Auch wenn ich Bauermanns Stil in der Brandrede unerträglich finde, muss ich ihn in einem Punkt in Schutz nehmen: Dass er im Bamberg bis 2007 nicht mehr Deutsche eingesetzt hat, kann man ihm kaum vorwerfen. Die BBL war und ist eine amerikanische Liga, da darf er auch mit amerikanischen Spielern um die Meisterschaft spielen. 2007/08 hat Bauermann den „deutschen“ Weg probiert. Das hat nicht geklappt.
Ich versuche mich an ein paar Thesen zur Deutschenquote in der Basketball-Bundesliga aber noch lange keine eigene Antwort auf diese stark umstrittene Frage.
These 1: Freiwillig klappt nur, wenn alle Clubs mitspielen.
Der Oldenburger Manager Schüller fordert nun eine ganz tolle Quotierung in der ProA und ProB… Man muss diese Aussage in den Kontext des Clubs stellen, aus dem sie kommt. Oldenburg ist der Club mit den wenigsten deutschen Rotationsspielern. Eine Mannschaft, bei der immer wieder mal nur neun Amerikaner spielen. Ein ProA bzw. ProB Doppellizenzpartner der Oldenburger suche ich vergeblich… Dinge fordern, die einen selbst nicht betreffen, das ist ganz großes Kino. Das ist eine der Heucheleien von denen Luka sprach.
These 2: Fertige deutsche Spieler finden alle toll, solange sie andere ausbilden und man selbst nicht investieren muss.
ALBA investiert sehr viel Geld in den Nachwuchs. Braunschweig und Bamberg traditionell auch, ja selbst Gießen hat sich u.a. dank der Kooperation mit Lich finanziell gestreckt. Bei anderen Clubs weiß ich es nicht so genau. Man kann wohl annehmen, dass bei ALBA die Nachwuchsausgaben in einen Bereich reinkommen, der locker das Teambudget Nördlingens oder Göttingens erreicht.
These 3: Nachwuchsarbeit kostet Geld. Viel Geld, das – wenn man sie ernsthaft betreibt – der ersten Mannschaft fehlt.
Endlich sprechen John Patrick, Thomas Stoll und andere dies aus. An der Quote, ihrem Tempo hängt der Klassenkampf großer gegen kleiner Budgets. Ulm ist ein kleiner Sonderweg, setzen sie doch stark auf deutsche Spieler und haben damit Erfolg. Richtig ist wohl: Diese Spieler würden deutlich teuerer werden.
These 4: Die Clubs haben bislang verpennt genug gute Spieler auszubilden, daher würde bei einer schnellen Anhebung der Quote der Preis guter, fertig entwickelter Spieler steigen.
Das ist aber kein Totschlagargument gegen den Weg zu einer höheren Quote. Es ist nur ein Argument gegen ein besonders hohes Tempo. Wann sind denn die ersten NBBL-Talente im spielfähigen Alter? Und warum verpflichtet man nicht den einen oder anderen Deutschen aus der ProA?
These 5: Die Debatte kocht jetzt hoch, weil es sich nicht mehr verdrängen lässt.
Es wird doppelt problematisch: Erstens fehlen die BBL-erfahrenen Nationalspieler. ALBA erfüllt wohl seine Schuldigkeit in dieser Hinsicht mit Herber, Zwiener und Hamann… Aber die Spitzenteams Oldenburg oder Göttingen?
Zweitens braucht fast jedes BBL-Team nächste Saison einen wirklich spielenden Deutschen mehr. Ich denke, dass der eine oder andere Manager spätestens jetzt feststellt, dass es hart wird, einen passenden und bezahlbaren Spieler zu finden.
Übrigens: Auch ALBA erfüllt gerade nur eben so die Quote mit 3/12… ich stelle es bei Kaderdebatten für 2009/10 immer wieder fest: Die 4/8er-Quote 2009/10 wird in ganz vielen Team ne Menge Veränderung mit sich bringen. Der 5/7-Schritt wäre nochmal ein ganzes Stück härter….
These 6: Wir werden spätestens nächste Saison auf dem Spielfeld sehen, dass die Quote funktioniert.
Und dann kann man ja mal schauen, ob es wirklich so einen großen Leistungsabfall gibt, wenn in Oldenburg, Düsseldorf und Göttingen ein bis zwei deutsche Spieler mehr als jetzt in der Rotation mitarbeiten müssen.
(zuerst gepostet im März 2009 auf schoenen-dunk.de)
Pingback: Eine kleine Geschichte der Quotendebatte « Grübelei - Ansichten eines Basketballfans