Das war’s.

Gestern hat ALBA Berlin zu Hause gegen die Telekom Baskets Bonn verloren. Wir sind raus aus den Playoffs. Im Halbfinale war im fünften Spiel Schluss. Schlimm? Es gab erstaunlich wenig Tränen und tieftraurige Gesichter gestern in der Halle. Natürlich ist es schade, ausgeschieden zu sein, aber die Einsicht war wohl bei vielen da: Bonn war in der Serie besser. ALBAs späte Form hat nicht gereicht.

14.800 Menschen in der o2 world. Block C – pardon 204 und 205 – lebt und stand das ganze Spiel. Es war Gänsehautstimmung. Hat ALBA irgendwas falsch gemacht? Im ersten Viertel war das Händchen wackelig. Die tolle Defense konnte nicht in Punkte umgesetzt werden. Dennoch führte ALBA noch. Doch was dann mit Bonn im zweiten Viertel geschah, war unglaublich. Sie trafen nahezu jeden Wurf. Fast 90 % Quote jenseits der Dreierlinie. Fraziers Wurf auf 10 Metern mit Hand im Gesicht. Es war unglaublich. Der dann letzlich im dritten Viertel auf 20 Punkte angewachsene Vorsprung war verdient.

Dennoch haben die Albatrosse, hat unsere Mannschaft nicht aufgesteckt und mit unglaublich starker Defense bis zum Ende des dritten Viertels 13 Punkte wieder aufgeholt. Die Halle drehte nun endgültig durch. So laut habe ich Defense-Rufe in Berlin lange nicht mehr vernommen. Es war wunderbar.

Aber es hat eben nicht gereicht. Anfang des vierten Viertels fand Bonn wieder ins Spiel und stoppte ALBAs Aufholjagd. Von Herrn Angst war nichts mehr zu spüren. Die Selbstsicherheit war da und die Albatrosse trafen noch immer nicht. Irgendwo kurz nach dem Ende der Hauptrunde ist ALBA die Treffsicherheit, die Selbstverständlichkeit irgendwas über 40 % 3er zu treffen, abhandengekommen. Nur noch 34 % 3er und 29% aus der Mitteldistanz (statt je 40%). Da haben wir die Punkte gelassen.

Zeit für tiefergehende Analysen bringt der Sommer. Daher heute nur das Offensichtliche: Julius Jenkins machte sich gestern nicht mit warm und wurde während des Spiels immer mal wieder behandelt. Dies war nicht seine Saison. Trotz des Awards als Best Offensiv Players. Für ALBA war er in diesen Playoffs nur selten ein difference maker. Und überhaupt fehlte ein Spieler, der in den Playoffs noch einmal richtig zulegte und aufdrehte. Im Gegenteil, unseren Besten, iMac verloren wir im ersten Heimspiel gegen Paderborn durch seine Bauchmuskelverletzung. Dass sein Schatten danach verletzt weiterspielte, geschenkt.

Verloren hat ALBA die Serie nicht im fünften Spiel. Wenn der Gegner so trifft wie gestern, gibt es kaum ein Mittel. Das war einfach großes Kino. Gescheitert ist der Daueranspruch ALBAs Meister zu werden diese Saison daran, dass die Mannschaft erst im dritten Spiel gegen Bonn wieder ihre Euroleague-Form gefunden hat. Die kräftezehrende Serie gegen Paderborn, hätte man dort schon vernünftig verteidigt, hätte sie sich vielleicht nicht über fünf Spiele ziehen müssen. Bonn wächst in diesen Playoffs über die mentalen und spielerischen Grenzen des Einzelnen hinaus. ALBA schien zu lange darauf zu vertrauen, dass man schon gut genug sei.

Das ist allerdings etwas, das man über weite Teile der Saison sehen und bemäkeln konnte. Oft sprangen die Albatrosse nur so hoch, wie sie unbedingt mussten. Kaum einmal zeigten sie wirklich ein über 40 oder meinetwegen auch nur 35 Minuten konzentriertes und letztlich auch dominantes Spiel. Tat dies – wie Bamberg und eben Bonn – der Gegner, schien es die Mannschaft und den Coach zu überraschen. Glauben reicht nicht. Das Handeln kam zu spät. Bonn war in dieser Serie besser. Glückwunsch zum Finaleinzug und viel Erfolg gegen Oldenburg. Ich würde @robbe und Co. die Euroleague in Bonn wünschen. Vielleicht schafft der ewige Vize es ja auch, die so unglaublich sicheren Oldenburger niederzuringen.

Sicher wird jetzt in den Foren und dem Boulevard die Meckerei über ALBA ausbrechen, der Coach hart angegriffen und wieder alles in Frage gestellt werden. Was wäre der Berliner Basketballfan, wenn er nicht meckern könnte… Ich freue mich aber zuallererst darüber, dass diese beiden langen, anstrengenden und nicht immer schönen Playoffserien eines geschafft haben: Nämlich die Halle mit begeisterten Fans zu füllen. Ein Gefühl des „Das ist unser Team! Zu dem stehen wir!“ zu wecken, dass nach dem Umzug in die o2 world nicht immer (aber natürlich manchmal wie gegen Rom) da war. Und auch wenn ich dafür vom geschätzten Artländer @sportsfreund Mecker bekomme: Niemand besingt dies so schön, die die Liverpool-Fans aus Düsseldorf. You’ll never walk alone, ALBA.

PS: Liebe Klatschpappenfans aus den hinteren Reihen: Das was ihr uns gestern in den Nacken geworfen habt, weil wir standen, war nicht mehr feierlich. Kleinere Schnittverletzungen eingeschlossen. Nötigung könnte man das nennen.

PPS: Vielen Dank an das Alba-Dauerkartenteam, die uns auch mit dem Umzug inmitten sehr netter, herzlicher, leidenschaftlicher und pöbeliger Blocknachbarn platziert haben. Wir sehen uns nächste Saison wieder in unserer Meckerecke. Sasa Nadjfeji Freiwurfgott. Block C lebt.

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5 Gedanken zu „Das war’s.

  1. Wir sind einfach zu spät in Playoff-Form gekommen. Aber was soll’s. Bonn und Oldenburg sind verdient im Finale. Glückwunsch an beide und ich hoffe auf eine spannende Finalserie. Zeigt dem deutschen Publikum, dass Basketball zu Recht im TV läuft.

    Was am Ende des dritten Viertels in der Halle ablief, war einfach nur Gänsehaut. Echtes Playoff-Feeling. Mit diesen Eindrücken sollten wir in die Pause gehen und dann in der nächsten Saison wieder durchstarten.
    Jetzt brauchen alle erst einmal ein paar Tage und Wochen, bevor man sich personellen Umstrukturierungen und Wechseln zuwenden wird. Mir würden da auch schon einige Spieler einfallen, welche wir in der nächsten Saison wohl nicht mehr im Alba-Trikot sehen werden. Aber bevor ich damit anfange, warte ich lieber auf deinen Startschuss.

    PS:
    Auf geht’s Oldenburg. Ihr habt’s euch verdient. Holt euch die Meisterschaft.
    ^^

  2. Zum Abschluss der Saison noch ein paar dankende Worte.

    Danke Albatrosse für die ereignisreiche Saison und die tollen Spiele in der Euroleague.

    Danke Luka für so viel Enthusiasmus und Intensität neben und auf (!) dem Parkett.

    Danke Block A&B (201) für die tolle Stimmung in jedem (!) Heimspiel.

    Danke Eurosport für die Übertragungen der Playoffs.

    Danke für die Unterstützung aus dem Artland.

    Danke auch an die vielen Auswärtsfans, die selbst in der Woche den Weg nach Berlin nie scheuten und für viel Stimmung sorgten.

    Die Liste darf beliebig erweitert werden…

  3. Wow!

    Nachdem ich die ‚Ergüsse‘ im schoenen-dunk-forum gelesen hatte, dachte ich schon, in Berlin gäbs nur Quengler und nationalistische Spinner. Dieser Blog mit fundierten Äußerungen gibt mir das Vertrauen in die Menschheit zurück.

    Natürlich war das Saison-Ende nicht nach Wunsch. Aber wer Augen hat zu sehen, und wer ein wenig Ahnung hat vom Basketball, der weiß, daß unsere Mannschaft trotzdem insgesamt einen tollen, strukturierten, intelligenten, nachvollziehbaren, mannschaftlichen, usw. Ball gespielt hat. Gefehlt hat die letzte Leidenschaft und Kraft, vor allem mental. Es hat halt nur für einen Teil der nötigen Aufholjagd im dritten Viertel gereicht. Aber so etwas passiert in einer Saison, die schon vorher an Höhepunkten reich war. Irgendwann ist der Akku leer, und dann kann man per Adrenalinschub eben nur noch 15 aber keine 20 Punkte mehr aufholen. Und wohlgemerkt: das hat nichts mit Auswechselungen oder Spielzeitverteilung zu tun. Die körperliche Kraft hat nicht gefehlt. Und mentale Erholung bekommt man nicht auf der Bank.

    Jetzt machen wir erstmal Pause und erholen uns, gucken ein bischen Finale, ärgern uns über den Bonner Titelgewinn (oder ärgern uns auch nicht!), und im Spätsommer freuen wir uns wieder auf den Saisonbeginn und hoffen auf eine weitere tolle Saison.

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