Stille Nacht, holy shit!

Ein Gemeinschaftsgegruebel aus Berlin und Gießen. Gruebler und OldSchoolBaller denken gemeinsam über das gestrige Spiel nach. Große Überraschung dabei war eine erstmalig erzielte Einigkeit in allen Punkten.

Hosen runter - ALBA nach dem Bambergdesaster

Hosen runter - ALBA nach dem Bambergdesaster

Real Madrid war die Hauptspeise, Alba Berlin gab es zum Nachtisch. ALBA Berlin ist gestern bei den Brose Baskets ganz, ganz böse unter die Räder gekommen. 103:52, 51 Punkte Unterschied, die höchste Niederlage für ALBA Berlin in 21 Jahren Vereinsgeschichte. Es ist ein Desaster, eine Demütigung, ein Debakel. Andererseits war es für ALBA unter Umständen auch glücklicherweise so. Rumlavieren ist nun nicht mehr, durchmogeln verbietet sich von selbst. Glasklar wie die Eiszapfen an der Trainingshalle in der Hauptstadt: es muß etwas geschehen, es wird etwas geschehen. Aber was zeigte uns dieses Spiel? Was ist zu tun?

Eines zeigte es ganz sicher: Die Brose Baskets spielen momentan einen Basketball, der in der Beko BBL einmalig ist. Dass sie in der Euroleague nicht weitergekommen sind, ist sehr schade und den teils unnötigen Niederlagen gegen Rom geschuldet. Wer Real Madrid und Olympiakos Piräus schlagen kann, spielt auf einem Niveau, das wir – wenn überhaupt – lange nicht mehr in der BBL gesehen haben.

Brose hat Spaß am Spiel, die Spieler haben Spaß am Team. Jeder funktioniert als Zahnrädchen in einer gut geölten Maschine. Kein Einzelteil ist wichtiger als das Gesamtkonstrukt. Wir hatten lange nicht mehr so viel Spaß dabei, einer deutschen Vereinsmannschaft auf dem Parkett zuzuschauen. Dass dazu dort noch eine Halle wie wenige andere steht, das ist sicherlich nicht von Nachteil. Doch alles ist eins. Mannschaft, Fans, Management, es ist gewachsen – auch unter Herbstkrisen – und das Ganze ist jetzt mehr als das Einzelne simpel aufaddiert.

Brose war gestern in jeder Hinsicht besser. Wir werden hier nicht in Einzelkritik abdriften, sondern nur einige prominente Schlaglichter rausgreifen. Eines davon war gestern die Pointguard-Position. Hier hatte Alba ein massives Problem. Nein, dass Price verletzt war, war nicht der Grund, nur ein Faktor, der Schwächen schonungsloser aufdeckte. Bamberg hat mit Gavel und Goldsberry zwei herausragende Spieler, mit Goldsberry sicherlich den unangenehmsten und besten Verteidiger auf seiner Position. Marinovic wurde komplett aus dem Spiel genommen, damit ALBA der Kopf und die lenkende Hand genommen, das Spiel im Ansatz zerstört. Dass die Pointguards defensiv schwächer als in der Vergangenheit sind. sahen wir häufiger. Nicht selten fiel der gegnerische Einser durch gutes Scoring auf, selbst Protic. Marinovic brach gestern unter dem Druck zusammen. Schlechte Pässe, falsche Entscheidungen, Hektik, Ballverluste und am Ende ein zweites T als „sechstes“ Foul.

Eiszeit

Eiszeit

ALBA zeigt in Europa, dass sie durchaus als Mannschaft gut auftreten, dass sie ein solides System etabliert haben. Es ist lange nicht perfekt, aber zumindest hinreichend stabil, um auf gutem Niveau zu bestehen. Um ein stabiles Objekt in seine Bestandteile zu zerlegen, ist ein gewisser Aufwand nötig. In die Sprache der Physik übersetzt heißt das: Wer das Objekt zerlegen will, muss Energie aufwenden – etwa die Bestandteile auseinanderziehen und dabei die Kräfte überwinden, die sie zusammenhalten. Das wußte schon Einstein. Es ist eine Metapher für das Spiel. Brose hat wesentlich mehr Energie investiert.

Aus dieser Demütigung hat ALBA Demut zu lernen. 2007 war dies das Saisonmotto nach Viertelfinalaus mit großen Tönen. An das Ergebnis erinnern wir Berliner uns mit Freude. Aus unserer Sicht ist dies vor allem eine Lektion für die Spieler. Ein wenig fühlen wir uns an die Serie gegen Frankfurt erinnert. Der Biss fehlt, Okulaja vermisste in den Augen der Spieler das richtige Mindset. Verstehen Spieler diese Lektion? Sicher nicht alle. Die, die es nicht verstehen, müssen weg. Jeder Spieler, der nicht nach diesem Spiel für ein paar Stunden die Fresse hält und nur über sich nachdenkt, sondern auch nur ansatzweise versucht, die Schuld bei anderen (das schließt den Coach mit ein) zu suchen, sollte seine Tasche packen.

Wir glauben hingegen mit ziemlicher Sicherheit, dass der Trainer das kann. Der hat die Größe, sich auch selbst in Frage zu stellen. Es würde uns nicht wundern, wenn er seinen Rücktritt bereits angeboten hätte oder anbieten würde. Doch ist das eine Lösung? Der Trainermarkt ist leer, Legende Pesic ist in Valencia, Fleming in Bamberg. Experimente mit Liganeulingen sind gefährlich, ist die Beko BBL doch ein Stilmix, wie man ihn in Europa wohl kein zweites Mal findet. Der Trainer, ein brillanter Analytiker, macht auf den anderen Gebieten sichtbar Fortschritte, im Moment fehlt ihm aber das Team dazu. Wir sind der Meinung, dass eher 2 (vielleicht 3) Spieler gehen sollten, als momentan Pavicevic. Was der Trainer hingegen zukünftig tun sollte, ist loslassen. Sein Problem ist nicht der Basketball, den beherrscht er, wie nur wenige. Er muß lernen Vertrauen in die Spieler zu haben, obwohl diese fortwährend und immer, immer wieder Fehler machen werden. Es ist ein bißchen wie in der Kindererziehung. Pavicevic kann den Albatrossen die Theorie des Fliegens lang und breit predigien, letzten Endes müßen sie es aber selbst schaffen, er kann nun mal nicht mit aufs Feld. Mehr als ihnen alle Werkzeuge bestmöglich mitgeben und sanft aus dem Nest schubsen, darf er sich nicht aufbürden. An der Seitenlinie endet seine Verantwortung und die Spieler müßen übernehmen, dort sind aber diese Saison ein paar, die es offenbar nur zu gern bequem haben und keine Verantwortung übernehmen wollen – auch nicht für Fehler. Die müßen gehen. So einfach ist das. Der Kopf des Trainers ist einfach gefordert. Die Erfüllung populistisch. Im allgemeinen steht ALBAs Management für beides nicht, aber wie lang kann man dem äußeren Druck standhalten?

Diese Niederlage ist so hoch und so deutlich, dass es sich verbietet über lächerliche Einzelheiten zu sinnieren. Dieses Spiel erschüttert die ALBA-Grundmauern. Es ist ein Charaktertest für das System ALBA, für die Organisation, aber auch für jeden einzelnen. Als Fans können wir uns fragen, ob wir der Mannschaft das geben, was sie braucht. Jeder Spieler muss überlegen, wie er die Mannschaft besser macht und der eine oder andere muss aufhören mit Dummheiten – wie einem technischen Foul – dem Gegner Momentum zu schenken. Der Coach muss sich fragen, ob er eine Antwort auf die unterschiedlichen Herausforderungen der Liga findet und das jeweils beste aus der Mannschaft herausholt.

Mithat Demirel sagte gestern sichtlich angeschlagen:

„So darf sich eine Alba-Mannschaft nicht präsentieren. Wir werden genau analysieren, was passiert ist, und dann Entscheidungen treffen.“

Wir wissen nicht, was die Entscheidungen sein werden. Manche auf facebook, schoenen-dunk.de und die B.Z. blasen zum Halaili auf den Coach. Es wäre naiv abzustreiten, dass die Trainerfrage im Raum ist. Aber reicht ein neuer Trainer, um diese Mannschaft an ihrem Ehrgeiz und ihren Eiern zu packen und den Schalter umzulegen? Oder ist dies zu einfach? Ein Team ist immer mehr als die Summe der einzelnen Teile. Das lebt Bamberg vor. Alle können (und müßten) aus dieser Niederlage Demut lernen. Manchen fehlt unter Umständen- aus Unlust oder Unfähigkeit dazu – die notwendige Selbstreflektion. Normalerweise hat man traditionell an den Feiertagen für so etwas Zeit, notfalls müßen eben eine unbequeme Busfahrt und ein langer, langer Flug über die russischen Weiten dafür reichen, denn die hektische BBL verkürzt wiedereinmal die Feiertage. Am 26.12.  im Heimspiel gegen Bremerhaven muss sich für ALBA in der Liga die Zeit des Aufbruchs und der Erneuerung anschließen – das ist nicht mehr viel Zeit. Ganz unweihnachtlich ungeruhsam wird es derzeit zugehen in der Berliner Zentrale, es werden spannende Tage und eins ist klar: „allen ein Wohlgefallen“ is dies Jahr nicht!

30 Gedanken zu „Stille Nacht, holy shit!

  1. Vielleicht fehlt auch ALBA einfach nur ein Spieler? Gavel @ Bamberg letztes Jahr… Seine Siegbilanz mit den Baskets muss auch genial sein…

    • Richtig, aber gruebler wollte ja nicht auf mich hören ;-) dabei stand doch in meiner Email: Tono ist das fehlende Puzzleteil für Brose.

      Vielleicht tut uns ja mal ein eingeschneiter Freak den Gefallen und rechnet das durch?

    • das genau ist ja die Frage: wieviel von dem Team, was er jetzt hat, hat er alleine ausgesucht? Pavicevic hat keinen Freifahrtschein von mir. Sicher nicht. Nach dem Playoff-Aus in Ffm hab ich auch seine Ablösung gefordert im Rahmen des fröhlichen Steinewendens. Das gestern hatte eine andere Qualität. Marinovic hätte bei mir heute die Koffer gepackt.

    • Gavels +/- im oncourt/offcourt-Vergleich ist in der Euroleague jedenfalls der teamintern Zweitbeste. Hinter Jacobsen. Vergangene BBL-Saison mischte er auch schon oben mit.

  2. Ich seh das nicht so wie ihr, nachem ich das Spiel heute nochmal angeschaut habe.
    Für die derzeitigen Alba-Spieler ist das gestrige Desaster ein Chance.
    Sie müssen jetzt aufstehen und zeigen zu was sie in der Lage sind.
    Ich glaube Olli Kahn, den ich eigentlich nicht mag, hat mal gesagt wir brauchen Eier und jetzt ist es an der Zeit zu zeigen, wer die bei Alba hat.
    Ich würde den Spielern/Trainern 5 Spiele Zeit geben sich zu beweisen…dann kann man immer noch Entscheidungen treffen und bis dahin wird man den Effekt des gestrigen „Hallo Wach“ sehen.
    Alba hat für mich einen ähnlichen Fehler wie Bamberg im letzten Bauermann Jahr gemacht, zuviele Spieler geholt, die ihren Zenit überschritten haben.
    Ein bisschen schuldet dieser Umstand auch der Einheimischen-Klausel….

    Dazu erwischt man einen Tonno oder einen Casey nicht jedes Jahr, ich denk mit Grauen an die Herren Kimani Ffriend, Jared Reiner, Dwayne Mitchell und Mithat Demirel…

    • ich sehe mindestens 2 spieler die weg müssen, aber vom ansatz her gebe ich dir recht. nur eben ohne die 2.

    • Hallo Wach! Das ist schon der richtige Ansatz, nur wird es irgendeinen Wachrüttel-Effekt geben (müssen). Und manchmal muss es eben eine personelle Veränderung sein. Ja, man erwischt einen McElroy, Nadjfjei, Sekulic nicht jedes Jahr. Aber wir sahen gestern eben neben einer desolaten Leistung auch deutliche Disziplinlosigkeiten.

    • Ich versteh die Rolle von Luka P. ohnehin nicht mehr.

      Auf der einen Seite wird er gelobt für sein diszipliniertes europäisches Spiel.
      Auf der anderen Seite kümmert seine Spieler Disziplin überhaupt nicht und das nicht nur im Samstag Spiel, auch gegen Braunschweig war nicht soviel Ordnung zu erkennen.
      Es wurden Spieler verpflichtet, von denen ein jeder wusste, was sie unter Luka erwartet, Schultze, Femerling werden als Berliner bezeichnet, es wurden die 2 Serben(?) verpflichtet, die das auch wissen sollten. Taylor und Price kamen aus der Liga.

      Interessanter als einen Spieleraustausch würde ich inzwischen finden den Trainer zu wechseln und die Spieler auf die Probe zu stellen.
      Da die Integration neuer Spieler bei Luka ohnehin ein schwieriges Unterfangen ist, dürfte es leichter sein mit einem neuen Trainer frischen Wind zu bringen.
      Für eine europäische Marke wie Alba und mit dem eigentlich gut besetzten Kader wird sich sicher jemand finden.

  3. Der Trainermarkt ist leer? Also ich denke der Markt ist genauso voll oder leer wie sonst auch. Immerhin musste z.B. für ein Pesic auch ein anderer Trainer seinen Stuhl räumen. Oder in Kaunas ist einer gegangen und auch sonst wo Wackeln viele Stühle oder Trainer warten darauf das einer wackelt.

    Der Trainermarkt ist genauso durchschaubar wie der Markt an College Amis, aber man kann sich immer sicher sein, dass es jede Menge Alternativen gibt. Wer kannte woher schon die Alternative Pavicevic…

    • Richtig, wenn man quer durch Europa schaut, dann gibt es einige Trainer deren Stil du, ich, oldschoolballer und noch ein paar andere toll finden, der leider mit den Herausforderungen der Beko BBL wenig zu tun hat. Hussein? Aco Petrovic? Dusko Vujosevic? Wir haben gesehen, wie lange Luka brauchte, die BBL zu verstehen. Wird dies anderen Coaches anders gehen?

    • Aber der Logik folgend wird Luka der letzte Trainer in der Geschichte bei Alba sein. Weil man wird nie wissen, ob der andere jetzt wirklich zu Alba und/oder der BBL passt. Wenn man meint, man will sich mehr dem BBL Stil „anpassen“ dann kann man Trainer aus Belgien oder Italien holen. Ein anderen Stil, dann Trainer aus woanders her. Zu jedem Wunsch wird es einen Trainer geben. Ob der dann besser oder schlechter ist wird man immer erst später feststellen.

      Ob Alba jetzt einen Trainer suchen soll oder nicht, ist mir fast egal. Nur ich bin davon überzeugt, dass sobald Baldi einen Trainer sucht, er innerhalb von zwei Stunden 50 verschiedene mögliche Trainer auf dem Schreibtisch hat für jeden möglichen Spielstil. Und da werden einige Hochkaräter dabei sein. Das Problem den Richtigen zu finden wird jetzt nicht größer sein als vielleicht im Sommer oder wann auch immer. Es werden jetzt nur andere auf dem Markt sein als im Sommer, aber kaum mehr.

    • Klar, quantitativ dürftest du recht haben. Man könnte natürlich in eine andere Richtung schauen. Eine, die ich nicht so wirklich im Blick habe. Vielleicht sind wir uns insoweit einig, dass sich gegenwärtig niemand so wirklich aufdrängt?

    • Ich glaube nicht, daß z. B. ein Trainer aus Spaniens zweiter Liga große Probleme haben wird, sich auf die BBL einzustellen. Die Ligen sind sich doch sehr ähnlich: Amis die in die ACB wollen. Amis die eingesehen haben, daß sie es nicht schaffen. Dazu ein paar wenige Europäer und viele Inländer mit einer großen Bandbreite an Potential. Der Mix aus US-Athlethik und Euro-Systemfixierung ist auch ähnlich, wahrscheinlich sogar die Teametats im Mittelfeld der Liga.

      Diese Trainer haben es zumindest schon einmal leicht, sich auf die BBL einzustellen. Aber auch Trainer aus ganz anderen Ligen haben es schon geschafft. Eine Gesetzmäßigkeit, daß alle so überaus lange dazu brauchen wie Pavicevic, vermag ich nicht zu erkennen. Daß Er so lange gebraucht hat, ist ein konkretes Merkmal seiner persönlichen Qualifikation – es auf alle Kandidaten zu verallgemeinern, ist nicht angemessen. Eigentlich zweifle ich sogar daran, daß Pavicevic sich bereits angepaßt hat. Ich habe eher den Eindruck, daß er immer noch bemüht aber mit wenig Erfolg versucht, der Liga seinen Stempel aufzudrücken.

  4. Irgendwelche Personalveränderungen wären sehr dumm. Es ist eine sehr hohe Niederlage zu einem günstigen Zeitpunkt. Das Spiel selbst rüttelt wach. Man muss Alba nicht zusätzlich in eine Krise hinein salbadern.

  5. Es passt wohl (mal wieder nicht) in Berlin. Pavicevic kann man mögen oder nicht, aber auch er ist nur ein Rädchen im System. Würde man ihn jetzt feuern, dass müsste zwangsläufig sicherlich Baldi seinen Hut mitnehmen. Zu lange und zu stark hat er ihm den Rücken gestärkt und das Projekt auf ihn ausgerichtet. Für mich sind beide Schicksale sehr stark miteinander verbunden. Die Bilanz der letzten Jahre für ALBA Berlin muss jetzt glatt „ungenügend“ lauten.

    Ich tippe erstmal auf Korrekturen am Spielerkader. Hier scheint lt. meiner Info einiges im argen zu liegen. Die Jugos leben in ihrer Welt, den US-Boys wird unisono Egoismus attestiert. Dazu frustierte Deutsche, egal ob alt oder jung und ein Trainer, der kein Vertrauen in sein gesamtes Spielerpersonal hat.

    Vielleicht hätte man ALBA im Sommer sagen sollen, dass sie kein Steinbruch sondern vermeintlich Deutschlands einzigste Basketball-Brand sind. Anstatt Sündenbock-Steinchen umdrehen hätte man elementarere unternehmerische Entscheidungen treffen müssen.

  6. Zuerst Mal vielen Dank für Euren Blog. Ganz großes Kino, lese schon seit langem.
    Eine sehr faire Analyse von Brose – Alba. Herzlichen Dank dafür. Ich bin Brosianer und freue mich natürlich darüber, dass es momentan so läuft. Durfte das gestern relativ fassungslos, mindestens 25 Minuten stehend und applausspendenderweise für mein Team miterleben.
    Ich möchte mich auch zehntausendmal bei Chris Fleming für die Kritik von letzter Saison entschuldigen. Aber: es gibt für mich einen Knackpunkt in der Geschichte von Chris+Bamberg. Das war die Verpflichtung von Gavel letztes Jahr. Hätte das nicht geklappt, würden wir Bamberger heute viel mehr rumjammern. Danke Anton, danke Chris für die Wende ;-)
    Und dann hätte ich gerne mein altes Feindbild ALBA zurück. Mit diesem Coach in Berlin glaube ich allerdings nicht, dass daraus so bald was wird. Bitte ALBA tauscht den ic-Nepotisten asap aus. ES PASST NICHT – sieht das in Berlin niemand? Sucht halt mal in der 2. italienischen Liga, da hat ja sogar Karlheinz mal rumgegurkt. Oder reaktiviert Wendell Alexis…

  7. > Marinovic hätte bei mir heute die Koffer gepackt.

    Zumindest hätte ich den Koffer als Zeichen schonmal deutlich sichtbar auf den Flur gestellt. Das ging gar nicht. Und zumindest eine ernsthafte Ansage mit kurzer Bewährungsfrist ist wirklich fällig. Wenn der Mann mit dem Druck nicht umgehen kann, dann ist er auch nicht playofftauglich.

    An Stelle von Herrn Pavicevic hätte ich wahrscheinlich noch im 3. Viertel alle Spieler in einer Auszeit zusammengeschrieen und dann die Halle verlassen. Und anstandshalber wohl Herrn Baldi den Rücktritt angeboten. Ein Trainer soll und muss zu seinen Spielern stehen, auch wenn’s mal nicht läuft, aber er muss sich auch nicht alles gefallen lassen.

    Wenn andere jetzt die Trainerdiskussion führen wollen, nur zu, aber für die Art der Pleiteam Samstag kann er m. E. wenig. Das es mit einer besseren Einstellung gegen dieses Bamberger Team gereicht hätte, glaube ich allerdings nicht. Den Respekt für eine hervoragenden Leistung muss man den Bambergern einfach zollen.

    Oder um Okulajas Worte ein wenig zu verschärfen: Wenn das Glitzern in den Augen des Albateams nur eine Reflektion der Tannenbaumkerzen in der Kinderkrebsstation ist, dann wird’s vielleicht für die Playoffs reichen, eventuell die nächste Runde in Europa noch erreicht, aber in der ersten Runde ist dann (wieder) Schluss.

  8. Hi

    Wie gehts Wie stehts ;)

    Nach bissel mehr als 24 h nach dem doch sehr seltsamen Spiel von Alba gebe ich auch mal meine Gedanken preis.

    >>Was der Trainer hingegen zukünftig tun sollte, ist loslassen. Sein Problem ist nicht der Basketball, den beherrscht er, wie nur wenige. Er muß lernen Vertrauen in die Spieler zu haben, obwohl diese fortwährend und immer, immer wieder Fehler machen werden.<<

    Gehe 100% mit.

    Ich selber habe das Spiel BamVsMadrid am Mittwoch gesehen. Hat mir in dem Fall sehr gefallen. Die Spielfreude die Bamberg an den Tag gelegt hat war schon beeindruckend.
    Habe gestern keine Unterschiede gesehen, ausser der der Gegner leichter, sorry, Viel Leichter zu spielen war.

    Habe teilweise das Gefühl gehabt, dass Bam doch gewissen Freiräume hat was die Spielgestaltung angeht. Warum immer stur System spielen?
    Wenn man eine Lücke sieht, warum nicht selber mal zum Korb ziehen oder spontanen guten Pass spielen.

    Sieht man derzeit von Alba leider nicht MEHR.
    JA MEHR.

    Bei den Euroquali Spielen in Berlin hatte ich echt den Eindruck das da mal was anderes passiert. Klar hier und da System aber aber auch individuelle Quali wurde geszeigt.
    Die Spiele haben mich begeistert und ich habe mich auf die BBL gefreut.

    Gestern war das typische Beispiel das man das Spiel von Alba vorhersehen kann und immer Stur das Systemspielen….unverständlich. Aber ick bin ein Zuschauer und kein Trainer.

    Denke einfach dann jeden einzelnen Spieler gewissen Freiräume geben muss / kann.
    Warum holt man sich zb. Taylor/ Allen etc. und zwingt dennen sowas auf.

    Ok das wars von Mir. Freu mich auf den 26 gegen Bremen. Mal sehn was passiert.

  9. Ihr schreibt ja selbst: Das Desaster vom Wochenende erinnert an die Viertelfinalserie gegen Frankfurt. Dort gab es einen Spieler, der Verantwortung übernommen hat, Steffen Hamann. Ich mag ihn wirklich nicht, aber er hat sich gewehrt. Dann wurde er in der Sommerpause wie ein faules Ei Aussortiert. Für mich ist ds ein klares Signal – und wenn die Spieler es verstanden haben, dann kommen solche Spiele wie am Samstag heraus.

    Es mag sein, daß Pavicevic lernfähig ist. Eine Sache indes wird er nie lernen, weil sie seiner Persönlichkeit widerspricht: Improvisation. Pavicevic ist verplant. Vollständig. Er ist so sehr auf Planung fixiert, daß er sogar die Improvisation plant. Das darf genau einer: Julius Jenkins. Ich glaube nicht, daß Pavicevic einen zweiten kreativen Kopf verkraftet, da ihm dann das Kontrollgefühl fehlen wird. Seine Systeme sind nicht gut genug, daß er ohne Improvisation auskommen kann. Das haben Bamberg, Frankfurt und Valencia bewiesen. Gebt Pavicevic einen Kobe Bryant – und er wird trotzdem immer wieder gegen Mannschaften wie Bamberg untergehen. Trotzdem ist er natürliche ein guter Trainer – nur in einigen Ausnahmefällen wie am Samstag läuft sein System gegen die Wand. Das kann man hinnehmen oder auch nicht. Nur die Fehler bei den Spielern zu suchen, halte ich für falsch. (Was natürlich wiederum kein Persilschein für Marinovic ist.)

  10. Es ist polemisch, wenn man eine Trainerentlassung fordert. Zwar hat der Trainer seit 2 1/2 Jahren die Ziele nicht erreicht, es könnte aber sein, dass er es irgendwann mal schafft.

    Wie nennt man denn das Fordern von Spieler-Entlassungen, die seit September im Kader stehen???

    Das verstehe ich nicht…

    • Wenn sie sich daneben benehmen und dem Team schaden, ist es mir egal seit wann sie im Team sind.
      Ich schrieb „schnell“ und „populistisch“ und wollte damit nur zum Ausdruck bringen, dass das ALBA-Management normalerweise für so etwas nicht steht. Was nicht bedeutet, dass es nicht passieren wird oder ich es gänzlich falsch fände.

  11. Ich hab zu wenige Bundesligaspiele gesehen um hier in die Tiefe gehen zu können, bleiben ein paar aussagekräftige Stats.

    Zitat aus dem Tagesspiegel:
    „Seine taktischen und organisatorischen Fähigkeiten sind unbestritten und haben Alba in Europa Erfolge wie den Einzug ins Eurocup-Finale beschert. In der Bundesliga aber haben sich viele auf das sture Blocken und Abrollen der Berliner eingestellt.“

    Das sagen die „advanced“ stats:

    a) Offensive Rating* von 78.0, das reicht selbst nach dem Spiel in Bamberg noch für Platz 1 in der Liga, vor Bamberg, Bremerhaven, Quakenbrück und Frankfurt. Das ist leicht schwächer als noch 07/08 (81.5) und 08/09 (79.6), aber besser als 09/10 (77.3).

    b) Effektive Feldwurfquote [eFG% = (0.5*3FGM + FGM)/FGA] von 55.9%, beste der Liga. Beste Nahdistanzquote der Liga, zweitbeste Dreierquote. 57.1% der Körbe werden durch Assist kreiert, Platz 3 im Ligavergleich. Ligabestwert (zusammen mit Tübingen) bei den Ballverlusten. Dazu die zweitbeste Mitteldistanzquote bei moderatem MRA/FGA-Verhältnis. Wichtige Werte, gute Offense.

    Fazit: Den allseits anerkannten „advanced metrics“ nach die effektivste Offense der Liga. „Auf Blocken und Abrollen eingestellt“? Populäre These, die nicht annähernd von den Zahlen bestätigt wird. Wenn es so einfach wäre gutes Blocken und Abrollen zu verteidigen wäre es nicht der mit Abstand am meisten gespielte Spielzug der Basketballwelt.

    Probleme bereitet doch ganz klar die Defense, nicht die Offense. Defensive Rating** von 73.4, nur Nr.9 in der Liga? Im Schnitt mehr als 10 Punkte mehr kassierend (pro 70 Ballb.) als #1 Brose? Das reicht nicht.

    Ob das jetzt primär an Marinovic liegt weiß ich nicht (zu wenig ALBA geguckt), viel hörte man nicht zu dessen Defense vor seiner Zeit in Berlin. Dragicevic war als mieser Verteidiger bekannt. Auf der anderen Seite ist er multitalentiert. Eine nachvollziehbare Verpflichtung war er irgendwie schon. Bei „Allen auf Center“ wird man hellhörig. Dazu Price, Taylor (die schwache Perimterverteidigung mit Jordan/Taylor war in Bonn letzte Saison mMn der Hauptgrund für das schlechte Abschneiden) ein launischer Jenkins, was der olle Schultze in der 1-1 Defense noch leistet weiß ich nicht. Das sind vielleicht ein paar individuell schwache Verteidiger zu viel.

    *Punkte pro 70 Ballbesitze (possessions). Ein 40-Minuten-Spiel besteht in Europa im Schnitt aus ca. 70 Ballbesitzen pro Team, eher etwas mehr. Formel für Ballbesitze: FGA + 0.47*FTA – Off Reb + TO. Offensive Rating ist im Prinzip „Punkte pro Spiel“, nur Spieltempo-angepasst (wer regelmäßig früher abschließt hat in 40 Minuten auch mehr Ballbesitze), und Verlängerungen berücksichtigend.

    **Siehe Offensive Rating, hier die kassierten Punkte

    • Wow, da hast du dir ja richtig Mühe gegeben. Respekt. Sehr interessant. Habe damit nur ein Problem: was heißt das für Playoff-Basketball? Denn Titel werden nun mal anders als im Fußball in KO-Serien entschieden. Daher ist (leider) nicht so wichtig konstant gute Zahlen über einen langen Zeitraum zu erzielen, sondern punktuell…
      Und auch mal ein Spiel herzuschenken und im nächsten zu brillieren.
      Gerade bei Pavicevic und ALBA schön zu sehen. Playoffs gegen Paderborn und Bonn vorletztes Jahr und zuletzt gegen Frankfurt. Oder auch wenn du die Euroleague-Quali Spiele zusammen nimmst, sind die Zahlen bestimmt beeindruckend. Nützt aber nix, wenn man sich trotz guter Ausgangslage im letzten Spiel in die Hose macht.

    • Ja, gar keine Frage. Wo andere eine Schippe drauflegten, wirkte Berlin leer.

      Allerdings bezweifle ich dass man die Playoff-Serien abgab weil sich der Gegner plötzlich „auf Blocken und Abrollen eingestellt“ hatte. Es war mehr eine Frage der mentalen Verfassung als der taktischen Marschrichtung, oder?

      Gute Playoffs vorauszusagen war ohnehin onicht meine Absicht, aber die Behauptung, dass mittlerweile jeder Gegner das sture Offensivspiel stoppen könne, ist nicht haltbar. ALBA kreiert weiterhin hochprozentige Würfe am Fließband.

    • Die Defensive wirkt löchrig. Schultze ist da weniger das Problem als Marinovic oder Dragicevic. McElroy spielt von einem anderen Stern. Femerling würde einen guten Job machen, wenn er nicht solche Totalaussetzer hätte. In der Liga kommt die Verteidigungsintensität, die wir in Europa sehen, nicht häufig genug aufs Parkett.

      ALBA hat zwar eine gute Offense, dennoch wirkt sie häufiger als früher hilflos. Gute (eff.) Wurfquoten sind natürlich schön, aber der Unterschied zu einigen Vorjahren ist, dass die Systeme oft steckenbleiben oder gar nicht initiiert werden können. Im Spiel gegen Bamberg wurde es deutlich: Marinovic konnte den Ball nicht bringen.

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