Hochglanz zum Fest – Lumanisports bringt Gedrucktes

Selbstdarstellungsbroschüren wälzen und in redaktionell aufbereitete Karrierebibeln schmökern, das kann ich momentan gut. Die sind oft schön und glänzend, selten ausgefallen kreativ und geben – wenn sie gut sind – dann wider Erwarten doch Anlass zum Nachhaken und Fragen stellen, weil man eine neue Perspektive kennenlernt. Heute hatte ich mal wieder eine im Briefkasten. Diesmal stand aber nicht irgendwas mit Jura auf der Titelseite, sondern ein ballförmiges Fenster zum Basketball zierte das edle schwarze Cover. Marko Pesic‘ Spieleragentur LumaniSports schenkt sich, seinen Spielern und den Basketballbegeisterten pünktlich zu Weihnachten ein luxuriöses Coffee-Table-Magazin irgendwo zwischen „Das sind Wir“ und „Das ist deutscher Basketball“.

„Ihr vertickt doch Spieler?“, das ist die Eingangsfrage des ersten Artikels. Marko Pesic und Jan Rohdewald erklären, was Lumani 10.7 macht, was ihre Ansprüche sind und Alleinstellungsmerkmale. Willkommen in der Welt der Corporate Identity.

Doch warum macht eine Spielerberatungs und -vermittlungsagentur ein solches Heft? Marko Pesic sagt, dass er ein Magazin machen wollte, wie er selbst es gerne in der Hand hätte. Es sind viele Interviews, verschiedene Themen und ganz viel deutscher Basketball. Der Anspruch, mehr Hintergrundinformationen zu liefern, wird zumindest teilweise erfüllt.

In gut anderthalb Dutzend Interviews, die meisten davon vom redaktionell für das Heft verantwortlich zeichnenden Crossover-Macher und Basketballjournalisten Thomas Käckenmeister geführt, werden tatsächlich unterschiedliche Facetten des Sports dargestellt. Einige sind die üblichen Allgemeinplätze oder Altbekanntes, Hamann über Hall in Lederhosen, Rödl über das Trierer Konzept. Andere sind da aufschlussreicher: Björn Harmsen über Nachwuchsförderung in Ostdeutschland, Schultze, Jagla und Schaffartzik über das Leben als deutscher Spieler im Ausland. Gerade diese Dimension geht in den Massenmedien oft unter und auch andere Magazine beschränken sich oft auf Statistiken. In den O-Tönen der Spieler finden sich viele kleine Informationen über die Lage des deutschen Basketballs aus ganz unterschiedlichen Perspektiven.

Wenn ich in dieser Interviewsammlung einen roten Faden suchen muss, dann ist es die Frage der Nachwuchsarbeit, der Integration junger Spieler, jedenfalls in den Interviews mit den Coaches, namentlich Pesic, Mutapic, Harmsen, Rödl, Bauermann. Dabei gibt es kein Schwarz/Weiß, sondern unterschiedliche Facetten werden beleuchtet. Muki spricht über TuSLi, Rödl über Trier und Bauermann über die ProA-Feldquote.

Bei den Spielern steht die individuelle Geschichte mehr im Mittelpunkt. Es ist die halbe Nationalmannschaft, die zu Wort kommt. Und es wird deutlich, dass die sportlichen Biografien dieser Spieler lange nicht so einfach und holzschnittartig sind, wie sie sich manch ein Fan wünscht. Aufgewachsen im lokalen Farmteam, mit 19 zu den Profis und da sofort Spielzeit und schnell Star bis zur Rente? Allenfalls bei Hamann fand man das vielleicht und der redet nun über die Bayern.

Und hieran wird deutlich, was eine Spieleragentur mit dem Anspruch von lumani 10.7 tut und warum sie ein solches Heft macht. Spieler sind unterschiedlich, sie müssen begleitet werden und gefördert. Gleichzeitig sind sie – wie der Ami vom College – ein Produkt auf dem Spielermarkt. Klingt sicherlich fies, ist aber wohl so. Das Lumanimag schafft hier eine Bühne. Typen und unterschiedliche Wege werden vorgestellt. Wer darüber nachdenkt, Profi zu werden, könnte hier nach Rollenvorbildern suchen und bekommt gleich noch die im Lumani-Netzwerk verbundenen Partner für alles von Absicherung und Consulting bis Social Media vorgestellt. Fans können ihren Informationshunger befriedigen. Und für Clubmanager gibt es am Ende auf S. 68 bis 80 noch den Katalog zum Offseason-Shopping von Identifikationsfiguren von B wie Benzing bis Z wie Zwiener.

1000 Exemplare gibt es. Ausschließlich vertrieben werden diese übers Netz für 7 € inklusive Versandkosten. Auch wenn im Editorial der Anspruch eines journalistischen Magazins formuliert wird, so bleibt es in meinen Augen doch vorrangig ein gut gemachtes Image- und Werbeprodukt. Allerdings eines, das nicht nur für die Agentur wirbt, sondern auch ganz gezielt für den Basketball in und aus Deutschland. Es macht Spaß, darin zu blättern und ist eine gute gemachte und sehr dichte Momentaufnahme des deutschen Basketballs im Winter 2010/2011 mit Jahrbuchqualität, die bei keinem Basketballmaniac im Regal fehlen sollte.

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