sind die Reaktionen unterschiedlich. Von Unverständnis über Desinteresse bis zu bewunderndem Staunen. Allerdings trage ich die Bloggerei auch – außerhalb der Community – nicht wie eine Monstranz vor mir her. Im Gegenteil: In Deutschland genieße ich die vermeintliche Anonymität des Netzes. Außerhalb von Block 204 der o2 world und einem kleineren Kern von Verrückten bleibt gruebler ein Name im Netz. Den Personenkult anderer Basketballmaniacs teile ich nicht.
Hier in New York allerdings bekenne ich da schon mehr Farbe. Die einem solchen Auslandsaufenthalt wohl inhärente Selbstreflektion führt dazu, dass ich mich klarer zu meiner Leidenschaft bekenne. So what? Bin ich eben Fan einer Randsportart in Deutschland. Danke für das T-Shirt! Ich trage Werbung für’s Blog und prompt wird meine Leidenschaft Teil der Diskussion. Verstecken gilt nicht.
Allerdings: Sooo viele Menschen, die den LeBron-Deal oder gar den Ohlbrecht-Draft diskutieren wollten, hab ich hier auch noch nicht getroffen. Und 75 Dollar für ein Nationalmannschaftsspiel? Es ist gar nicht so leicht, aus der internationalen Community jemanden zu finden, der mitkommen will. Bei einem Fußballspiel wäre es wohl anders. Auch in den USA, dem Mutterland des Basketball ist der Sport im Alltag der internationales Studenten und einer größeren Anwaltskanzlei alles andere als präsent.
Seit einigen Wochen fiebert New York hier dem World Basketball Festival entgegen oder zumindest diejenigen, für die unser Sport eine Leidenschaft ist. Vergangenes Wochenende spazierte ich nach einem Brunch im West Village an der vierten Straße entlang. West 4th Street Courts, The „Cage“, der Käfig, einer der wichtigen Freiplätze der Stadt ist dort. Ein Turnier (Damen) wurde gespielt. Es ging richtig zur Sache. Die Mädels schenkten sich nichts und die Zuschauer gingen ordentlich mit.
Irgendwie kam ich über den T-Shirt-Verkäufer ins Gespräch mit den Menschen. Genuines Interesse für Basketball, open minded genug auch den Blick über den Teich zu wagen. Ein Blick und er erkannte meine Leidenschaft und stellte Kontakt zum Chef des Platzes an dem Tag her. Mein „Host“, so bezeichnete er sich, war der Announcer, ein Namensvetter eines gewissen James Worthy… ob das nun ein Spitzname war oder nicht, das Knicks-Shirt grenzt jedenfalls vom Hall-of-Famer ab. Er lud mich ein, öfter vorbeizuschauen, etwas, was beim doch intensiven Leben in New York kaum klappt. Doch für die nächste Woche habe ich mir fest vorgenommen, mich dem orangenen Leder wieder mehr zu widmen.
Tom Käckenmeister postete unlängst auf Facebook: Basketball verbindet. Ja, da ist viel wahres dran. Nicht nur die Kontakte zu den Blogger-Kollegen und anderen schreibenden Maniacs die sich entwickelt haben, sind toll, sondern zum Beispiel auch das Zusammengehörigkeitsgefühl in Block 204 der o2-world, das sich daran zeigt, dass man gemeinsam die neuen Plätze koordinieren will, weil ALBA uns umsetzen will (bzw. muss).
Gepriesen werden die vielen Facetten der Basketballkultur gegenwärtig im neuen Crossover-Magazin. 78 Seiten pure Leidenschaft, von Sneakern bis Damenbasketball, vom Reiseführer für Basketballmaniacs über einen Blick in die Zimmer der Urspringballer bis zum Interview mit Stefan Koch über das wiedererwachte Kribbeln.
Für den deutschsprachigen Basketballfan ist dieses Mag ein Muss. Die Jungs von Crossover waren glücklicherweise so nett, es mir hier in die Staaten zu schicken und ich bedanke mich dafür, indem ich es in den Käfig gebracht habe. Wer es noch nicht hat: Kaufen!
Leider wird es wohl nicht regelmäßig erscheinen, vielleicht einmal im Jahr, vielleicht ein wenig häufiger. Das macht aber nichts, denn die Texte sind zeitlos und eine wunderschöne Bestandsaufnahme der Basketballkultur in Deutschland. Anlass über viele Themen auch abseits des Mainstreams der Beko BBL nachzudenken, die Augen für mehr als den kommerziellen Profibasketball zu öffnen.
Wie so vieles in unserem Sport ist es eben ein ehrenamtlich, nebenbei, rein hobbymäßig betriebenes Projekt. Es ist „love for the game“, die uns Blogger, Forenschreiber und Fotografen antreibt, uns unseren Projekten zu widmen und diesen wunderbaren Sport ein wenig voranzubringen.
Und via crossover und house-of-game.de dann doch noch ein wenig New Yorker Basketballgefühl.
Reiseführer für Basketballmaniacs :-)
Wo kann ich mich bewerben?
So viel ist mühsam, so viel ist Desinteresse, so viel ist vergeblich und Unverständnis. Und die große Ohnmacht, wenn auf einen Schlag alles außer Fußball egal wird, wie jetzt im Juni.
Auf der anderen Seite hat es so viel pur Positives. Leute, die mit echtem Herzblut agieren. Eine gemeinsame Basis, die Liebe fürs Spiel, die einem einen Vertrauensvorschuß gibt. Eine kleine, verrückte, engagierte, höchstexklusive Gemeinde. Tolle Menschen, die man so auf diese Art trifft. Etwas das einen antreibt und pusht. Ob es ein Ausflug ins unbekannte Polen ist oder eine Woche in den Niederlanden. Der Anlaß ist der Basketball, das Ergebnis ist viel, viel mehr. Unglaubliche Erfahrungen, Dinge, die man sonst nie gesehen oder getan hätte, Leute, die man nie getroffen hätte, Städte, die man nie gesehen hätte.
Bei allem Frust, den es manchmal bringt, bin ich doch froh, dass ich mit meinem Leben auch `ne „Love for the game“ clause abgeschlossen hab.