frog 4 – Le frog exclusif

Freitag Nacht. 2 tolle Halbfinalspiele gesehen, ein richtig spannendes mit Overtime. Barcelona schlägt CSKA in einer souveränen Abwehrschlacht und Partizan unterliegt Piräus nach grandiosem Kampf auf Biegen und Brechen. Die Finalisten stehen fest – und noch etwas steht seit eben fest: wir bekommen tatsächlich die heißbegehrten, superexklusiven Einladungen des Parisier Bürgermeisters zu den MVP-Awards der Euroleague am Samstag Abend, dem spielfreien Tag. …some things in life money can´t buy.
So richtig weiß ich nicht wie mir geschieht, aber irgendwann lange, lange nach Spielende in der Lounge, kommt eine Fee vorbei und drückt mir die „Tickets“ in die Hand. Jemand aus der oberen Etage hat wohl bemerkt, was für ein glühender Basketballfan da mit Dackelaugen nach Zutritt gefragt hatte.

Selig geht’s wie im Traum Richtung Metro und das strategische Wohnen (booked @Mützenreisen) macht sich bemerkbar. In der U-Bahn Nr. 6 geht nichts mehr, gar nichts. 15000 Zuschauer wollen zurück aus Bercy in die City. Auch die funkelnagelneue, führerlos fahrende 14 Richtung Innenstadt ist in Menschenmassen untergegangen. Nur in die Gegenrichtung nach „Olympiades“ will wie erhofft niemand außer uns. Prima, jetzt ins Hotel und fröhlich drauflos gefroggt, ich stehe schließlich bei der Berliner Nachdenkzentrale in der Schuld. Und wieder wird es nichts – polnische Journalisten bringen Bier und Pizza aufs Zimmer und wollen feiern. So kommen die ersten Zeilen des Paristagebuchs (Frankreich-Log, Fr-log, kurz Frog ;-) ) tatsächlich erst Samstag in Berlin an. (Vulkan)Asche auf mein Haupt.

Samstag abends also um 20:30 die Verleihung der Euroleague-MVP-Awards. „Pünktlich da sein!“ wird uns eingeschärft. „Angemessene Kleidung!“ Und „allerhöchste Sicherheitsstufe!“ Das ist schließlich das prestigeträchtige, historische  „Hotel de Ville“! Okay, nur keine Panik, also Samstag mal tagsüber in der Nachfrogzeit schauen wo wir hinmüssen, benannten Seiteneingang finden und das Gebäude anschauen. Das ist monströs. Ehrfurchteinflößend schön, direkt an der Seine und leider viel, viel zu groß, um es ganz zu fotografieren. Okay hier geht’s also hin, da ist die Metro, dort der schwerbewachte Seiteneingang. Gut alles klar. Zurück ins Hotel und fein machen. Einen – im besten Falle aufschlussreich zu nennenden – Besuch bei einer ausschließlich französisch sprechenden Pariser Haarkünstlerin und ein paar neue, schicke Schuhe später, zischen wir mit der Metro wieder an die Seine nördlich von Notre Dame. Angstvolle Sekunden, aber die Einladung ist tatsächlich echt und wir finden nach gründlichen Sicherheitskontrollen endlich Einlass. Einige Bilder vom Event gab es (gruebler sei Dank) vorab schon hier: im etwas anderen Touriprogramm.

Die Jacken und Taschen werden uns im „Vestiaire“ abgenommen und eine Dame führt uns flüsternd durch die Gänge. Alles ist unheimlich groß, gediegen, alt und schön. Fantastische Säale, hunderte von Kronleuchtern, meterhohe Decken, ellenlange Marmortreppen. Gold, Stuck, Putten, Statuen und Gemälde im Überfluß. Mir bleibt der Mund offen stehen. Das ist wirklich unglaublich schön. Und Frank Sinatra swingt dazu leise. Aperitifs und Amuse gueule werden gereicht. Gelöste Stimmung unter den Gästen, der Chef der Euoroleague, Jordi Bertomeu, amüsiert sich mit seiner Frau und Freunden. Plötzlich kommen draußen die Spieler mit riesiger Polizeieskorte die Seine entlanggerauscht und tauchen in den Privattunnel unterm Hotel de Ville ab. Jetzt wird’s Ernst – alle werden in den Festsaal gebeten. Die Spieler sitzen vorne auf ihren reservierten Plätzen und die meisten sehen eigentlich so aus, als wären sie gerne ganz woanders. Ein weltberühmter Sand-Sound-Künstler zaubert mit ein paar Handvoll roten Sands in sekundenschnelle faszinierende Basketballbilder an die Leinwand. Ähnlich wie hier, aber eben speziell für die Euroleague:

Das erste und einzige Mal an dem Abend, dass auch die Spieler hörbar staunen.

Einer nach dem anderen wird nun unter großem Applaus nach vorne auf die Bühne geholt. Zunächst die Einzeltitel:

Der Euroleague-Topscorer Linus Kleiza. Der beste Verteidiger Viktor Khryapa. Der beste Jungstar („Rising-Star-Trophy“) ist natürlich Ricky Rubio, der jüngste Awardwinner aller Zeiten in der EL. Der fühlt sich wie immer sichtlich unwohl bei all der Aufmerksamkeit und blickt 2/3 der Zeit auf seine schicken, modischen Schuhe und zappelt auf seinem drehbaren Designerstuhl herum. Das EL-All-First-Team: Der unvergleichliche Juan Carlos Navarro, la Bomba, vom FC Barcelona, dem der ganze Trubel gar nichts ausmacht und der sich auch immer wieder unter die Leute mischt – in der Halle, wie auch hier – Hauptsache das geht auf spanisch. Englisch mag er nicht reden. Shootingstar im doppelten Wortsinn, Milos Teodosic, erst 23 Jahre alt, auf PG. CSKA Moskau Forward Viktor Khryapa, die zweite Throphäe für Kleiza (F/Olympiakos) und Partizan Belgrad Center Aleks Maric komplettiert die beste starting 5 Europas. Bo McCalebb (Partizan) und Josh Childress (Olympiakos) bekamen Preise für das All-Second Team. Letzterer hat kindlichen Spaß an all den nackten Damen in der Deko. McCalebb staunt über alles, ist unheimlich nett und geduldig und beantwortet alle Fragen.

Als allerletzter Tagesordnungspunkt kommt dann der mit großer Spannung erwartete MVP-Titel 2010. Der Nachfolger für Navarro wird gesucht. Die Wahl fällt ein wenig überraschend auf Milos Teodosic den SG/PG von Olympiakos, der heute Abend leider wegen einer Magenverstimmung fehlt, auch schon der 2. Titel heute Abend für ihn.  Hier der Artikel auf der offiziellen HP.

Schaut euch auch das offizielle Video an, vor allem auch wegen der (leider verkürzten) atemberaubenden Sand-Performance.

Der Rest des Abends vergeht bei Kaviar auf Oladji (winzigkleine Pfannkuchen), ganz frischen, superleckeren Austern mit Zitrone, Garnelen und sonstigem Meeresgetier. Weiter gehts mit gagiger Molekülküche und Buffetklassikern wie riesiger Käseauswahl, rassigem Herrn beim Serranosäbeln, kleinen Häppchen mit allen erdenklichen Leckereien und einem wirklich tollen, innovativen Obsttisch, an dem man in Blitzeseile originell mundgerechte Vitamine zerlegt. Dazu bester Champagner und alles was das Herz begehrt in flüssiger Form. Von der traumhaften Desserttafel fange ich besser gar nicht erst an. Grandios.

Nette, aufmerksame Damen und Herren reichen weitere Kleinigkeiten auf Silbertablets und nehmen einem alle Reste ab. Das alles in diesem himmlischen Gebäude bei Klaviermusik und ausgelassener Stimmung. Es ist wie im (Basketball)Märchen und beinah unecht. Erst denke ich, dass das ein Traum sein muß, aber meine höllisch schmerzenden Füße (nagelneue hohe Schuhe!) sagen deutlich, dass das nicht so ist.

Das who-is-who des BB-Kontinents verbringt einen fantastischen Abend – und wir auch. Todmüde und viel zu spät fallen wir ins Bett – es ist schon lange Sonntag. Finaltag.

osb sagt „Bon nuit“ und hofft dass gruebler Zeit und Lust findet um mit den Bildern zu helfen. Merci bien.

Und hier sind jetzt die Bilder zur Award-Ceremony in geballter Diashow-Form:

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