Von ruhigen Händen und einem leichten Rumoren

Danke Oliver Braun, für deine klaren Worte. Es ist bislang das einzig Grundsätzliche, was wir von der Ligatagung außer den Wildcardfragen vernehmen konnten. Ein paar ketzerische Gedanken zu Ligatagungen und dem „weiter so“.

Doch der Reihe nach: Der Braunschweiger Manager äußerte sich zur Darstellung der Liga nach Außen auf newsclick.de.

„Wir müssen uns ernsthaft über unsere Außendarstellung Gedanken machen, wir verkaufen die Liga schlechter als sie ist“, schimpft Braun. Viele Vereinsmanager dächten nicht über ihren Tellerrand hinaus, ärgert sich der Braunschweiger und sieht sich dabei auf einer Wellenlänge mit Berlins Geschäftsführer Marco Baldi. „Aber leider ist uns auch diesmal kein Durchbruch gelungen.“

Nur eine Frage hab ich, was ist denn der Durchbruch, den ihr euch vorgestellt hättet? Irgendwie bekommt man den Eindruck, es rumort hinter den Türen der BBL-Sitzungssäle.

Mit viel viel Lärm um Wildcards, eine Insolvenz und einen freiwilligen Rückzug bastelt sich die BBL wieder einen 18er-Kader. Mehr als ein Team lebt nur knapp über dem Existenzminimum Mindestetat. Vortrefflich wird hierüber auf schoenen-dunk.de gestritten. Aber  eines sollte man sich – und das macht Oli Braun hier – deutlich sagen: Die BBL ist so, wie sie ist, weil die Mehrheit der Clubs nicht willens ist, sie zu verändern. Und zwar nachhaltig. Ich hab die Nase sowas von gestrichen voll von Hilferufen, Insolvenzen und waghalsigen Projekten, die die Liga keinen Schritt weiterbringen.

Ein leidenschaftlich streitender Chemnitzer schreibt auf schoenen-dunk.de tausende Wörter gegen Mindestetats, nachdem ich mal eben den Gedanken eines 1,5 Millionen-Mindestetats in den Raum geworfen hatte. Er meint, dass ein 800.000 €-Team doch ok wäre und warf mir Populismus und ein Verteidigen der Liga vor. Der Vorwurf? Geschenkt. Nur eingehen, das will ich auf eine Frage:

Deshalb hier nur noch einmal die Bitte an dich [gruebler], auf derartig populistische Pauschalisierungen zu verzichten und sich in der Diskussion um einen Mindestetat an der Realität zu orientieren.

Genau das will ich mal tun, es an der Realität orientieren. Wir haben dank Braunschweiger Zeitung und Sposors (offline) für 2008/09 und der Statements der Clubs gegenüber der Presse für 2009/2010 in den letzten Wochen ein ungefähres Bild davon, wieviel Geld die Clubs zur Verfügung haben. Jan Pommer nannte in der Five mal eine Summe von um die 50 Millionen Euro. Das macht pro Club etwa 2,75 Millionen €. So arm ist die Mehrheit der Clubs gar nicht.

Nur mit dem Mindestetat von einer Million € ist man hiervon verdammt weit weg. Nach relativen Armutsdefinitionen wären unsere Mindestetat-Clubs „arm“. Dass ne Million zu wenig ist, haben Nördlingen, Köln und Weißenfels offen gesagt. Aber mit einem Budget, mit dem man nur „überlebt“ wird man die Liga nicht entwickeln können. Wieviel man bräuchte? Ich weiß es nicht. Aber dass weder der Status Quo noch der Weg zurück wirkliche Optionen sind, dürfte einleuchtend sein. Der größte Teil der Clubs ist mittlerweile gut aufgestellt. Nur findet sich anscheindend (noch) keine Mehrheit auf diese Stärke zu vertrauen und den ewigen Krisenclubs mal gehörig die Meinung zu sagen. Ob nun per Mindestetat, anderen Standards oder Ligaverkleinerung ist mir ziemlich schnuppe.

Die gleichzeitige Sehnsucht mancher Fans nach der „guten alten Zeit“ kritisierte der Ulmer Manager überspitzt und treffend:

Wobei eigentlich braucht es ja nur ein paar deutsche Spieler, dazu das Niveau von vor 10 Jahren, alte Schulturnhallen, 1500 Zuschauer im Schnitt und schwups sind alle glücklich. as Fernsehen rennt uns wie damals die Bude ein, deutsche Spieler verdienen 1000 Mark im Monat und sind über das Gehalt super glücklich, denn kein anderer Student verdient nebenher mehr. Aber das gehört ja in den anderen Fred.

Die Kritik wird auch international kommuniziert. In-the-game.org schreibt im BBL-Saisonrückblick:

From a more personal perspective, I think the 34 game regular season is way too long. Not only is the talent level watered down because there are quite simply a lot of teams with low budgets and only few of them are able to do the kind of consistent work that brought Ulm into the playoffs, but also the number of teams that have nothing to play for from February onwards is significantly big.

Ich hab ein wenig den Eindruck, dass sich kollektiver Fatalismus breit macht. Die Liga stagniert….  und wenn jetzt noch das Fernsehen wegbrechen sollte. Zeit für mutige Entscheidungen: Perspektivisch sollte die Liga wieder kleiner werden. Es ist fatal, wie einzelne, waghalsig agierende Clubs mit negativer Presse die gute Arbeit der Ligamehrheit torpedieren.

Wie desaströs diese gegenwärtigen Ereignisse und der Status Quo für die Berichterstattung sind, wird deutlich, wenn man sich einen aktuellen Artikel aus der Frankfurter Allgemeinen Zeitung durchliest, der stark bezweifelt, dass die nächste Saison wesentlich besser wird, als die vergangene. Ein Manager, der weiß, wovon er redet, wird zitiert::

Dass der Exodus in der kommenden Spielzeit weitergehen wird, ist keineswegs ausgeschlossen. „Wir werden ja sehen, wie viele Teams am Saisonende noch dabei sind“, sagt Jürgen Kohl, der Manager und Vorstandvorsitzende der Giants Nördlingen.

Es ist nicht die erste harte Kritik der FAZ an der BBL. Schon vor einem halben Jahr nach dem Allstarday wurde dort getitelt: Ballkönigin sucht Tanzpartner. Der Autor stellte die „bösen Fragen“ nach Fernsehen, Sponsorenrückgang und dem notorischen Kriseln der Clubs.

Die Ligasitzung in PaderbornLudwigsburg ging am Freitag zuende und seitdem diskutieren wir kollektiv eine Insolvenz (und jubeln mit Gießen über die Wildcard). War das alles? Solche Ligatagungen müssten doch eigentlich Kick-Off-Meetings für neuen Schwung sein. Keine positive Meldung? Nichts zu den drängenden Fragen? Weiter wie bisher mit ruhiger Hand?

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12 Gedanken zu „Von ruhigen Händen und einem leichten Rumoren

  1. Hm, wenn ich die Diskussion mit @patte richtig verfolgt habe (was mitunter relativ schwer fallen kann), geht es ihm vor allem darum, dass Mindestetat nicht gleich Mindestetat ist und er die Lizenzerteilung nach genauerer Prüfung der Ausgaben fordert. D.h. wie wirtschaftet der Club, wohin fließen die Ausgaben konkret? Mit einer solchen Untersuchung könnte eine zukünftige Zahlungsunfähigkeit eher vorhergesagt und entsprechend bei der Linzenzerteilung beurteilt werden.
    Denn eines ist doch klar: Egal wie hoch der Mindestetat ist, es wird immer Teams geben die am Minimum krebsen und früher oder später nicht mehr können. Deshalb ist das Prinzip Mindestetat zur Vermeidung der (Fast-)Insolvenzen in der BBL vielleicht einfach nicht das richtige Instrument und man sollte über Alternativen nachdenken.

  2. Natürlich. Ich weiß nicht, ob der Mindestetat das richtige Mittel ist. Es gibt durchaus differenzierte Argumente dagegen, die auf schoenen-dunk ja auch detailliert ausgebreitet werden. Nur ist er mittlerweile einfach ein gutes Stück von der Wirklichkeit entfernt. Liga-Wirklichkeit ist aber, dass die BBL gerade nicht aus den „Hilfe wir sind Krise“-Schlagzeilen rauskommt. Mir fehlen positive Signale für die Zukunft und ich störe mich am „weiter so“.

  3. Oh, ich sehe gerade, dass ich Deinen kursiven Satz überlesen habe. Dabei ist der doch relativ essentiell. *g*
    Du hast Recht, „weiter so“ geht gar nicht. Aber ob es für neu einzuführende Standards Mehrheiten unter den Clubs geben wird ist leider zweifelhaft. Da dreht man sich leider im Kreis.

  4. Ich frage mich ja ob am Freitag überhaupt noch irgendwas entscheiden wurde. Wenn ich lese das „TS“ am Donnerstag (vor der Entscheidung) schon im Flugzeug war mit anderen „BBL Leuten“ und ein Heyder am Freitag auch schon wieder in Bamberg eine PK gemacht hat, waren vielleicht schon am Freitag nicht mehr viele vor Ort.

    Allerdings kann man auch fragen, was sollten sie noch in Lubu? Entschieden wurde ja außer der Insolvenz scheinbar nicht. In Spanien, Italien oder Griechenland habe ich einige Erklärungen gefunden, was diese Treffen dort verändert haben (u.a. in Griechenland 20.000€ im Jahr Mindestlohn für jeden Spieler in der 1.Liga). Von der BBL hört man nicht mal, für was die zusätzlichen über 200.000€ Einnahmen genutzt werden…

    • @af4e
      Man kann sich auch auf Abstimmungen vertreten lassen. Manche Insider-Meldungen/Berichte sollte man also nicht überbewerten…

    • Man kann sich immer vertreten lassen, aber wenn das viele tun, wird es keine wichtigen Entscheidungen geben. Zumindest sollte man das fast schon hoffen. Nicht das die „Vertreter“ dann über wichtige Sachen entscheiden…

  5. @ Sportfreund: Ich bin mir sicher als ich den Text das erste Mal gelesen habe, war der kursiv geschriebene Satz noch nicht da! :-o

    • Kursiv = unverzüglich editiert. Offenbar war der Text ohne den Satz einfach missverständlich. Sportsfreund (und ein Anrufer) machten mir das schnell klar. (hier auch editiert)

    • Dann ist ja alles gut! Und muss nicht mehr zweifeln ob ich deinen Text nicht aufmerksam genug gelesen habe bzw. entscheidende Textteile schon wieder vergessen habe.

      Übrigens @airlomax meinte glaub ich dass die Insolvenz der Kölner so sicher ist wie sportdigitals Veto bei Spiel 5. ;-)

  6. „Jan Pommer nannte in der Five mal eine Summe von um die 50 Millionen Euro. Das macht pro Club etwa 2,75 Millionen €. So arm ist die Mehrheit der Clubs gar nicht.“

    Alba (8 Mio) + Bamberg (6) + Oldenburg (5) + Quakenbrück (5) + Bonn (4) +Frankfurt (4) = 32 Mio

    nun ist die mehrheit ja eine definitionsfrage, jedoch erscheint mir der geschätzte restwert der ca. 18 mio umgelegt auf die verbleibenden 12 vereine doch ein wesentliches stück näher am limit, als in der milchmädchenrechnung weiter oben … und da hab ich lubu noch nicht berücksichtigt, die doch ein ganzes stück über der nun durchschnittlichen 1,5 mio liegen dürften …

    • Wenn man die in Sponsors oder der Braunschweiger Zeitung abgedruckten Zahlen zusammenrechnet kommt man auch auf mehr als 50 Mio. €. Deine hier genannten Zahlen entsprechen teils nicht den vorhandenen und bestätigten Informationen (Berlin, Bonn), teils sind sie wie z.B. Oldenburg neu. Selbst nach den Angaben der Braunschweiger Zeitung lag der Median (nicht der Durchschnitt) bei 2,45 Millionen.

  7. Pingback: Jan Pommer bleibt bis 2015 « Grübelei – Ansichten eines Basketballfans

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