Neustart an der Küste – Eisbären komplett

Die Eisbären Bremerhaven melden einen kompletten Kader. Wer sich erinnert: Das sind die, die mit einer grottenschlechten Bilanz letzte Saison abgestiegen sind und die zweite Wildcard bekommen haben. Nun geht’s unter neuem Trainer mit (fast) komplett neuem Kader zurück auf Los.

Auf schoenen-dunk.de ist die Prognose nach den letzten Verpflichtungen einmütig: Die Eisbären sind super, der Kader wird die Liga rocken – erst recht mit dem heute verpflichteten Jeff Gibbs -, irgendwer sprach glaub ich auch von der Meisterschaft. Ist es mal wieder mein Job, Wasser in den Wein zu gießen?

Machen wir uns nichts vor: Die Eisbären hatten schon die letzten Jahre immer ordentlich Geld.  Wer sich Midseason Jared Reiner holen kann, davor mit Anthony Tolliver einen NBA-Borderliner, Euro-Sternchen CJ Wallace. Ganz billig war’s da auch unter Sakalauskas nie. Irgendwo knapp unter drei Millionen las man immer wieder. Auch wenn jetzt gespart werden soll. Ganz glauben mag ich das bei den Verpflichtungen nicht, oder gab’s da etwa bei einigen Spielern doch Preise mit Risikoabschlägen?

Sakalauskas hat mit dem Budget – bis auf die vergangene Saison – auch schon Playoffs rausgeholt. Wenn ich das alles lese, habe ich den Eindruck, als würde in Bremerhaven nun mit Spradley auf das gleiche Phänomen gehofft, das es in Oldenburg beim Wechsel Beck/Krunic gab: Plötzlich wird aus dem Geld mehr rausgeholt.

Wird das so sein? Ein Blick auf den Kader:

PG Louis Campbell PG Brandon Brooks PG Anthony Canty
SG/SF Rodney Buford SG Jan Lipke

SF Steven Esterkamp SF Mark Grube
PF Jeff Gibbs SF/PF Jonathan Moore
C Kevin Lyde C Brian Lucas

Gut zur Hälfte  ist das ein Kader, den man irgendwie aus der Liga kennt. Campbell war bei Gießen in deren letzter stärkerer Phase Allstar und Spradleys Mann in Paderborn bis 2004. Esterkamp war Spradleys Vertrauensmann auf dem Feld in Paderborn. Lipke der „Deutsche“ in Bremerhaven. Jonathan Moore war in Triers Abstiegssaison solider Rollenspieler.

Dazu der Ulmer Doppelpack. Lucas als Backup war schon ne Überraschung. Heute dann der „Hammer“, Jeff Gibbs startet in Bremerhaven. Aber Jeff Gibbs unter Spradley? Mal sehen, wie es klappt. Ulm war Jeffs System. Das Team um ihn als Franchise-Player herumgebaut. Ich erwarte nicht, dass Jeff nun das Basketballspielen verlernt, aber wird er weiter so dominant sein? „Jeff gambled and lost.“ So wird sein Ex-Coach bei Lee’s Corner zitiert. Hoffen wir, dass er nur finanziell, nicht auch noch in seinem spielerischen Standing verliert.

Erster Liganeuling ist der College-Rookie Brooks, der „dritte Guard“. Manche sehen ihn als Starter, dann wäre es ein Brooks/Campbell/Buford-Lineup auf den kleinen Positionen.

Ex-NBA Spieler Buford hat, das haben die Eisbären selbst mitgeteilt, eine problematische Vergangenheit. Bis zur Sperre durch die FIBA nach bekifftem Spiel für Maccabi bei Cibona war er, seit er gedraftet wurde, immer mal wieder aufgefallen. Jetzt schwört er (mal wieder) ab. Das kann gut gehen, das kann schief gehen. Die BBL ist ja in der letzten Saison clean gewesen. @Schnorri kann als inoffizieller SD-Doping-Beauftragter ja mal nach der Kontrolldichte fragen. Viele sehen ihn als den go-to-guy auf den kleinen Positionen. Ein gewandelter EL-go-to-guy wäre sicherlich ne Bereicherung für die Liga.

Center Kevin Lyde, ein Weltenbummler mit massig Erfahrung und sicherlich auch dem Anspruch richtig Verantwortung zu bekommen. Bei Kalev waren’s 10 Würfe pro Spiel.

10 Würfe pro Kopf. Das ist ein Bild, was sich mir so ein wenig aufdrängt. Viele der Spieler hatten in ihrer letzten Rolle „a licence to shoot“. Gibbs, Esterkamp, Campbell, Lyde, Buford, Lucas, wohl auch Brooks. Ob aus diesen vielen Spielern, die jeweils als Star geglänzt haben eine Mannschaft gebaut werden kann, das hängt vom Coach ab. Daran wird sich Spradley messen lassen müssen.

Mein Fazit: Es ist ein typisches BBL-Team der ambitionierten oberen Mittelklasse. Ein wenig Wechselglück (Gibbs als Schnäppchen), ein wenig Risiko (Buford) und nun hängt alles vom Fingerspitzengefühl des Coachs ab, ob daraus ein Team für Platz 10-11 oder ein Team für Platz 4-5 wird. Alles ist möglich. Nur eines wohl eher nicht: decent minutes für Jan Lipke.

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12 Gedanken zu „Neustart an der Küste – Eisbären komplett

  1. ich hoffe stark, daß lipke irgendwie auf mehr spielzeit als letzte saison kommt.
    was ich via bbl.tv von ihm sehen durfte hat gefallen und soweit ich mich erinnern kann war er auch realtiv effektiv – so rein statstechnisch.

  2. Guter Artikel, nüchtern analysiert und es ist nicht gleich von neuen Höhenflügen die Rede.
    Vom Spielermaterial natürlich schon ein Kader, der fast in den Playoffs landen muss, allerdings muss die Mannschaft sich erst finden und mit der Erwartungshaltung klar kommen, die durch die Transfer-Coups zweiffelos ziemlich hoch ist.
    Zu den Stärken des Kaders dürften wohl die Flexibilität und Erfahrung zählen.
    Spradley hat ganz andere Möglichkeiten in Bremerhaven, Trainingszentrum, moderne Halle, tolles Spielermaterial.
    Dafür wird von ihm aber auch einiges erwartet und die Frage, ob er der neuen Aufgabe gewachsen ist, wird sich sicher erst nach etwa 10 Spieltagen feststellen lassen.
    Bis dahin gerne ein bisschen Euphorie, aber nicht zuviel davon, denn die Konkurrenz schläft nicht.

  3. Etwas sehr befremdlich finde ich die Äußerungen von Coach und Manager aus
    Ulm zu Gibbs Wechsel bzw. seinem angeblichen Pech….. Ist zwar auf der einen Seite schön, dass es in Ulm anscheinend so entzückend „menschelt“… andererseits kommt das hochgradig unprofessionell und seinem EX gegenüber auch nicht sonderlich fair rüber!
    Vielleicht ist das der Preis den die Spieler (nachträglich) zahlen müssen, eben WEIL es dort so nett „menschelt“?

    Ach ja, mal wieder ne nette Analyse vom Grübeligen ;-)
    Gut, dass Du die Küstenluigis wieder eeeetwas auf den Teppich bringst ;D

  4. Fals es so sein sollte das Jeff sich verzockthatte bin ich mir sicher das Jeff und sein ex trainer da schon das ein oder andere Wort darüber geredet hatten kurz vor der PM .
    Von daher ist es in Ulm mit sicherheit tatschlich so menschlich.
    Wenn das MT so gesagt hat, ich hab es selber nicht gelesn oder gehört, weiß Jeff das er so denkt bevor Jeff es liest.
    Wenn Ulm eins beweist dann das Meschlichkeit und Professionallität sich nicht aussliesen sonder sogar sehr gut ergänzen KÖNNEN.

    Zum Bericht großes kopliment sehr gut anaysiert. Denke wir sind alle gespannt.

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  6. …Nein!, es ist nciht dein Job Wasser in den Wein zu gießen! Aber Du hast es einfach zu deinem Job gemacht, ob wir es hören wollen oder nicht…
    Und mit deinen Fazitbleibst du immer schon allgeimein – gespickt mit ein paar Fachinfos – damit Du am Schluß immer schön richtig gelegen hast, oder?

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