Zwei Topscorer gehen – Jubel und Trauer

David Teague ist out for the season und Rodney Buford kam in Bremerhaven nicht aus dem Weihnachtsurlaub zurück. Ein Wechselgesang zwischen Gruebler und Oldschoolballer über die beiden ganz unterschiedichen Topscorer der Liga und warum man über den Abschied eines Stars trauern und jubeln kann.

Buford geht in Bremerhaven und die Fans jubeln fast auf schoenen-dunk.de. Nachverpflichtungsträume werden gesponnen und man ist kollektiv froh, dass der NBA-Star weg ist, die Eisbären wieder als Rudel auftreten.

Doch ich komme beim Lesen ein wenig ins Grübeln und Kopfschütteln. Geschichtsklitterung, wie sie im Buche steht. Denn es ist wohl naiv zu glauben, dass Buford nicht gewollt gewesen wäre oder was auch immer…. Vor allem dass es nun irgendjemanden überrascht, dass er geht. Mir erscheint diese Geschichte verdammt kalkuliert. Die wunderbaren Pressemeldungen bei der Verpflichtung, der „bekehrte, reborn NBA-Borderline-Star“ das war alles viel zu schön. Zumal Bremerhaven zwar nicht Kirchenmaus der Liga ist, aber wohl nicht so auf Rosen gebettet, dass man mal eben – wie dicke Bs – nen NBA-Dropout ohne Macke verpflichten könnte.

Eigentlich ist – wie guwac schreibt – der Poker verdammt gut ausgegangen. Keine Doping-Sperre, kein Skandal. Relativ geräuschlos ging der Spieler zu Weihnachten. Für schlappe vier Monate Gehalt bekam man 17ppg und geile Moves. Rechtzeitig weg, bevor er mit Lustlosigkeit und „what the f*** am I doing in crappy Bremerhaven“ Ärger anrichten konnte.

Und wer nun träumt: Typen wie Tolliver werden jetzt nicht als Ersatz kommen. Wenn der Club sagt: „lief doch gut ohne ihn“… dann klingt das zunächst nach „Hurra, Einsparpotentiale!“. Lief ja auch nun auch gut ohne ihn.

Ehrliche Trauer dagegen in Gießen. Da platzen die letzen Träume. Der Topscorer der Liga, Gießens David Teague ist „out for season“… doch das ist die Baustelle der Oldschoolballerin:

Das ist zwar meine „Baustelle“, aber Teagues Knie braucht hoffentlich nur subtiles Gerät.

David Teague (Foto (c) Mediashots, Linden)

Ohne Übertreibung kann man sagen, dass der Ausfall von David Teague ein Riesenschock für die Gießener Fans ist.Bevor sich seine Knieprobleme extrem schmerzhaft bemerkbar machten, hatte der mit deutlichem Abstand führende, extrovertierte, stets gutgelaunte Topscorer der BBL, nicht nur viele Punkte gesammelt (Bestleistung 35 gegen ALBA), sondern dies auch noch mit einer mehr als beachtlichen Quote von 50%. Angesichts seiner Spielweise ein nahezu unglaublicher Wert. Seine Dreier sind oftmals direkt mit der Hand im Gesicht, meist kümmern sich zwei Gegenspieler um ihn und er wird relativ hart angegangen, bekommt dafür aber nur sehr wenige Fouls gepfiffen. Kein Wunder – seine Spielweise ist eigentlich nur als „wild“ zu bezeichnen und er geht gerne und extrem schnell zum Korb. Kaum zu sehen, ob das nun ein Foul ist oder eine seiner normalen unorthodoxen Flugeinlagen. Der Abschluß ist dann nämlich etwas, was aussieht, als würde sich Reggie Miller an einer Mischung aus einem Nikos-Galis- und einem JCN-Gedächtnis-Floater versuchen – und schlicht nicht zu verteidigen.

In Gießen fiel es den 46ers schwer dieses überragende individuelle Können mit dem Mannschaftsspiel in Einklang zu bringen, wenn es aber gelang, war es sehr ansehnlich und überzeugend (Artland, Oldenburg, in Braunschweig und auch bei der Niederlage nach Verlängerung gegen Berlin). Die Mannschaft war intakt und hat sich oftmals an Teague wiederaufgerichtet. Ich hätte wirklich gern gesehen, wie sich das noch über die Saison entwickelt.

2 US-Amerikaner, 2 mal Shooting Guard, 2 mal 1.96m und dasselbe Gewicht, 2 BBL-All-Stars, 2 Highscorer, 2 absolute Ausnahmespieler in der 1. deutschen Liga. 2 Abgänge zur Saisonmitte, aber 2 Spieler und Typen, wie sie unterschiedlicher nichtsein könnten. Ganz verschiedene Auswirkungen auf das sportliche Schicksal des Clubs und völlig konträre Fanreaktionen.

Gießen hatte voll und ganz auf Teagues Punkte gebaut und muß nun, mitten in der Saison, diese Strategie radikal ändern. Jetzt muß jeder 46er ran und der Mannschaftskapitän sitzt nur noch mitfiebernd und motivierend brüllend auf der Bank. Bremerhaven hatte sich viele Punkte und ein NBA-Zugpferd in eine ausgeglichene Mannschaft ohne große Egos eingekauft und ist nun offenbar froh, dass das nicht passen wollende Puzzlestück endlich in der Sofaritze verschwunden ist.

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2 Gedanken zu „Zwei Topscorer gehen – Jubel und Trauer

  1. Ich sehe das für beide Teams nicht so tragisch. In Bamberg hat man damals auch gedacht ohne Wurfmaschine Jackel steigt man direkt in die Regionalliga ab, der Rest der Geschichte ist bekannt.

    Klar muss Gießen nun umstellen, aber die haben mit Jeffers, Tapuskovic und Lischka ein wirklich nettes Trio am Flügel. Dazu konnte man auf Schwachstellenpositionen gleich zweimal mit Veteranen nachlegen. Gießen wird anders sein, aber nicht unbedingt schlechter unterm Strich.

    In Bremerhaven sehe ich die Situation ähnlich wie Guwac, alles irgendwie richtig gemacht. Jetzt kommt wohl in Callahan ein wirklich sehr guter Spieler der ein Vorbild an Einstellung ist. Dazu wird Esterkamp auch irgendwann wieder eingreifen können. Mit Bremerhaven wird gegen Ende der Runde zu rechnen sein.

    Kosmo

  2. Bhv profitiert eher davon. Zumal bei der kolportierten Neuverpflichtung. Es gibt wohl kaum ein Tier was weniger rudelfähig ist als ein Eisbär, aber diese Pelzis können jetzt noch ganz weit kommen. Deutlich weiter, als mit ihrer eingeschneiten Diva auf jeden Fall.

    Für Gießen wird es sehr schwer, den Ausfall zu ersetzen. Auch weil von einem auf den anderen Tag die Strategie und die ganze Spielweise geändert werden muß. Für sowas braucht man mindestens ne ganze Preseason normalerweise.

    Wenn er seinen Schuß nicht gezwungen hat, haben auch die anderen profitiert. Wenn 2 Gegenspieler nur Augen für Teague haben, wird es eben auch mal für einen Tabascovic leichter ;-)

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