Beat BA oder Albakiller reloaded?

Bamberg eins, Berlin null. Das ist das Fazit des ersten Finalspiels. Ein verlorenes Spiel in einer Serie best of five. No harm done, könnte man meinen. Coach Katzurin schob es auf mangelnde Vorbereitung, doch lassen sich die Defizite wirklich so einfach abstellen? Berlin kassiert eine am Ende klare Niederlage in der Frankenhölle, weil sie nach 28 Minuten einbrechen. Es war nicht das hochklassige Spiel, dass viele erwarteten und erhofften.

Nein, nicht alles war schlecht. ALBA hat fast drei Viertel lang die Bamberger nicht wegziehen lassen, irgendwann Mitte des dritten Viertels war man gar knapp in Führung. Doch bis Mittwoch muss sich einiges ändern, will man gegen die Mannschaft, die heute eine 90 Punkte-Duftmarke setzte eine echte Chance zum Ausgleich haben.

Denn schaut man auf den Statistikbogen, wird deutlich wie viel effizienter Bamberg spielte. Da können wir uns über 43 Punkte der Berliner Innenspieler freuen und ein Double-Double von Bryce Taylor (12 Rebounds, vermutlich das Seasonhigh eines ALBA-Spielers), aber Bamberg gewinnt das Eff-Duell mit 108:67. Mehr Steals, bessere Quoten von der Linie und den 6,75, viel mehr Assists. Der Unterschied zwischen Berlin und Bamberg ist augenscheinlich, dass in Rot eine Mannschaft aufläuft, die 40 Minuten zusammenspielt und den Killerinstinkt hat, zuzuschlagen, wenn der Gegner in der Wachsamkeit nachlässt. Berlin hingegen spielt zwar bis zum letzten Alley-Hoop gerne spektakulär (das ist das, was wir Popcornbasketball für den gemeinen Sportkonsumenten nennen), aber leider mit erschreckender Inkonstanz.

Der Sündenbock ist gefunden. Die Stimmung machte Buschmann als Kommentator. Katzurin, der böse Sergeant an der Seitenlinie, der seine Spieler durch Auswechslungen nach jedem Fehler bestraft. Viele Hobby-Kommentatoren lästern zwar gerne über Buschi, nehmen ein solches Thema dann aber doch dankbar auf. Allein Neechen stemmt sich auf schoenen-dunk gegen eine solche Position:

„Diese Diskussion um Demotivation und Selbstvertrauen finde ich nervig. Das sind alles Berufsbasketballer. Dass die sich über eine Auswechslung aufzuregen finde ich zum Aufregen.“

Das sind wahre Worte. Aber irgendwie bekomme ich dabei den Eindruck, es alles schon einmal gehört und gelesen zu haben. Unter Pavicevic monierte man die mangelnde Wechselei und dass die Mannschaft „zu fest“ wurde, Flexibilität vermissen ließ. Nun haben wir maximale Flexibilität und es es auch nicht schön. Spieler hadern, meckern und spielen oft ersichtlich nicht zusammen, sondern werfen Bälle ins Nichts.

Ja, auch ein Jacobsen hat das Meckern in-game zur Kunstform erhoben, doch im Gegensatz zu unserem Franchiseplayer Jenkins (3 Punkte, 5 Fouls) scort er, zieht Fouls (gerne gegen den zu langsamen Staiger) und macht seine Mannschaft besser. Auch der zweite Berliner Franchiseplayer McElroy war gestern abgemeldet, offensiv kein Faktor und defensiv allenfalls anwesend. Wenn Berlin in ein Loch fällt, brauchen sie einen Spieler, der Verantwortung übernimmt, der sie aus dem Loch, in das sie sich eingegraben haben, rauszieht. Der Coach kann dies nicht immer. Im ersten Viertel gelang es noch, Sicherheit durch eine andere Aufstellung in der Verteidigung zu erarbeiten. Gegen Frankfurt war dies in der Crunchtime Sven Schultze mit seinen 3ern. Übrigens hat Sven nicht nur alle Jubeljahre so ein Spiel. Im Saisonverlauf trifft er knapp unter 40 % von downtown.  Doch gestern gab es dort niemanden. Bei allem individuellen Talent der Albatrosse vermisse ich Franchiseplayer. Popcornbasketball braucht wohl diese Anleihe vom Rollenvorbild NBA.

Insofern ist es desillusionierend. Denn anders als gegen Frankfurt kann man nicht darauf hoffen, dass der Trainer eine Antwort gegen einen Einzelspieler wie Wood findet, sondern gegen die Bamberger braucht es eine geschlossene, stabile Mannschaftsleistung über 40 Minuten. Eine Mannschaft aber, die hat Coach Katzurin in den nunmehr rund 6 Monaten, die er da ist, nicht geformt. Klar, wir sind im Finale, aber zu offensichtlich ist es, dass die Chance auf einen Sieg von der Tagesform abhängt, 5 Spiele gegen Oldenburg, 5 Spiele gegen Frankfurt, in beiden Serien viel Licht und Schatten. Glück, das hat aber das Spiel gestern gezeigt, reicht gegen Bamberg nicht. In der besten in dieser Saison gezeigten Heimleistung, reichte es für Berlin nicht für einen Sieg gegen die Brösels. Gestern waren die Albatrosse weit davon entfernt.

Wird es Mittwoch anders? Viel Zeit zum Trainieren ist nicht. Und ich habe so meine Zweifel, dass wir über Nacht noch ein Team sehen werden. Wir sehen auch viele gute Entwicklungen, Heiko und Yassin sind hier die meistdiskutierten Spieler, aber das sind Fragen für die Offseason. Damit diese nicht schon am Pfingstsonntag beginnt, muss man sich jetzt zusammenraufen und auf  ein gemeinsames Ziel besinnen: Beat BA.

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5 Gedanken zu „Beat BA oder Albakiller reloaded?

  1. Wenn das hier Popcornbasketball ist, was war denn das unter Pavicevic? Kaugummibasketball, bis der letzte Geschmack rausgelutscht ist? Ich bin nach wie vor der Meinung, daß Bamberg einfach so viel besser ist – sowohl im individuellen Talent als auch im mannschaftlichen Zusammenspiel. Berlin hat sich dafür entschieden, eine „Wir spielen unser Spiel“-Strategie zu fahren und muß dazu dominant auftreten. Aber Bamberg ist dominanter. Selbst Frankfurt war in einigen Phasen dominanter als Berlin (aber in der Tiefe auch spielerisch schlechter als Berlin). Berlin wird sich dazu _herablassen_ müssen, sich an den Stärken des Gegners zu orientieren und ihn dort zu behindern, statt sich auf das eigene Spiel zu konzentrieren. Nur durch diese Demut kann Berlin zu spielerischer Dominanz kommen. Berlin ist sportlich der Underdog. Ohne Akzeptanz dieser Rolle wird Berlin kein einziges Spiel gewinnen, es sei denn Bamberg leistet sich einen Ausrutscher. Doch daran mag ich im Finale nicht glauben.

  2. Popcornbasketball?? Ich habe von gruebler auch schon substantiellere Analysen als diesen „Boulevard“-Begriff gelesen. Obwohl ich erst nicht, dann aber lange Zeit Luka-Fan war, muss ich doch sagen, dass Katzurin in der gegebenen Situation genau das richtige getan hat. Er hat die Blockaden im Kopf gelöst und die Hierarchie in der Mannschaft durcheinander gewirbelt. Jeder hat wieder eine Chance im Team. Es wird mehr als eine Verteidigungsvariante praktiziert. ALBA spielt besser und erfolgreicher als zuvor.

    Vor ein paar Monaten schien für ALBA ein Finale in weiter Ferne und jetzt: ALBA ist im Finale und bot angesichts der dann doch knappen Vorbereitung über weite Strecken ein gute Leistung in Bamberg. Mir schien ein Wegziehen ALBas zumindest möglich, ok, dann kam ein Einbruch und Brose gewann souverän und verdient. Und ich denke (befürchte), letztlich wird dies noch einmal passieren, weil Brose derzeit einfach besser ist. Damit muss man leben, auch wenn es nicht leicht fällt.

    Buschi lebt immer von seinen Sprüchen, diesmal hat er sich einfach vergallopiert mit seiner Kritik an Katzurin und der Interpretiererei von irgendwelchen Körpersprachen und Gesichtsausdrücken.. Wenn Schaffartzik in der crunch time in der defense pennt und meterweit am falschen Platz ist und damit einen offenen Dreier ermöglicht, ist eine Auswechslung überaus sinnvoll.

  3. Bamberg zeigte Gestern auch nicht ihre beste Form, doch auch diese genügte um Berlin zu zeigen wie es geht. Der gravierendste Unterschied zwischen Bamberg und Berlin ist: Bamberg ist ein Team – Berlin eine Ansammlung von Spielern.

    Nach Gestern bin ich noch mehr davon überzeugt, Brose verteidigt den Titel.

  4. Und dann scheute er sich doch :-)
    Mit seinen Verbindungen nach Giessen hätte ich eigentlich erwartet, dass der Guebler den Begriff des „Strafcoachings“ in die Runde wirft.
    Einer Erfindung der Giessener Fans, für das Verhalten des Trainers einen Spieler auszuwechseln, wenn er sich nicht an die taktischen Vorgaben hält, was besonders dann nicht akzeptabel ist, wenn es sich um den Publikumsliebling handelt, selbst dann, wenn er dem Trainer auf dem Feld widerspricht ;-)

    Entgegen etwaiger Vermutungen handelt es sich beim Abstrafen des Spielers durch die Fans dann nicht um Strafcoaching, sondern um Söldnerbashing :-)

  5. Verloren wurde das Spiel, weil es auf Berliner Seite keinen notorischen Scorer gegeben hat, auf den man sich in dieser oder jener SPielsituation berufen konnte. Stattdessen machte man im 3./4tel mehrmals denselben fehlschlagenden Spielzug rechts in der Angriffsecke und Bamberg fing den Ball ab und kam selbst zu leichten Punkten zum vorentscheidenden Vorsprung.
    Nimmt Alba den Bambergern das Spiel ab, dann sehen wir weiter.

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