Ein überraschender Sieg

Gestern hat die verjüngte deutsche Basketball-Nationalmannschaft deutlich gegen Serbien gewonnen. 74:53 stand es nach 40 Minuten. Das erste, was mir positiv auffiel, war dass die VW Halle zu Braunschweig mit 3500 Zuschauern gut gefüllt war und ich auch den Eindruck hatte, dass sie „halbvoll“ funktionierte, statt eine „halb leer“ Zumutung gewesen wäre.

Anfangs sah es gar nicht so gut aus. Beim Einlaufen nannte der Hallensprecher auch immer das Alter der Spieler und es wurde ganz deutlich, wie jung viele der Spieler waren. 19 bis 22. Eine halbe Studentenmannschaft.

Fahrig war der Start, auf beiden Seiten wollte nicht viel gelingen. Die Serben fanden dann aber schneller ins Spiel. Der NBA-erfahrene Krstic übernahm früh Verantwortung. Und die Defense der deutschen war irgendwo zwischen übereifrig und fahrig. Unsportliches Foul von Jagla in der vierten Minute, später noch ein Halten eines anderen… frühe zwei Fouls für einige Spieler. Und im Laufe des Spiels wurde es auch mehr als einmal ein wenig biestig zwischen den Teams. Schon ziemlich emotional für ein Freundschaftsspiel.

Schnell lagen die Deutschen merklich zurück. Nicht ganz 10 Punkte, 8 zu 15 nach dem ersten Viertel. Aber es war schon so, dass es schien, als würde das Spiel eine deutliche Kiste werden.

Doch irgendwann im zweiten Viertel fanden die Jungs offensiv ihr Spiel. Heiko Schaffartzik war es, der mit frechen 3ern seine Mannschaft vorantrieb. Jagla traf dann auch mal und Steffen Hamann zeigte seinen Signature-Move, den schnellen Zug zum Korb durch die Masse. Ach das hab ich in Berlin vermisst.

Mit einer Führung zum 36:27 ging es dann in die Kabine. Im dritten Viertel wurde in dem lowscoring game gut weitergespielt, die Führung erst einmal ausgebaut, bis sich die Serben noch einmal aufrafften und dagegenhielten. Krstic, Velickovic waren zwei Spieler, an denen unsere Jungs zu knabbern hatten.

Pleiss bekam dann einen deutlichen Anpfiff von Bauermann und riss sich dann aber zusammen. Insgesamt hat er trotz seines so schmalen Körpers (gebt ihm Essen!) eine verdammt saubere Defense gegen Krstic gespielt. Respekt. Offensiv mehr als einmal unglücklich. Wenn er da mal ein wenig glücklicher werden würde…

Danach gaben die Serben ein wenig auf und die Deutschen spielten sich in einen Rausch. Fast alles klappte und defensiv funktionierten sie auch. Rebounds und lose Bälle, die sie anfangs fast immer verloren gaben, wurden gewonnen. Eine wahrlich begeisternde Vorstellung.

Schließlich noch ein paar Einzelanmerkungen:

Schaffartzik war nicht nur wegen seiner 13 Punkte man-of-the-match. Seine Stärke ist, „dass er wie ein Ami spielt“, so ein Mitspieler von ihm. Angstfrei, selbstbewusst, manchmal etwas überdrehend. Klar, gegen die physisch überlegenen Serben hatte er hier und da zu kämpfen. Gerade als PG war er dem Druck nicht immer gewachsen. Eine schöne Kombi war es dann aber auch, ihn als SG neben Hamann zu sehen. Gestern war es für ihn auch die Heimpremiere vor dem Braunschweiger Publikum, das viel Freude an ihm haben wird.

Lucca Staiger ist auf dem Feld komplett unauffällig. Doch macht er all die kleinen wichtigen Dinge, baut keinen Mist, verteilt den Ball. Setzt seine Mitspieler in Szene. Bauermann scheit ihn mittlerweile Philipp Zwiener vorzuziehen.

Benzing macht wie gewohnt einfach Spaß. Er braucht sicherlich noch ein paar Jahre um sein Potential auch auf diesem Niveau wirklich zur Geltung zu bringen. Yassin Idbihi war defensiv da. Gut am Rebound. Präsent. Selbstbewusst.

Über die bekannte Qualität von Schultze, Greene und Wysocki muss ich eigentlich keine Worte verlieren. Sie sind das Rückgrad der Mannschaft, auch wenn sie nicht 30 Minuten spielen mussten.

Per Günther und Joe Lischka hab ich nicht wahrgenommen. Haben die gespielt?

Gekrönt wurde das Spiel von einem alley-hoop Demond Greenes auf Elias Harris als letzte erfolgreiche Aktion des Spiels. Es wäre schön, wenn diese Mannschaft sich diese Spielfreude bewahrt. Ob das aber auch unter Wettkampfbedingungen klappt, daran hab ich meine Zweifel. Wenn die Serben europäische Härte auspackten, wackelte das Spiel und das Momentum lebte schon arg von den erfolgreichen Würfen.

Schöne Bilder vom Spiel und der Pressekonferenz hat Pucki zusammengestellt.

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