trog#8 Yeni bir gün, yeni bir mutluluk – Neuer Tag, neues Glück!

Der Montag war sicher kein gebrauchter Tag, obwohl Buschi es dauernd behauptete, so einen Tag kann nämlich gar niemand gebrauchen. Es ging schon damit los, dass nach, ob des Sieges gegen Serbien durchfeierter Nacht, um Viertel vor 7 morgens das Handy klingelte und einfach nicht wieder aufhörte. Nach nur 3 Stunden Schlaf war ein Herr dran, der behauptete mein Vater zu sein und nur mal was fragen wollte. Und das im Urlaub, um diese Uhrzeit.     

Riesenjubel beim Team - Sieg gegen Serbien

  

Das war höchstgradig inakzeptabel, ich habe die Scheidung beantragt und aufgelegt. Weiter ging es mit Koffer packen, immer ein erhebendes Erlebnis, wie jeder weiß, und einem Umzug ins Hotel, da unser schickes Appartment leider wieder benötigt wurde. Und Hotels taugen einfach nichts. Das muß man mal so simpel sagen. Ganz allgemein und sowieso, aber dieses hier insbesonders. Zu klein, zu eng, zu laut, kein Platz zum Sitzen, Lesen, Schreiben – schlicht nervig. Außerdem waren uns die Leute im Appartmentblock und rundherum sehr ans Herz gewachsen, etwas was man von diesem Hotelpersonal sicher nie behaupten können wird. Next stop on this day from hell: Das Internet funktioniert nicht. Ich versuche derweil Dinge zu Papyrus zu bringen, während sich meine bessere Hälfte abwechselnd mit dem Hotelpersonal live und der Swisscomlady am Telefon anbrüllt. Auch hier unterliegen alle Beteiligten dem Irrglauben, dass, je häufiger und je lauter man etwas sagt, die Rezeption beim Gegenüber besser wird. Dem war überraschenderweise nicht so und ich endlos gestresst – wahlweise wieder oder noch immer. Nach der Meldung, dass ich jetzt dann doch W-Lan bekomme und der Warnung, dass aber alles, was ich schreibe mitgelesen werden kann, dachte ich der Tag bessert sich. Nein. Falsch, er hat mich nur gefoppt.    

Teilweise heute noch bewohnt - Felsenwohnungen

  

Danach weiter mit `nem grandios geistreichen Blog, den ich trotz Übermüdung noch in der Euphorie des Double OT Sieges gegen Serbien, zwar in Windeseile in den Monitor brachte, es aber anschließend nur mal so kurz *fump* machte und alles verschwunden war. Obwohl ich mehrfach zwischengespeichert hatte, konnte auch der gruebler auf der anderen Seite des Atlantiks nichts mehr machen. Alles futsch – alles kaputt. Tüm kırık – tüm gitmiş. In meiner grenzlosen Verzweiflung und kurz vor dem ersten Tagesspiel machte ich natürlich geldgierige internationale Telekommunikationskonzerne sowie das unfähige Hotelpersonal für alles verantwortlich, bis diesbezüglich Entwarnung aus NYC kam. WordPress hatte `nen Käfer und ich `nen Hals. Gut. Das erste Spiel eh schon halb vorbei, sage ich also dem Gruebler, er soll machen was er will, was der auch noch prompt tat. Das Ergebnis war vorgestern zu lesen. Leider aber nicht die eloquente Rückschau auf das tolle Serbienspiel.    

Später eine echt türkische rasante Autofahrt in die Halle, wegen zu spät und eine Chinesin hinter mir, die sich als Gewinnerin des Superpatriotinnencontests und neu nach Australien ausgewanderte Nervensäge entpuppte. Jeder deutsche Angriff wurde mit Piepskreischstimme im Halbsekundenstakkato mit „Ti-Fen“ bedacht. Ti-Fen, ti-fen, ti-fen, ti-fen. Ihre Version von „Defense“. Waren die Aussies im Angriff sagte sie ebenso monoton, hochfrequent und roboterhaft etwas wie „Yie-nah, yie-nah“. Es fiel ihr auch nicht weiter auf, dass um sie herum sich die Plätze leerten. Ti-fen, ti-fen, ti-fen. Trotz etlichen Reihen Sitzabstand fingen die genervten Argentinier an, sie umgekehrt nachzuahmen. Also Ti-fen zu brüllen wenn Australien im Angriff war. Das machte den Abend nicht gerade besser und wir räumten endgültig die Sitze.    

Auf dem Feld spielte sich derweil ein anderes Drama ab. Deutschland war müde, mental und körperlich ausgelaugt und immer einen Schritt zu spät dran. Die Fans schlapp, die Spieler ebenso. Und Australien sah aus, als ob sie die letzten Wochen bei unseren Jungs mittrainiert hätten. Jeder Spielzug, jeder Laufweg, jeder Pass, jeder Block war den Gelbgrünen bekannt. Nichts ging mehr. Gar nichts. Ratlosigkeit und Verzweiflung standen in den Gesichtern der Spieler. Es setzte ne derbe Klatsche und der leise, leise erhoffte Platz 2 in Gruppe A ist nun perdu.    

Egal, was solls. So ist das bei einer jungen Mannschaft. Nach dem Superhoch gegen Serbien, das Supertief gegen Australien – jugendliche Achterbahnfahrt. Dann gestern am Dienstag ein wohlverdienter Tag Spielpause für das Nationalteam. Für uns natürlich auch. Während unsere Abstandsgewinnung zur Aussieklatsche rasant verlief, nämlich mit einem Ausflug nach Kappadokien, hatte die Mannschaft gestern 2 Mal Training und also nicht wirklich frei, denn jetzt stehen die beiden entscheidenden Spiele in Gruppe A an. Beide Matches – heute gegen Angola, morgen gegen Jordanien – müßen eigentlich gewonnen werden, um sich nicht alles selbst wieder kaputt zu machen. Das wird schwer, vor allem heute Abend gegen Angola. Die sind gar nicht so schlecht wie sie dastehen – ein gefährlicher Gegner mit Speed, ordentlich Flughöhe und Athletik. Zu besiegen am besten mit Disziplin, Geduld, gutem Rausblocken im Defensivrebound und vielleicht mal ner häufigeren Zone. Die supersystemtreuen Scharfschützen von außen sind sie nämlich nicht.    

Gefragtester Mann nach Spielende Juan-Hendrik Jagla

  

Unser Ausflug brachte Wandertouren in sengender Sonne, ausgedörrtes Land. Mehrfach Kinder auf Mopeds in Gegenrichtung ohne Licht auf der Autobahn. Einen Yilmaz, den wir im Auto von irgendwo nach irgendwo mitnahmen. Viel Stroh, kein Chuck Norris. Felsenkirchen, Felsenwohnungen, unterirdische Städte, 8 Stockwerke (60m) tief, von denen die heutigen Dorfbewohner (oben drauf) bis Ende der 60 Jahre gar nichts wußten. Bis zu 20.000 Menschen lebten monatelang dort tief unten, belagert und bedrängt von Feinden. Kaum vorstellbar. Bei der Fahrt ins türkische Hinterland wurde eine potentielle Neuerung auf dem Sanitärsektor von Stiftung Gruebeltest genauestens untersucht, ein Durchsetzen auf dem mitteleuropäischen Markt wird aber für eher unwahrscheinlich erachtet. Es handelte sich hierbei um den völlig papierlosen (eigentlich ja die Zukunft!), rein linksmanuell betriebenen Abortbesuch unter Zuhilfenahme von in Krügen bereitgestelltem H2O in der tiefen Hockposition. Der internationale Verband der Arthroskopieärzte drängt allerding auf eine sofortige Einführung weltweit. Wir werden sehen.    

Was gabs noch: eine Schafherdestampede und anschließende Verteilung von Beko-Goodies an die begeisterten Dorfkinder. Ein tolles Tal in Soganli (sprich: So-an-le) mit Paradiesgarten, zunehmend syrische Autokennzeichen, je weiter man nach Süden kommt und in steilen Wänden in schwindelnder Höhe noch heute lebende Menschen und Tiere. Dann verstaubt und verschwitzt zurück ins liebgewonnene Kayseri. Frischen leckersten Fisch und Salat bei Yunus bekommen, anschließend im inzwischen geschlossenen Lokal mit Milchreis und Cay (schwarzer Tee) in der Hand mit der gesamten Restaurantbelegschaft das Knallermatch Türkei-Griechenland am PC in lausiger Qualität aber mit toller Atmosphäre geguckt.    

Merhaba, Almanya!!!

  

Die Türken sind happy, einen Tag nach dem nationalen Feiertag (Ende der griechischen Besatzung 1922), in einem spannenden Spiel die Griechen souverän besiegt. Wer hätte das gedacht nach den blutleeren Vorstellungen des Teams Türkiye zuletzt? Ilyasova spielt wieder wie der Gigant Ilyasova aus Barcelonas Tagen, der überlebensgroß von der Mauer der Zitadelle in Kayseri herablächelt und der pomadige Hidayet Turkoglu ist in einen Jungbrunnen gefallen. Der Jubel war nach dem Schlußpfiff unbändig, ein wichtiges Spiel für die Türken. Heute drücken sie aber alle uns die Daumen, ein paar konnte ich sogar überreden mitzukommen.    

Auf dem Weg ins Training: Greene und Hamann

  

Nach der klatschenden Ohrfeige aus Australien erwarte ich heute wieder ein fokussiertes deutsches Team, dass sich auf seine Tugenden besinnt. Schwer genug wirds. Wir unterstützen wieder mit vollem Körpereinsatz. So bescheiden wie der Montag lief, so sahnesmooth läufts heute schon den ganzen Tag für uns. Hoffentlich ist das diesmal auch genauso ein Indiz fürs Spiel. Daumen drücken!    

Diese Diashow benötigt JavaScript.

osb grüßt aus Kayseri und schaut sich gerade das evtl auch für uns wichtige Match AUS-SRB an.    

P.S.: @Buschi: kein vorzeitiger Ruhestand, bitte!!!

Werbung

4 Gedanken zu „trog#8 Yeni bir gün, yeni bir mutluluk – Neuer Tag, neues Glück!

  1. „Gefragtester Mann nach Spielende Juan (!!!) – Hendrik Jagla“

    Wir haben nen neuen Spieler? ;)

    Aber da fällt mir ein wir sollten einfach Juan Carlos Navarro entführen und aus ihm nen Johannes-Karl Neumann machen… Kannst Du dich mal darum kümmern osb???

    • war kein Typo, war schon Absicht. Der Gag lag ja nach dem Schuß geradezu vor meiner Nase, hätte ihn an Buschi verkaufen sollen im Austausch gegen mehr Kommentatorenzeit.
      Wieso soll ich eigentlich bis 67 oder was weiß ich arbeiten und der Herr Buschmann labert von aufhören? ;-) und was sagt die Bundesregierung dazu?

      Und leider bin ich im Moment so dermaßen gefrustet, dass ich mich um gar nix kümmern kann. Kann wer herkommen und meinen Koffer packen? Der Flieger geht morgen früh, ganz früh – nach ISTANBUL.
      DAAAARRRRN!

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s