Gastbeitrag: Warum die Bayern gut für die Beko BBL sind

Über das Projekt Basketball des FC Bayern München schreiben wir (und Tante Lieschen), seit das Projekt nur das Gerücht eines Gerüchts war – und schulterklopften uns selbst, als es 6 Wochen später dann genauso kam.  Anlässlich des offiziellen Kick-Offs des Projektes kommentierten wir dann, dass es für die BBL-Clubs ein kleines bißchen Horrorshow werden würde. Mantrahaft wird seit dem überall gesagt, dass der FC Bayern gut für Liga wäre. Aber warum könnte das so sein? Ich fragte auf schoenen-dunk:

Wer erklärt mir abseits von Platitüden, was der Nutzen für die anderen Clubs ist, wenn Bayern aufsteigt, außer einem ausverkauften Gastspiel? Welche Automatismen erwartet ihr?

Patte hat auf schoenen-dunk geantwortet, ein Beitrag, den wir hier als Gastbeitrag zur Diskussion stellen wollen:
Wie du schon sagst, haben erstmal alle BBL-Clubs nächste Saison ein ausverkauftes Heimspiel mehr – und das vielerorts wahrscheinlich mit Topspielzuschlag, Spieltagssponsor, erhöhter Medienpräsenz, etc. pp. Da ist im Vergleich zu einer Partie gegen Düsseldorf oder Weißenfels ganz schnell mal ein zusätzlicher fünfstelliger Betrag erwirtschaftet, für den sich mancher Club einen weiteren Ami fürs letzte Saisondrittel oder ein spürbares personelles Upgrade auf Position X leisten kann.

Unabhängig davon wird die mediale Präsenz der BBL mit Ankunft des FC Bayern weiter steigen, was findige Clubmanager dazu nutzen könnten, ihren Sponsoren den einen oder anderen Euro mehr aus dem Kreuz zu leiern.

Darüber hinaus sehe ich kleine Parallelen zur Wirkung des Mindestetats. Der wurde ja nicht nur deshalb eingeführt, um ein zweites Schwelm zu verhindern, sondern auch, um insbesondere die kleinen Clubs bei der Sponsorenakquise durch die „regelbedingte Notwendigkeit eines bestimmten Betrages“ zu unterstützen. Frei nach dem Motto: Wenn Manager X von Aufsteiger Y zu Sponsor Z geht und sagt, er hätte gern noch 100.000 Euro mehr, um sich irgendeinen Ami oder Jugo leisten zu können, dann hat das nicht die gleiche Überzeugungskraft, als wenn selbiger Manager X zu Sponsor Z oder Bürgermeister ABC geht und ihm erklärt, dass man unbedingt die 100.000 Euro braucht, weil die Liga sonst die Lizenzerteilung verweigert und der soeben mit viel Euphorie gefeierte sportliche Aufstieg sonst verfallen müsste. Eine ähnliche Wirkung könnte Bayerns BBL-Ankunft in gewissem Maße für die Topteams der Liga haben. Denn es ist schon etwas anderes, ob Bambergs Heyder oder Berlins Baldi zu irgendeinem Sponsor gehen und einfach mal so nach 500.000 Euro fragen oder eben ganz klar betonen, dass man diese halbe Million unbedingt braucht, um dem großen FC Bayern paroli bieten zu können oder um zu verhindern, dass ein Jacobson, Pleiß, Jenkins, Allen, etc. nach München abwandern. Man sollte diesen Faktor zwar nicht überbewerten, aber es gibt auch in der Fußballbundesliga durchaus ein paar Sponsoren, die ihr Säcklein gern nochmal etwas weiter aufmachen, wenn es darum geht, ausgerechnet dem großen (verhassten?) FC Bayern München eins „auszuwischen“.

Ein weiterer positiver Faktor, von dem alle Bundesligisten profitieren können, ist für mich, dass sich Hoeneß und Co in die BBL-Entscheidungs- und Organisationsgremien aktiv einbringen wollen. Wir sollten hier sicher nicht davon träumen, dass der Uli auf Anhieb bezahlte TV-Verträge besorgt, aber auf lange Sicht ist es garantiert etwas anderes, ob „nur“ ein Pommer, Heyder oder Baldi mit Partner XY am Verhandlungstisch sitzen oder eben noch ein erfahrenes, professionelles Sportbranchen-Schwergewicht wie Uli Hoeneß dazu kommt. Von politischen Kontakten á la Stoiber oder starken Verbündeten in der Real-Wirtschaft (Hypo, Audi, Allianz, Adidas, etc.) mal ganz abgesehen. Das ist in vielerlei Hinsicht noch ein ganz anderes Level als ALBA oder Brose. Natürlich wird von all diesen Dingen in erster Linie Bayern profitieren, aber auch die Fußballbundesligisten wissen inzwischen, dass es besser ist, von einem großen Kuchen wenigstens noch ein kleines Stück abzubekommen, als wenn es den großen Kuchen ohne Bayern überhaupt nicht gäbe.

Obendrein sehe ich die Ankunft des FC Bayern auch als neue Motivationsspritze für all jene BBL-Manager, die in jüngster Vergangenheit vielleicht dachten, bereits alles erreicht zu haben und deshalb ihren Motor immer weiter drosselten. Doch jetzt gibt es endlich wieder einen neuen Grund, Vollgas zu geben. Leverkusens Dominanz rief irgendwann ALBA auf den Plan. ALBA’s Dominanz forderte Bamberg, Frankfurt und Co heraus, sich auf das nächsthöhere Level zu begeben. Und eine mögliche Dominanz der Bayern wird ebenso dafür sorgen, dass andernorts neue Contender entstehen, die sich in ihrem Willen, mit München mitzuhalten, automatisch weiterentwickeln – siehe Schalke, Dortmund, Leverkusen, Hamburg, etc. im Fußball – und nur wegen diesem Leistungszuwachs in der Breite sind wir dort in der UEFA-Fünfjahreswertung seit einiger Zeit auf dem Vormarsch.

Ein weiteres Plus für den gesamtdeutschen Basketball ist meiner Meinung nach, dass Bayern über die nächsten Jahre hinweg sein Nachwuchsprogramm sukzessive ausbauen wird. Ähnlich wie im Fußball könnte dann auch im Basketball eine Münchner Kaderschmiede entstehen und so wie Trier momentan von zahlreichen ALBA-Gewächsen profitiert, profitieren dann vielleicht auch andere Mannschaften vom gut ausgebildeten FCB-Nachwuchs. Man denke hier nur an die Beispiele Lahm, Niedermeier (Stuttgart), Kroos (Leverkusen), Hummels (Dortmund), Rensing (Köln), Alaba (Hoffenheim), Ottl, Ekici (Nürnberg), Lell (Hertha), etc. pp. Es kann in meinen Augen jedenfalls kein Nachteil sein, wenn jetzt neben Berlin, Bamberg, BBLZ Mittelhessen, Ehingen und Co ein weiterer Standort entsteht, an dem auf absehbare Zeit qualitativer Nachwuchs ausgebildet wird, der im Idealfall den Gesamtpool so sehr nährt, dass es für Berlin Alternativen zu Femerling und Schultze oder für Ulm Ersatzleute für Benzing und Günther gibt.

Darüber hinaus glaube ich, dass es in gewissem Maße allen BBL-Clubs hilft, wenn Bayern mit frischem Geld namhafte „Stars“ in die Liga zieht. Wenn Düsseldorf einen Famutimi, Tatum oder Pope verpflichtet, kräht kein Hahn danach. Wenn jetzt München aber irgendwelche bekannten Euroleague-Spieler oder sogar NBA-Veteranen holt, dann wertet das die gesamte Liga auf – sowohl im sportlichen als auch im marketingtechnischen Sinne. Dann sagt sich in Zukunft vielleicht auch der eine oder andere Topspieler: „Hey, ich muss für 300.000 Euro pro Jahr gar nicht unbedingt nach Spanien, Italien, Russland, Griechenland oder in die Türkei gehen, weil nur diese Ligen etwas taugen. Ich kann für das gleiche Geld ebenso in Berlin oder Bamberg unterschreiben, weil die BBL inzwischen auch einen Namen und mit Bayern einen ganz großen Player hat.“ Mal als kleiner Vergleich: Raul hätte für das gleiche Geld, was er jetzt in Schalke verdient, mit Sicherheit auch in England, Italien oder Frankreich unterschreiben können. Aber wäre er auch nach Deutschland gekommen, wenn es hier keinerlei internationale Hausnummern wie Bayern, Dortmund, Leverkusen und Co gegeben hätte. Wäre Raul für das gleiche Gehalt XY auch wirklich zu Schalke gegangen, wenn die Fußballbundesliga das Level der schottischen Premierleague, der belgischen Jupilor League oder der schweizer Nationalliga hätte? Ich glaube nicht.

Unter dem Strich darf man natürlich keinesfalls erwarten, dass Bayern München der totale Heilsbringer für den deutschen Basketball ist. Aber der FCB kann in vielerlei Hinsicht bestehenden, positiven Entwicklungen zusätzlichen Auftrieb verleihen oder auch so manchen komplett neuen Prozess anschieben. Ich mache hier keine Prognose, wie weit diese Entwicklungen am Ende wirklich gehen, aber ich bin absolut davon überzeugt, dass die BEKO-Basketballbundesliga mit dem FC Bayern München auf Dauer medial präsenter, finanziell potenter, strukturell professioneller und sportlich erfolgreicher wird, als sie es ohne ihn jemals sein könnte.

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7 Gedanken zu „Gastbeitrag: Warum die Bayern gut für die Beko BBL sind

  1. Zuerst wollte ich nur schreiben: Uli H. hat das Ganze nur angeschoben, damit man nicht mehr sagen kann, ALBA Bln sei „das Bayern München“ des Basketballs. ;-)

    Ich denke aber, dass das nach wie vor so ist und sich auch nicht ganz so schnell ändert.

    Du hast mit allen Gedankenansätzen recht, aber das ist mir alles zu euphorisch und zuviel Vorschußlorbeer. Wenn in zwei, drei Jahren deine Prognosen womöglich sogar übertroffen werden (oder nur halbwegs eingeschlagen sind), ziehe ich gern im nachhinein den Hut, im Moment bin ich lieber mal ein bißchen skeptisch.

    Ganz sicher ist richtig, dass Konkurrenz das Geschäft belebt und der FCB ist da sicher anders wahrzunehmen als MBC, Bayreuth oder Jena, weil er die Möglichkeiten als
    Großverein schon mitbringt und natürlich von Vornherein keine kleinen Brötchen backen will.

    Die zahlreich angesprochenen Vervielfältigungseffekte, gerade finanziell, sehe ich noch lange nicht und auch sportlich ist der FCB zunächst mal nur Aufsteiger.

    Uli H. hat den Mund schon SEHR vollgenommen, als er meinte, im ersten Jahr unter die top 5 (also nicht unbedingt gerade noch 5.) kommen zu können (zumindest zu wollen, aber das tun auch noch ca 12 andere), um im zweiten um den Titel zu spielen!

  2. Sind nicht schon lange die Brose Baskets die Bayern des deutschen Basketballs? Damit wären es schon drei. Dazu kommt Oldenburg und mit etwas Glück vielleicht auch Frankfurt. Ich denke, es wird für die Bayern schwer werden, eine Vormachtstellung zu erlangen.

    Aber irgendwer sollte dem Uli mal erklären wie das mit dem Heimrecht in den Playoffs geht und warum 5. doof ist. Dann lieber 6.

  3. Ich finde, daß der FC Bayern München das „ALBA Berlin des Fußballs“ ist.

    Der Bericht ist gut geschrieben, aber ich glaube nicht, daß das alles so einfach geht. Was ist, wenn das Zuschauerinteresse in München nachläßt ?

    • erstmal hat der fcb den aufstieg in die bbl gestern perfekt gemacht. alles andere wird wman in der neuen bbl saison sehen

  4. Pingback: Adidas is all in – auch bei ALBA? « gruebelei.de – Ansichten eines Basketballfans

  5. Pingback: Bloggeburtstag: Die Gruebelei wird zwei « gruebelei.de – Ansichten eines Basketballfans

  6. Durch Zufall drauf gestossen, aber ganz interessant, mal nach 4,5 Jahren den reality check zu machen. Von den feuchten Träumen eines Münchner Fanboys ist nahezu nichts eingetreten. Hoeneß hat statt in Entscheidungsgremien die meiste Zeit im Knast gesessen, die Schrittmacher des Basketballs sitzen im Wesentlichen nicht in München sondern in Bamberg, von ausverkauften Hallen allerorten kann nicht die Rede sein (in der letzten Saison gingen die Zuschauerzahlen sogar etwas zurück), das Münchner Nachwuchsprogramm dümpelt in der Regionalliga herum. Größere Steigerungen an Sponsoreneinnahmen sind bei den Vereinen, die wirklich von Sponsoren leben müssen, nicht zu verzeichnen. Die Liga entwickelt sich im Rahmen des Trends positiv weiter, der auch schon vor dem Auftreten der Münchner zu verzeichnen war. München schadet der Liga sicher nicht, aber ein besonders positiver Effekt ist durch sie auch nicht festzustellen.

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