Gespräch auf der Rolltreppe nach dem Spiel: „Wie haben wir denn eigentlich gewonnen?“ – „Weiß nicht, mit 20 oder so. Ist auch egal, wichtig ist am Samstag“. Das dürfte die Stimmung und das heutige Spiel gut zusammenfassen.
Alba gewinnt vor halb leerem Unterrang deutlich mit fast 20 Punkten gegen Paderborn und liefert damit eine Steilvorlage, damit die Quakenbrücker mit Göttinger Schützenhilfe in die Playoffs einziehen können.
Bei der Paderborner Mannschaftsvorstellung war der Jubel für Nino Garris groß. Fast so groß wie die Pfiffe für Ense. Das hinderte einen zu spät gekommenen Albafan aber nicht, irgendwann in der ersten Hälfte ungläubig zu fragen: „Ist das unser Garris?“
Ja, Nino hat auch die Saison in der alten Heimat nicht helfen können, um wieder zu alter Klasse zu finden. Nach Frankfurt, Verletzungen und Hip-Hop-Ambitionen wirkte er oftmals nur wie ein Schatten des talentierten A-Nationalspielers aus Berlin (siehe Bild).
Aber Moment! Jenkins foulte ihn im vierten Viertel beim 3er. Und wenngleich Nino den ersten Freiwurf auf den Ring setzte, folgten danach einige Minuten richtig guten Spiels. Sieben Punkte in Folge, Steal und sehr gute und bissige Verteidigung gegen Julius Jenkins und Casey Jacobsen. Freie 3er gabs für die beiden nicht mehr. Und ganz am Ende durfte Joe Herber nochmal seinem Nationalmannschaftsvorgänger Paroli bieten.
Von den 3ern hatte gerade Jacobsen zuvor etliche. In der ersten Halbzeit fiel nahezu alles. Überhaupt ballerte ALBA viel. Manchmal schön rausgespielt, immer wieder zwischendurch einen „ich hab kein Bock auf euch“-3er ins Gesicht. Da irgendwann auch iMac von jenseits der 6,25m traf, war’s zur Halbzeit klar.
Doch es war nicht das ganze Spiel so deutlich. Im knappen ersten Viertel sammelten sich gleich drei Berliner Innenspieler zwei Fouls von den typischen durchschnittlichen Bundesliga-Schiedsrichtern. Nach einem Wochenende Euroleague tat diese Schiri-Leistung beim Zuschauen einfach weh. Nathan Peavy nutzte dies gut und spielte im ersten Viertel fast alleine gegen ALBA. 15 Punkte, davon 7 an der Linie im ersten Viertel… danach ward er nicht mehr gesehen.
Nicht mehr gesehen wurde auch Ensminger ab dem dritten Viertel. Ellenbogenlastig wie er halt ist, machte er bis dahin das erwartet solide Spiel, allerdings ohne offensive Akzente. Dann gab’s drei schnelle Fouls in Folge. Zwei ziemlich normale Centerfouls und ein ganz plötzliches unsportliches abseits des Balls. Es schien so, als habe er Casey da nen Ellenbogenhieb mitgegeben Bein gestellt. Was daraufhin passierte, zeigte, wieviel Respekt dieser Center mit Ecken und Kanten sich über die Jahre erarbeitet hat. Mehrfach ging er drohend auf Schiedsrichter zu, quer übers ganze Feld, immer wieder, die ganze Halle schaute fassungslos zu. Nein, es gab kein T. Spradley durfte ihn einfach auswechseln und für den Rest des Spiels schmoren lassen.
Das T bekam dafür Doug Spradley wenig später und völlig ansatzlos. Wahrscheinlich für „normales“ Meckern, wie es von der Tribüne schien.
Auch wenn, kaum dass Rashad Wright wieder da war, Pfiffe beim letzten, freundschaftlich abgebrochenen Angriff ertönten. Ich – der ich Wright ja wahrlich nicht besonders liebe – war schon froh, dass er dabei ist. Sein Spiel sieht nicht immer schön aus, aber er bringt ne ganze Menge Sicherheit und Fokus aufs Parkett. Nicht ohne Grund hat er die höchste Plus-Minus-Wertung.
Denn eines kann ALBA noch immer gut: Nicht höher zu springen, als sie müssen. Und das war heute nicht besonders hoch. So wie Paderborn aufgetreten ist, war das keine Playoffmannschaft. Es war nah dran an der Mannschaft, die ich zu Saisonbeginn nach dem Spiel gegen Nördlingen verrissen habe. ALBA hat seinen Stiefel als Mannschaft runtergespielt. Effektiv, wenig spektakulär, hochprozentig von außen.
Ich wünsche Thorsten Leibenath und Quakenbrück ganz eigennützig, dass die Artland Dragons noch Achter werden. Denn so ein Spiel wie heute, das will ich nicht im Viertelfinale sehen, lieber bis zum zum fünften Spiel und gegen die Drachen. Außerdem: Viertelfinale vor halbleerem Rund ist erst recht Mist. Wie mau die Stimmung bei Alba bei so einem Spiel wie heute ist, haben die Trommler ja mit kurzem Trommelboykott schön allen Fans vorgeführt.
PS: Happy Birthday Marco Baldi (nachträglich, ist ja nach Mitternacht).
Wer viel Geld für das Final4 gelassen hat, der ist dann eher nicht gegen die Paderborner gekommen, die dann möglicherweise noch drei-fünf Mal der Gegner sein können. Also waren nur die Freikart’ler da und die Dauerkartenbesitzer oder deren Vertreter.
Alba kann sich in dieser BBL-Saison fast nur selbst schlagen, das wissen unterschwellig auch viele Fans.
Da gibt ein Allerweltsspiel nicht viel her.
Dass die Trommler einen Kurzzeitboykott hatten, ist bis Block 206 nicht wirklich durchgedrungen.
Ach und Spradley hat sich ja doch mehrfach bei den Sr beschwert, bevor er sein T bekam.
Das „U“ an Ense war für Bein stellen, er hat die Baseline mit ausgestrecktem Stelzen zu gemacht.
danke. konnte man so aus 204 nicht sehen. ist korrigiert.
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