Aschenputtel tanzt wieder – Butler fordert UConn zum „Big Dance“

[mit tatkräftiger Unterstützung von Bloggerverweigerer zugvogel] Demokratie ist manchmal doof. Ich hatte eigentlich erwartet, dass niemand auf unserer Facebookseite „gefällt mir“ klickt. Niemand war nicht zu Hause. Aber da gibts tatsächlich mindestens 34 Leute, die das interessiert. Oder die mich quälen wollen ;-) 18% sind das zwar nicht, aber trotzdem werd ich jetzt nicht die FDP geben und mich dann eben an gemachte Versprechen halten. Und die 5% sind ja klar übersprungen. Nun ja, die Geister, die ich rief….dann muss ich wohl was schreiben. Und Zeit genug ist ja auch noch bevor das große, große Finale in Houston vor sage und schreibe 76.000 (!) Zuschauern heute Nacht um 9pm ET ( das heißt 03:00 unserer Zeit) endlich startet.
Ich werde gar nicht erst drum herum reden, gar nicht erst versuchen einen auf neutral zu machen. Das geht nicht – und ich kann mich gar nicht gut verstellen, schon gar nicht, wenn ich verliebt bin. Schon letztes Jahr war ich fasziniert von Butler. Sie waren 2010 die Verkörperung dessen was March Madness ausmacht. Sie waren DAS Cinderella-Team. Das Team, das niemand auf der Rechnung hatte, das Team, das die Brackets gleich millionenweise in den Schredder verfrachtete. Ein winziges College im basketballverrückten Indiana, mit einem Mini-Etat, unbekannten Spielern und einem sehr, sehr jungen Generation Praktikum-Trainer, der sich so gut machte, dass er den Headcoch Job schließlich bekam. Spätestens jetzt wird er in den ganzen USA gejagt – typisch für ihn und für Butler ist aber, dass er sich bei denen bedankt, die an ihn geglaubt haben und ihm den Posten „against all odds“ anvertraut haben. Letztes Jahr nach dem denkbar knapp verlorenen Finale gegen die übermächtigen Blue Devils von Duke hat er bis zum Jahr 2022 bei Butler verlängert. Einige der Coaches, die er mit seinem Team aus dem „Big Dance“ geworfen hat verdienen alleine 3 oder sogar 4 Millionen US Dollar. Das komplette Butler Basketballprogramm hat nur ein Drittel davon zur Verfügung. Eigentlich unglaublich, dass die 2010 bis ins Endspiel kamen. Noch unglaublicher allerdings ist ihr Run dieses Jahr. Hatten sie letztes Jahr einen Ausnahmespieler in Gordon Hayward, der das College (leider) vorzeitig verlies, aber völlig verständlich, ging er doch als #9 Pick im Draft (Utah Jazz) über den Tisch, haben sie 2010/2011 keinen wirklich national bekannten Spieler gehabt und eine maue Saison gespielt. Das heißt bis vor dem Tournament. Spätestens mit dem völlig überraschenden erneuten Einzug ins Finale dürften sich Spieler wie der überragende Shelvin Mack oder der unscheinbare, unüberwindbare Matt Howard ins Scheinwerferlicht gespielt haben. Matt Howard, Amerikas Darling ohne eigenes Zutun. Spielt seit 4 Jahren in denselben ausgeleierten Socken. Sohn eines Briefträgers aus einem Kaff namens Connersville in Indiana. Die Einwohner haben dort gesammelt, damit die ganze Familie (Eltern und 9 Geschwister) nach Houston fliegen kann. Der Briefträger wird heute und morgen nichts zustellen, nachdem er in 30 Jahren nur einen einzigen Tag gefehlt hat, werden es jetzt gleich 2. Allzweckwaffe und Guard Shelvin Mack, ist ebenso dem Team untergeordnet, aber jederzeit fähig, das Spiel zu entscheiden.

Butler ist ein Team, das spielt wie ihr Coach Brad Stevens ist. Ruhig, fokussiert, ohne Selbstzweifel und ohne die Vokabel „Aufgabe“ im Wörterbuch. Ein Kommentator auf MarchMadness on Demand brachte es auf den Punkt: „Butler is really good at not playing well“. Soll heißen, sie lassen sich nicht im allermindesten aus der Ruhe bringen, wenns mal nicht läuft.

Bevor ich vor lauter Bulldoggen-Begeisterung den Gegner vergesse, hier kommen die Schlittenhunde um das canine Duell zu komplettieren: UConn ist `ne riesen Hausnummer im Collegebasketball, sie sind DIE Instanz – bislang allerdings nur bei den Damen. Die räumen alles ab, was man abräumen kann, brechen alle Rekorde. Inklusive aller bisherigen Messlatten der Männer. Ihre Herrenabteilung versucht nun, den sehr langen Schatten von Maya Moore, Sue Bird und Diana Taurasi zu verlassen. Wenn Connecticut heute Nacht gewinnt, ist sogar das „Double“ für die Huskies möglich. [Korrektur: die Schlittenhündinnen sind letzte Nacht sensationell an Notre Dame gescheitert. Danke für den Hinweis!] NCAA-Champs bei den Männern und den Frauen. UConns Waffe Nummer 1 heißt Kemba Walker. Und der spielt genauso hot wie er heißt:

UConn hat seine Stärken in der Offensive, vor allem eben bei Walker, dem Guard, Minutenfresser und Leader. Er ist kaum zu stoppen und heute Nacht wird einiges davon abhängen, wie gut der Defensivspezialist Butlers, Ronald Nored, ihn an die Leine legen und aus dem Huskie einen Kettenhund machen kann. Nicht zu vergessen: Natürlich stehen im UConnkader 2 Deutsche. Niels Giffey, aus Berlin, nein, nicht Berlin, Connecticut (das gibts wirklich), sonden Berlin, Germany (Jaja und bei ALBA war er auch). Sowie Enosch Wolf, Sohn vom Ex-Gießener Horst Wolf, der mit „Goettingen“ im Roster von UConn geführt wird. Wolf wird sicher keine Minuten sehen, Giffey nur begrenzte – ihre Zeit kommt noch, sie sind Frischlinge. Das Endspiel ist die Zeit der erfahrenen Spieler in einem Kader. [eine Frage hab ich noch: intuitiv hab ich Wolff mit 2 f geschrieben, weil ich mir sicher war, dass das die richtige Schreibweise ist. Überall steht aber nur „Wolf“. Passt ins Hundethema, aber ich bin irritiert. Wer kann das aufklären?]

#8Butler hat seine Stärken in der Defensive, #3UConn auf der anderen Seite des Korbes. Ein Duell der Prioritäten und Systeme, ein Duell der Coaches. UConns Jim Calhoun ist 68 und eine Legende, Brad Stevens gerade mal halb so alt und erst auf dem Weg dorthin.

Ich bin für Butler, Deutsche bei UConn hin oder her, die Bulldoggen haben es verdient. Für wen seid ihr – und warum?

8 Gedanken zu „Aschenputtel tanzt wieder – Butler fordert UConn zum „Big Dance“

  1. Och, aus Prinzip muss ich ja wohl für UConn mit Ex-Albatros Giffey sein, oder? Aber irgendwie mag ich auch das Aschenputtel-Dings und den Hype der Berliner Presse, wenn Giffey mit zwei Minuten NCAA-Champ wird, heben wir uns dann fürs nächste Jahr auf.

  2. Für wen bin ich eigentlich? Ich weiß es nicht. ;-)

    Aber viel weniger Aschenputtel ist UConn auch nicht. Gerade am Anfang der Saison wurde UConn richtig schlecht eingeschätzt. Selbst ein verpassen des „March Madness“ war nicht unmöglich. Immerhin ist dieses Team gespickt mit ganz jungen Spielern.

    Ob es Giffey Schaden würde? Vielleicht, aber vielleicht auch nicht. Vielleicht schadet ihm sportlich schon das College alleine? Wer weiß es. Aber so eine Chance soll er (sein Team nutzen)! So eine Chance bekommt man vermutlich nur einmal, auch wenn viele Butler Spieler zweimal scheitern werden. ;-) Let’s go UConn!

  3. Halbzeit… 22 zu 19, das ist mal ein absolutes Low-Score-Game. Aber spannend hoch 10. Jeder Korb ist gefühlt ein großer Schritt zum Titel, jeder Pass wird mit müden Augen spannend betrachtet. Es ist ein großes Finale, es ist ein Finale Zweier Teams, die man da nicht erwartet hätte. Es ist ein nervöses, hektisches Finale mit richtig netter Defense. Quoten von um die 30 Prozent, UConn knackt nicht mal die 20 Punkte zur Halbzeit.
    Butler versucht sein Glück von außen, in the paint wird bei Butler A. Smith des öfteren von UConns R. Smith abgeräumt. Da ist kein Durchkommen. Butler mit 2 Feldkörben, davon 5 Dreier… UConn dafür kein einziger Treffer von Outside. Kemba Walkers Qualitäten blitzen durch, aber auch mit 3/11 aus dem Feld da es selbst für ihn heute kaum leichte Würfe gibt. Mack bei Butler auch nicht mit einem Sahnetag, aber mit eben zwei ganz wichtigen Dreiern. Dabei der heftig schwere Buzzer zur Halbzeit. Sowas kann dem Team jetzt richtig Energie geben. Für UConn spricht allerdings das Rebounding und das könnte noch richtig wichtig werden, deshalb sehe ich aktuell die Huskies um Giffey, der relativ viel spielt, noch leicht im Vorteil. Aber ich lasse mich sehr gerne täuschen ;)

  4. Nein, die Rebounds warens nicht. Es war eher der harte Wind, den die Huskies besser vertragen haben und besser berechnen konnten als die Bulldogs. Ohne Insidekraft und 3Punktglück kann man keine Meisterschaft gewinnenn. Dazu schwanden auch die Kräfte in der Defense und UConn kam ein wenig in ihren Rhythmus.

    Bleibt zu sagen: Es waren mal wieder grandiose 3 Wochen mit langen bzw. kurzen Nächten, wir haben seit heute zwei neue deutsche NCAA-Gewinner und Glückwunsch an Connecticut zum Titel.
    Und wie heißt es so schön, aller guten Dinge sind drei. Warum nicht auch nächstes Jahr wieder ein Blog über Butler, dann leider ohne Matt Howard. Schade, ihm hätte ich es echt so sehr gegönnt. Aber Brad Stevens findet schon neue Aschenputtel!

    Gute Nacht ;)

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