Es ist das einzige Duell zweier großer und reicher Teams im Viertelfinale. Das einzige Duell ohne Playoffneuling. Die EWE Baskets Oldenburg (3. Platz) treffen auf die Deutsche Bank Skyliners Frankfurt (6.). Zwei EuroChallenge-Teams und letztjährige Halbfinalisten müssen sich in der ersten Runde messen. Es ist der Wettstreit zweier gut gecoachter und sehr ambitionierter Mannschaften. Auf was kommt es an? Wer wird in diesem Viertelfinale am Ende die Nase vorn haben?
Die Ausgangslage
Oldenburg hat Heimrecht. Oldenburg ist diese Saison bislang allen Erwartungen gerecht geworden. Sie waren Verfolger Nr. 1 von ALBA. Sie haben von Anfang an eine extrem gute Leistung geboten und sind als Mannschaft aufgetreten. Die zweite Runde der EuroChallenge war die erste Belohnung. Berliner Fans hatten nach dem Oldenburger Auftritt glänzende Augen: Endlich wieder ein Gegner der guten Basketball spielt. Das tun die Oldenburger vortrefflich. Eine individuell überragende Guard-Trias um MVP Gardner überzeugt. Unter den Brettern wurde ein eingespielter Frontcourt punktuell und klug verstärkt. Oldenburg ist einfach eine stimmige Mannschaft mit einem Haken: Zumindest Paulding und Gardner müssen für fast 40 Minuten ran. Die Oldenburger Fans sind positiv basketballverrückt, der Funke springt auf die Tribünen über, man merkt dass sie auch nächste Saison wieder Europa wollen und auch an die Meisterschaft glauben und sie zumindest erhoffen. Man denke nur an die Szenen letzte Saison nach den Spielen gegen Berlin. Hieran wird – auch per Video – angeknüpft:
Trotzdem ist das Oldenburger Sportblog bestenfalls vorsichtig optimistisch.
Die Skyliners haben wohl einen der tiefsten Kader der Liga. Frankfurt hat früh begeistert aber wurde durch verschiedene Verletzungen und schließlich eine übervolle Bank immer wieder neu zusammengestellt. Vielleicht liegt hierin aber auch eine Stärke: Viele Spieler mussten Verantwortung übernehmen. Vielleicht gerade das Sie dürften gestärkt sein durch die harte euro-Quali und da viele unterschiedliche Spieler zeigen, was sie können. Wohl kein anderes Playoffteam verteilt die Verantwortung auf so vielen verschiedenen Schultern. Defensiv extrem stark. Offensiv gefährlich, aber mit einer notorischen Schwäche gegen Playoffteams – mit einer markanten Ausnahme: Oldenburg. Entsprechend vorsichtig optimistisch sind daher die Stimmen aus dem Hessischen
Wenn man sich die Statistiken der Frankfurter ansieht, dann haben sie ein Problem: Da ist – typisch Didin – nichts substantielles unter den Brettern. Die Athletik und der Drive sind gut. Das Postplay weniger. Es wird überdurchschnittlich viel geballert und die Nahdistanz sträflich vernachlässigt. Dabei kann man empirisch belegen, dass, wenn es drauf ankommt, Teams, die konstant gut in der Nahdistanz sind, mehr Erfolg haben.
Was wird wichtig?
Das frblog versucht zu erklären, warum Oldenburg für die Sykliners ein guter Gegner sein soll: Die jüngste Niederlagenserie, die tiefe Frankfurter Bank, weniger ausrechenbare Skyliners. Da möchte ich mal widersprechen.
Die jüngste Niederlagenserie ist zu einem guten Teil auf den vorübergehenden Ausfall von Gardner zurückzuführen. Natürlich, wenn Gardner und Paulding abgemeldet werden, dann ist Oldenburg ein ganzes Stück schwächer. Aber war es nicht gerade Frankfurt, die auch von einem Oldenburger Team ohne Gardner jüngst in Oldenburg regelrecht demontiert wurden? Ich kommentierte das Spiel auf schoenen-dunk mit den Worten „Ach du scheiße, ist Oldenburg dominant… die haben im dritten Viertel und der ersten Hälfte des vierten Viertels Frankfurt gnadenlos kaputt gespielt. Leere Blicke bei den Skyliners und irgendwann dann krautige Aktionen und zu viel Frust bis hin zu Murats T. Und das auch noch ohne Gardner und mit Foultrouble bei Paulding.“ So ganz zutreffend scheint das Gardner/Paulding-Argument zumindest für die Skyliners nicht zu sein. Dennoch muss man wohl zugestehen, dass alleine die schiere Tiefe der Frankfurter Bank auf den kleinen Positionen die Oldenburger nicht nur neidisch machen, sondern zermürben kann.
Trainerwuchs Murat Didin wird sicherlich wie immer einige sehr clevere Verteidigungsstrategien aus dem wallenden Hemd zaubern. Das muss er auch, denn unter den Brettern sind die Oldenburger haushoch überlegen. Boumtje-Boumtje, Skecic, Perkovic, Majestorovic, Strauch. Zumindest die letzteren drei werfen ihre 3er notfalls auch locker über die deutlich kleineren Frankfurter hinweg. Didin setzt diese Saison – wie immer – auf kleinere athletische Spieler. Wenn Oldenburg seinen Frontcourt ins Spiel bekommt, dann hat Frankfurt dem nicht viel entgegenzusetzen. Vor vier Wochen überspielten die Oldenburger jede noch so intelligente Frankfurter Verteidigung. Oldenburg ist gerade mit seinen Forwards so variabel, dass sie ebenfalls schwer ausrechenbar sind. Es gibt eben nicht nur Paulding. Die langen Donnervögel sind auch fast alle für ein 20 Punkte-Spiel gut.
Die athlethischen Frankfurter Forwards können Spieler wie den 2,12m-Center Boumtje-Boumtje und die eher robusten Oldenburger Forwards natürlich auch vor (Foul-)Probleme stellen. Doch der beste spielende (Femerling spielt ja nicht) Defensivcenter der Liga verändert durch seine Präsenz jede Offense. Frankfurt neigt sowieso zum 3er. Wysocki, Roller, Ivory, DeMello, Emmenecker, McKinney, Evtimov… Ist der Weg zum Korb versperrt, sehe ich die Gefahr, dass Frankfurt munter draufhält. Das kann mal klappen, muss es aber nicht. Die letzten, die mit traumwandlerischer 3er-Quote eine Serie gewonnen haben, das waren die Dragons vor Jahren gegen Berlin. Bei allem Lob der Frankfurter Verteidigung: Oldenburg verteidigt selbst verdammt gut und hat sogar mehr Ballgewinne pro Spiel. Münzen sie diese gewohnt spektakulär um, dann tobt die EWE Arena und Energie wird freigesetzt.
Schließlich gibt es noch X-Factors: Derrick Allen konnte bislang in den Playoffs nie an seine Hauptrundenform anknüpfen. Wird es diesmal anders? Fängt Konrad Wysocki plötzlich an, mehr als 42% Freiwürfe zu treffen? Und wenn man über die kurze Bank in Oldenburg lamentiert, sollte man nicht vergessen, dass es da doch noch zwei Guards gibt. Daniel Hain hat Roller schon einmal gut abgemeldet. Und auch wenn Jonathan Wallace in der BBL mit unauffällig noch beschönigend umschrieben ist, so hat er bei Union Olimpija auf europäischen Parkett gezeigt, dass er Basketball spielen kann.
Der Tipp
Beide Teams sind brandgefährlich. Beide Teams können jedoch wackeln. Es wird intensiver Basketball auf höchsten BBL-Niveau, wahrscheinlich das Beste was die BBL im Viertelfinale zu bieten hat. Und dass Eurosport frühestens mit dem dritten Spiel einsteigt, das ist auch nicht schlimm. Die Serie wird lang. Comebacks kann es hier wie dort geben. Ein verlorenes Heimspiel wird weder die Oldenburger scheren, noch die Skyliners. Beide sind hungrig nach mehr. Für beide Teams wäre Viertelfinalaus eine bittere Enttäuschung. Einen muss es treffen:
Mein Tipp: Oldenburg gewinnt 3:2
Sehr feines Blog mit einem tollen Vorbericht zur Play-Off-Serie Oldenburg vs. Skyliners – vielen Dank dafür! Ich habe mir erlaubt, den Beitrag auf der Homepage der Skybembels zu verlinken: http://www.skybembels.de/news/playoffviertelfinale2009.
Viele der obigen Einschätzungen kann ich teilen. Ein Punkt scheint mir aber noch wichtig: Wenn Pascal Roller, wie im vergangenen Jahr, in den Entscheidungsspielen seine besten Leistungen abrufen kann, ist das ein nicht zu unterschätzender Pluspunkt für die Skyliners. Dass Daniel Hain den routinierten Frankfurter Point Guard noch einmal so düpiert wie im Rückrundenspiel vermag ich nicht zu glauben, selbst wenn Pascal nicht in Höchstform spielt.
Auf den zweifelsfrei hervorragenden Oldenburger Frontcourt wird sich die Frankfurter Defense einstellen. Dass sie so etwas können, haben sie nicht zuletzt im Heimspiel gegen ALBA bewiesen.
Mein Tipp: Frankfurt gewinnt 3:2!