Vor ein paar Tagen, habe ich diesen Artikel im Handelsblatt schon einmal verlinkt. Die BBL entwickelt mit Nachhilfe durch Prof. Burmann von der Uni Bremen eine neue Marketingstrategie. Sicher im Ansatz gut und richtig. Aber ein paar ketzerische Gedanken dazu, denn ich fürchte, dass damit Schwächen kaschiert werden und ein altes Haus nur neu angestrichen wird.
Ligapräsident Braumann bringt ein Problem im Handelsblatt auf den Punkt:
„Regional sind wir super aufgestellt und haben volle Hallen. National finden wir aber zu wenig Beachtung“
Die BBL selbst ist eben bislang keine starke, selbstständige Marke, die außerhalb unserer kleinen Fancommunity und der teils provinziellen Standorte zieht. Jeder kennt Lemgo und Flensburg, Hoffenheim, den 1.FC Köln und St. Pauli. Aber wer kennt bundesweit schon den Traditionsclub Gießen 46ers oder die europäisch zuletzt recht erfolgreichen Artland Dragons? Es gibt ALBA mit einer gewissen bundesweiten Reichweite. Sonst ist es dünn, wie der Artikel ausführt. Baldi sagte in anderen Medien immer mal wieder „Es gibt in Deutschland zwei Basketball-Marken, Dirk Nowitzki und ALBA Berlin“.
Ein schöner Claim, ein neues Logo bringen aber nichts, wenn man in zwei Frage nicht endlich Farbe bekennt: Maximale Reichweite und ein klares Produkt.
Reichweite gibt es eigentlich nur durch Fernsehen. Die Zahl der Zeitungsleser ist abnehmend und in den oft auf Tickermeldungen eingedampften Sportteilen findet die BBL viel zu häufig nur im Lokalteil oder bei Aufregern wie der Köln-Insolvenz oder z.B. Göttingens unsäglichem „Hilfe wir schaffen das Budget-Ziel nicht“-Gerufe statt. Also los, notfalls für einen Apfel und ein Ei die Bilder an Eurosport, DSF oder die öffentlich-rechtlichen verscherbeln, solange es nur Bilder, Bilder und Bilder gibt und nicht Sportfive wie ein eifersüchtiger Rechtehamster auf den Bildrechten sitzt. Verdammt, die haben doch sogar Fanbilder aus den Hallen unterbunden. Es scheint – hört man auf Stimmen hinter vorgehaltener Hand – Teil der Strategie gewesen zu sein, Bilder knapp zu halten. Vom fünften Finalspiel will ich gar nicht reden… Jan Pommer sagt, die BBL sei ein gutes Produkt, für das man Geld verlangen könne. Ja toll… aber wo ist denn der Markt? Vor dem Eurosport-Deal, bei dem man beim fünften Spiel keine Lösung fand (überschätzte Sportfive den Marktwert?), fand Basketball im Free-TV nicht statt. Einzig die starken Clubs schafften es in die öffentlich-rechtlichen. ALBA-Berlin auf RBB und im Morgenmagazin. Hin und wieder mal ein kleiner Beitrag im NDR, der mit sage und schreibe fünf Clubs im Sendegebiet (davon nächste Saison drei international) eigentlich genug Stoff für regelmäßige Beiträge hätte. Aktuelle Stimmen zur Fernsehfrage gibt’s heute in der Berliner Morgenpost.
Ein klares Produkt heißt: Fokussier dich bitte auf die Stärken, liebe Liga. Mein liebstes Beispiel für die Beliebigkeit der Liga war die Webseite während der Playoff-Finals. Eine Verpflichtung in Tübingen, Verpflichtungen von unbekannten Spielern und „Sonstiges“ waren die Meldungen auf der Webseite.
Wo waren die Playoffs kurz vor dem fünften Spieltag? Der Eurosport-Splasher war schön und gut (aber Mitte Juni noch Werbung für „Playoffs ab dem 15. Mai?“). Die „Playoffs“ sind DAS Event der Saison. Alles andere ist zu dem Zeitpunkt mit Verlaub scheißegal. Nur das, was stark und wichtig ist, zählt. Michael Jenkins Verpflichtung oder „Ich bin ein Ulmer“ bring keinen Zuschauer vor den Fernseher oder in die Playoffhallen. Die interessieren ja kaum mich als hardcore Fan. „FINALE ausverkauft! Riesiges Public Viewing in der Messehalle!“ Das wäre ein Claim gewesen… die Nachricht ist da irgendwo versteckt. Trailer wie der folgende sind die Bilder, die gute Werbung sind. Wo sind die?
Wenn gilt, wie im Handelsblatt Artikel steht,
„Wer nicht hingeht, kann sich gar nicht vorstellen, was da für ein Spektakel geboten wird“,
muss man nicht darauf vertrauen dass der Berg zum Propheten kommt, sondern den Propheten zum Berg bringen. Zeigt den Menschen kostenlos, was in den Hallen abgeht: kostenlose Teaser-Videos wie das oben mit Highlights. Was Clubs wie Göttingen (Veilchen TV), Hagen (Feuervogel TV) und andere (via Korbsport.de) können, muss die Liga erst recht können. Es gibt keine serielle Berichterstattung im FreeTV? Dann nehmt doch bitte Geld in die Hand und macht das in kleinem Umfang selbst. Wenn die BBL-Webseite wirklich (traut man den Zahlen von Sportwerk) irgendwas um die 1 Million Visits pro Monat hat, dann muss hier das Wichtige stehen: Plattform für die Videos der Vereine. Dinge, wie der erste EL-Sieg von ALBA vor Ewigkeiten – eines der ganz wenigen youtube-Videos von Sportdigital.
Ich nehme das, da es keine Highlightvideos des Finales gibt. Dinge, über die man nur den Kopf schütteln kann.
Stattdessen werden die Zugpferde teils sogar versteckt: Die Rolle von Bonn und Berlin bei den Zuschauererfolgen wurden unterschlagen. Die europäischen Erfolge der Oldenburger, der Dragons und ALBA Berlin gingen anders als z.B. in Belgien in Meldungen über das Mittelmaß unter. Viele Manager (Kohl, Braun, Baldi, ich glaube auch Wöbke…) lästern öffentlich über die Außendarstellung der Liga. Wenn man schon ambitionierte Ziele hat, dann muss man diese auch hartnäckig und mit vielen kleinen Schritten verfolgen. Bislang habe ich nicht den Eindruck, dass das konsequent geschehen ist.
Ein neues Logo, ein neuer Claim, all das ist zwar nett, ändern aber nichts daran, dass jedenfalls ich den Eindruck habe, dass man gegenwärtig nicht einmal klar die Stärken des eigenen Produkts in den Vordergrund stellen mag. Stattdessen trägt man seinen ach so tollen zweitstärksten Wettbewerb in Europa wie eine Entschuldigung vor sich her, um das Mittelmaß in Turnhallen und mit sportlicher Beliebigkeit zu rechtfertigen.
Ich kann diesm aushezeichneten Beitrag nur zustimmen. Die Stärke des Produkts gegenüber anderen Sportarten ist für den Marktauftritt entscheidend. Dies gilt es herauszuarbeiten und so zu kommunizieren, dass man als adäquater Gesprächspartner in der TV-Branche akzeptiert wird. Zu den derzeitigen Vorteilen der BBL gehört auch, dass die Sportart Basketball in Deutschland noch keine Manipulations- oder Dopingskandale hatte wie Radfahren, Leichtathletik oder Handball.
Man muss sich manchmal fragen, wie bestimmte Sportarten immer wieder den Weg ins Fernsehen finden.
Es wäre interessant zu wissen, ob wir schon soweit gekommen sind, dass den TV-Anbietern etwas bezahlt werden muss wie z. B. Lieferanten für die Produktplatzierung in einer Supermarktkette.
Die Frage muss sein: Wie kann Basketball Sportarten wie Wrestling, Polo, Golf, Bowling überflügeln und welche Mittel müssen dafür eingesetzt werden.
Über die Idee mit den Highlight Videos auf der BBL-Homepage habe ich mir auch schon öfters Gedanken gemacht. Ich bin eigentlich kein großer NBA Fan, schaue aber regelmäßig die Highlight Videos an. Es ist eben doch Basketball den man kostenlos im Internet anschauen kann.
Mein Traum wäre daher ähnlich wie auf nba.com Highlight Videos der BBL Spiele zu sehen. Natürlich kann man das nicht so profesionnel aufziehen, aber selbst nur 2 Videos pro Spieltag würden schon Massen anlocken. Gut, die Massen sind großteils schon Basketballer, aber trotzdem.
Guter Blog und gute Ideen!
jo danke Gruebler!!!
endlich mal wieder das ausgesprochen, worüber ich mich schon seit Jahren aufrege.
irgendwie stellt sich bei mir da die frage: „Wie schwer kann es bitte schön sein?“
oder „Wie kann man nur so blöd sein?“……Bitte weiter SO!!!
Mal wieder ein absolut treffender Artikel!
Warum zeigt man heute noch auf den BBL.TV-nächste-Spiele-Ding auf den HPs nichts an. Könnte man da nicht sinnvoll Werbung machen.
Und alles was nichts kostet und Publicity bringt MUSS doch genutzt werden. BBL.TV zählt da nun mal nicht zu. BBL.TV ist ein nettes Zusatzprodukt für uns Hardcore-Fans.. Dafür wars aber im letzten Jahr auch zu wenig umfangreich…
Die BBL Seite ist für mich nur Daten und Linksammlung, angereichert mit den mit Pressemitteilungen der Clubs.
Allein da könnte die BBL mehr daraus machen.
Ich frage mich immer wieder, wieso Fussball der 2. und 3. Liga (für die breite Masse) interessanter sein soll, als hochklassiger Bundesligabasketball.
Ein richtiger Sportsender, wenn wir einen hätten, würde die BBL mit Kusshand nehmen und ihn dann richtig gut präsentieren mit Magazinen und Livespielen.
Beim DSF hat man aber eher den Eindruck, der Sport ist der Pausenfüller für diese : Ruf an, wenn du verarscht werden willst-Sendungen
Es wird Zeit, dass sich an der Fernsehfront was tut. Wenn die HBL Melsungen gegen Göppingen verkaufen kann, dann kann die BBL erst recht Bonn gegen Göttingen verkaufen.
Genau das wollte ich eben zum Blog auch hinzufügen:
Momentan macht die Presseabteilung der BBL auf der Homepage nichts anderes als die Presseberichte der Clubs zu veröffentlichen, wenn es Pressemitteilungen gibt, sind diese auch meist nur vom DBB übernommen und nur selten von der BBL selbst.
Aber nicht nur die Homepage ist ein großes Manko der Marketing-Strategie sondern auch die verlorene Sendezeit im Free-TV. Wenn man sich mal zurück erinnert an die regelmäßigen Übertragungen im DSF, die es früher gab, dann sieht das gerade sehr mau aus.
Aber es gibt ja wirklich einen positiven Trend: Basketball wird in den Dritten mehr und mehr zu einem Thema und auch in den Printmedien erhält Basketball einen Platz.
Mal abwarten, wie es mit dem entgültigen Konzept weiter geht – ansonsten: Super Beitrag Grübler!
Überhaupt, Gruebler , macht hier einen guten Job. Auch weil Kollege Gruebler seine Alba Fan-Sein. im großen und Ganzen beiseite legt.
Weiter so!
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