Blogauskas #1 – Nichts als Basketball im Kopf

Nix als Basketball im KopfEndlich. Siauliai. Was für ein Trip. Dieses Mal haben wir es, glaube ich, übertrieben. Litauen ist einfach zu weit um mit dem Auto dorthin zu fahren. Auch wenn man möglichst viel von Land und Leuten mitnehmen will. Es war von Anfang an eine schlechte Idee. Eine ganz, ganz miese sogar.

Am Freitag nach der Arbeit und bei 36°C mit unerträglicher Schwüle gen Berlin gestartet. Geburtstag gefeiert, für irgendjemand irgendeine Wohnung gemietet. Direkt hinter einem CDU-Baum in Zehlendorf. Als die ungefragte Birke ob des ungefragten Plakates um ihren Hals die Blätter hängen liess, gings weiter nach Polen. Zwischenstopp in Lodz und ganz ohne Theo – und Lodz heißt auch gar nicht Lodz sondern so etwas wie Wutsch. Deutsche rennen über die Fußgängerzone und grölen ganz happy diesen Schlager und die Polen lachen sich kaputt über die deutsche Besucher, die immer diesen seltsamen Song mit dem falschen Stadtnamen anstimmen. Alle haben ihren Spaß. Der nächste Tag zeigt dann schnell, woher die ganzen litauischen Laster auf unseren Autobahnen herkommen und vor allem: wohin sie fahren. Nach Litauen. Vor uns her. Tausende und Abertausende auf schmalen Landstraßen mit riesigen Schlaglöchern. Autobahnen gibt es nicht und eigentlich sind das hier nur asphaltierte Feldwege. Überholt wird trotzdem, es spottet jeder Beschreibung. 10 Stunden Fahrt für 500 km, fast ohne jede Pause.

Völlig erschöpft kommen wir in Vilnius, Litauen an. Die Zeitumstellung raubt uns eine weitere Stunde, aber die schöne Altstadt entschädigt für Hunger, Durst und Müdigkeit. Obwohl hier die EM erst in einer Woche losgeht, ist schon überall Basketball-Partystimmung.

Bei uns in Fußballdeutschland kann man sich nicht wirklich vorstellen, wie groß die Basketballbegeisterung in diesem kleinen Land (3.2 Millionen auf einer Fläche geschätzt so groß wie Österreich) ist. Unser Vermieter Petras schimpft über den Moloch Basketball, der allen anderen Sportarten das Geld abgräbt. Probleme gibts ;-) Das Video zur Basketball-EM (nur eines von vielen) zeigt recht realistisch, wie leidenschaftlich hier Basketball geliebt und gelebt wird. Petras zweiter geradebrechter Satz war: It´s a religion.

Was kann besser auf der Welt sein als das? Atheismus aus dem Fenster und ab nach Litauen – and here we are. Nach einer extrem kurzen Nacht in Vilnius folgen die letzten 250 km Kilometer nach Siauliai. Mitten auf der Autobahn simst eine fremde Handynummer, dass wir endlich schneller fahren sollen. Oh, Gott! Die anderen Gießener! :D Woher die meine Nummer haben weiß ich nicht und ist jetzt auch egal. Wir werden überholt und vor uns wird ein kleiner Dirk Nowitzki an einer Leine aus dem Fenster fliegen gelassen. Nur schon mal zum Training versteht sich.

Und jetzt gehts los!!! Raus aus unserem Wald und der Jagdhütte zwischen Luchsen, Wölfen, Bibern und Elchen (wie wir ausgerechnet da gelandet sind, dazu morgen mehr). Noch eine kleine Rast am Ortseingang links unter den gelben Bögen einer amerikanischen Burgerbraterei in einem riesigen Einkaufszentrum und weiter geht die wilde Fahrt durch ein ziemlich heruntergekommenes, trauriggraues Wohngebiet am Ortsrand, direkt zur neu gebauten Regenbogenhalle. Die Hälfte vom ersten Spiel haben wir schon verpasst, aber man kann sowieso nicht 15 Spiele in 6 Tagen anschauen ohne durchzudrehen und da wir das schon sind, macht es auch nichts etwas zu spät zu kommen.

Gekonnter Hakenschlag zum Spiel: Deutschland gegen Israel. Ich mach es kurz und sag es direkt: wir müssen gewinnen, es gibt kein Vertun – ein Sieg ist aus meiner Sicht Pflicht. Und nun die gute Nachricht: ein Sieg ist auch durchaus sehr gut möglich. Israel ist schlagbar auch mit Casspi, jetzt ohne ihn sind sie es umsomehr. Ganz generell muss für diese EM 2011 gelten, dass Deutschland antritt jedes Spiel gewinnen zu wollen. Schon letztes Jahr in der Türkei hat mich das Zukunftsgerede zu sehr von der Gegenwart abgelenkt. Zukunft ist klasse, Zukunft ist toll und Zukunft ist nötig. Gespielt und gewonnen wird aber jetzt. Ein Schlüssel wird sein, die eingespielten Israelis beim Fastbreak zu stoppen und den Spielaufbau zu stören wo es nur geht. Wenn Israel ins Laufen kommt, kann man nur verlieren. Etwas was der deutschen Mannschaft nur zugute kommen kann, denn langsames, kontrolliertes Spiel ist etwas was sie kann. For better or worse. Von Nachteil wird natürlich die akute Rückenverletzung Steffen Hammanns sein. Inwieweit er nach seinem Hexenschuss einsatzfähig ist, ist völlig unklar. Heiko wird lange ran müssen und da ist sie dann auch schon die gefürchtete Situation: ein Pointguard verletzt, nur zwei dabei. Trotzdem halte ich diese Entscheidung von Bauermann für richtig, wenngleich ich mir nun einen de Mello statt Staiger in diesem Team extrem gut vorstellen könnte – tja, der Fluch des frühen cuts. Die israelischen Dreier werden ein weiteres Problem sein, aber noch viel mehr die deutsche Offense. Das was für Kaman offenbar in den Vorbereitungsspielen galt (I got green lights all the way) kann und darf so nicht mehr gespielt werden, es muss Teamplay her. Die Mannschaft ist gut genug, die anderen können auch spielen – ich hoffe nur sie wissen das.

LET`S CELEBRATE BASKETBALL!!! Let`s go GERMANY!

oldschoolballer grüßt aus Litauen und Omma Margot sacht: Dirk macht das schon.

(Omma Margot ist neue Tageskommentatorin, wohnt in Mittelhessen, kennt nur Dirk Nowitzki und freut sich furchtbar auf die EM – ab morgen mit eigenem Kästchen hier im Blog)

8 Gedanken zu „Blogauskas #1 – Nichts als Basketball im Kopf

  1. Die Vorfreude wächst minütlich. Schön dass ihr wohlbehalten angekommen seid. Ich freue mich schon auf die Impressionen aus diesem Basketball-verrückten Land.

  2. Recht haste: Gewonnen werden muss HEUTE. Und morgen, naja morgen muss dann auch gewonnen werden. Aber erst morgen. Auf geht’s Jungs! (Auch wenn mir die Sache mit nur einem fitten PG gehörig Bauchschmerzen bereitet…)

  3. Mich stört seit 2009 einfach, dass nie gefordert wird, JETZT zu gewinnen. Egal wie jung die Spieler sind – die Parole muss immer „gewinnen“ sein und die Ziele hoeher. Alles andere ist Mist und haette mich als Spieler eher verunsichert. Wenn einer sagt, geh raus, mach den Parker fertig ;-) wuesste ich was zu tun ist. Aber so ein halbgares Rumgeeiere ist nichts fuer mich :D Also her mit dem Titel. Jetzt. ;-)

    • Dirk hat den Ring. Nun weg mit dem olypmischen Motto und auf zum Echten Titel statt nur der NBA-kommerzklunker. Ist das mit flashy Verlobungsring und biederem aber trafitionell wichtigerem Ehering nicht ähnlich?

  4. Toller Bericht und den ersten (ziemlich deutlichen) Sieg haben wir ja nun auch schon. Hoffe es geht weiter so. Freue mich schon auf den nächsten Eintrag. Wie stark schätzt ihr die Franzosen ein (war das euer erstes Spiel)? Mit Noah haben sie ja jetzt einen starken Center, haben sich aber gestern doch relativ schwer getan.
    Viele Grüße aus Berlin,
    MV

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