Es ist April. In ganz Europa wird den FinalFours der europäischen Wettbewerbe entgegengefiebert bzw. längst gefeiert. In Ganz Europa? Nein, in einer frankogermansichen Liga irgendwo im Norden sonnt man sich im Schein des nationalen Wettbewerbes. Europa, das ist für andere. Unser letzter Europapokalsieger ist grad abgestiegen. Wir haben stattdessen hier noch eine Woche Ligaalltag.
Khimki ist vergangene Woche Eurocup-Champion geworden, Valencia zweiter. Lietuvos Rytas hat sich gegen St. Petersburg den Dritten Platz erstritten. Ja, das ist Basketballeuropa. Es ist zwar nur der zweitklassige Wettbewerb, aber wollten wir nicht zweitbeste Liga in Europa werden?
Wer in den letzten Wochen auf den einschlägigen Internetforen rumsurfte, langweilte sich. Olle Threads werden hervorgekramt, substanzlose was-wäre-wenn-Wechsel thematisiert. Die Hauptrunde ist lang, die Luft es raus. Der Drops ist gelutscht. Wir warten auf die Playoffs…oder doch nicht, weil Bamberg eh Meister wird?
Heute konnten wir erst einmal die beiden großen Namen des deutschen Basketballs gegeneinander spielen sehen. Euroleague-Top16-Verpasser Brose Baskets schlug Eurocup-Top16-Schießbude-ALBA Berlin mit 100:90. Ein merkwürdiges Spiel. Tolle Wurfquoten (außer bei ALBAs 3ern), sich beschnuppernde Defense, Intensität und Emotion, aber doch irgendwie nicht Vollgas. Es war schon ansehnlicher Basketball, aber kein Spiel für die Geschichtsbücher. Wenngleich Brose immer mal wegziehen durfte, ließ ALBA auch nie so richtig nach. Ob das die Finalpaarung ist? So ein wenig zweifele ich daran. Zu sicher fühlen sich einige, zu groß die Unwägbarkeiten. Ich hatte den Eindruck heute wurde sich nur beschnuppert und wurden die Playbooks gut versteckt.
Somit steht allerdings die Berliner Viertelfinalpaarung fest: ALBA ist auf Platz drei und muss gegen die Würzburger Rippenbrecher ran. Autsch. Das wird nicht schön, nur intensiv. Ich hoffe – aber Serien wie Paderborn sind mahnende Erinnerung – das es nur drei Spiele werden.
Ebenso ist schon für Artland und die Bayern der Weg klar. Das Duell Koch vs. Bauermann auf Platz 4 vs. 5. Aber das ist auch noch zwei Wochen hin.
Spannend ist es in der Liga noch an genau zwei Stellen: Zwischen Tabellenplatz 7 und 9 ist alles offen und auch unermüdliche Bremerhavener Fans rechnen noch. Frankfurt ist das Dark Horse der zweiten Saisonhälfte geworden. Lange abgeschlagen und oft abgeschrieben, rollt Katzurin mit den Skyliners das Feld auf. Nach einer Niederlage heute haben sie es in der Hand: Samstag in Bonn. Sieg oder Niederlage, Playoffs oder Offseason, Tod oder Gladiolen.
Vorher treffen sich am Mittwoch in Braunschweig noch die Phantoms und die Ense-Baskets. Machowski gewann heute mit seinem Noch-Club gegen die Mannschaft, wo er nächste Saison an der Seite steht und spülte die letzten Playoffhoffnungen die Hunte hinunter. Beim Duell Braunschweig gegen Bonn kann allerdings noch nicht sagen: „Wer gewinnt, ist durch“. Dieser Dreikampf hat sich über Wochen zugespitzt und so eng, dass viele When-If-Buts möglich sind. Mailmanns Gedankenspiele (SD) haben sich freilich schon heute überholt. Meine Hoffnung ist ja so ein bischen, dass sich Frankfurt auf den achten Platz spielt und Katzurin Bamberg ärgert. Außerdem haben dann gewisse Gießener Playoffs vor der Haustür…
Denn in Gießen kann der Katzenjammer mal wieder groß werden. Das Fernsehen hat sich jetzt aber für den letzten Spieltag für das wohl spannendste Spiel der Hauptrunde entschieden. Phoenix Hagen empfängt die LTi 46ers aus Gießen. Hagen gegen den MTV, das ist ein echter Klassiker des bundesdeutschen Basketballs. Nur leider geht es um den Abstieg. Einer ist nach diesen Spiel weg oder muss auf eine Wildcard hoffen und Sponsoren die die hierfür notwendigen Mittel hervorkramen. Hagen sagt angeblich, dass sie in den Abstieg gehen. Bei Gießen werden die Fanrufe nach einem Ende des Schreckens auch deutlicher.
Aber was liebe Hagener und Gießener ist die Alternative: Murat Didins Gloria Giants ne Wildcard geben? Das sind die, die mit bunt gemischten Trikots auflaufen und die LIzenzunterlagen ne Dreiviertelstunde zu spät in Köln abgeben. Ne. Ich bin Düsseldorf in der BBL leid. Seit der Grossen Sosse ist das alles nur noch ein großes Theater (1. Akt, 2. Akt, und „Dü-do-or-die„. Dann lieber mit 17 Clubs auflaufen und die Liga perspektivisch kleiner machen. Man muss keine Wildcard vergeben...
Alba gegen Würzburg im Viertelfinale steht doch noch gar nicht fest…???
Wenn Ulm gegen Würzburg verliert und Alba gegen Braunschweig gewinnt, ist man doch wieder Zweiter…oder hab ich da nen Denkfehler?
Zu erst einmal schön wieder etwas aktives von Dir zu hören! Hoffe Du/Ihr werdet die Play-Offs intensiv begleiten. Mir würde sonst etwas fehlen.
Was ich mich jedes Jahr wieder Frage, ist ob die BBL die europäischen Cupwettbewerbe bei Ihrer Planung berücksichtigt? Wenn man sich die Play-Offs der beiden wichtigen europäischen Wettbewerbe einmal anschaut, dann hätte ein deutscher Vertreter, der auch noch BBL-Pokal inklusive Final Four spielt und in der Meisterschaft oben mitspielen will, schon einen extremen Spagat zu vollbringen. Man könnte es auch so formulieren europäisch nach dem Top 16 zu spielen, ist ein echter Wettbewerbsnachteil für jedes BBL-Team. Und da meistens das Abschneiden in der BBL zählt, könnte man es sich schon zweimal überlegen, ob man hier bis zum Ende dabei sein möchte …
Wobei als Alba-Fan waren die beiden Finalsaisons schon ein tolles Erlebnis. Aber die Kommunikation ist halt immer Rekordmeister, Double-Gewinner und nicht erfolgreichstes deutsches Team in internationalen Wettbewerben (ist natürlich auch ein bisschen lang). Ob die Terminplanung in anderen Liga besser oder anders ist, weiß ich nicht, aber wenn man die Spielpläne mal neben einander legt bzw. im Laufe der Saison immer einmal die Spiele nach dem Top 16 mit einem Auge verfolgt und dann überlegt, das müssten die „Lieblinge“ auch noch bewältigen, besteht hier bestimmt noch Optimierungspotential. Aber vielleicht sollte einer einmal Herrn Baldi zu dieser Thematik befragen. Wäre gespannt, wie er es sieht.
Man könnte es natürlich auch so herum interpretieren, solange eine Liga nicht zwei bis vier Teams hervorbringt, die in der Lage sind diese Doppelbelastung zu bewältigen ohne in der Liga ins Hintertreffen zu geraten, kann die Liga nicht zu den Top zwei (drei) Ligen Europas gehören. Vielleicht auch eine Dimension die Qualität einer Liga zu beurteilen. Aber im Moment ist die BBL – und auch Alba – davon, wie man an den diesjährigen Ergebnissen sieht, ja eher weit weg.
Aber jetzt stehen die nationalen Play-Offs vor der Tür und die Karten werden neu gemischt. Das gestrige Ergebnis gibt Mut und aber mehr erst einmal noch nicht. Ich kann nur hoffen, dass Herbert in seinem Playbook noch wirkungsvolle Überraschungen hat, damit wir dann am Ende im Juni wirklich jubeln können. Hier kann er jetzt zeigen, ob er zu den Toptrainern gehört. Gegen Würzburg zu spielen, sorgt vielleicht von Anfang an für die passende Play-Off Härte und, ob es danach die Ulmer werden, ist für mich auch noch nicht klar. Sollte die Paarung Ulm vs. Frankfurt lauten könnte hier eine Überraschung drin sein. Lassen wir uns einmal überraschen.
Bei den Absteigern täte es mir für beide Urgesteine des deutschen Basketball leid, aber vielleicht sind das die Namen, die eine ProA auch einmal gebrauchen kann, um ihr Produkt noch besser verkaufen zu können. Für eine Wildcard bin ich nicht, denn ich fände eine Liga mit 16 Vereinen sinnvoller als die aktuelle Situation.
Ich sehe eigentlich keinen „Absteiger“, weder Gießen noch Hagen. Der 17. wird drinbleiben, nicht weil Bundesliga-Traditionsteam, sondern weil hinter MBC (für Gött.) einfach nix is, was aufsteigen kann UND will.