Letzte Saison freute ich mich, als Vince Yarbrough in Bonn unterschrieb. Endlich kam mal ein gestandener europaerfahrener Spieler in Bonn. In dieser Offseason ging es dann Schlag auf Schlag. Der Ewige Vize baute drastisch um. Nein, schlechter sind sie wohl nicht geworden. Nur anders. Ist es das Ende der Vize-Meisterschaften. Is Bonn getting serious?
Gleich der erste Transfer lies aufhorchen. Ense-Sense schwingt seine Ellbogen fortan am Rhein, endlich wieder in einem Team auf europäischen Parkett. Da wo ein Qualitätsspieler wie er hingehört. Vergessen wir den kleinen Paderborn-Abstecher und freuen uns auf Ellbogen im EuroCup. Korbsport schreit Ense rein! Und wir Berliner können im Hauptstadtduell fleißig weiter „Ense raus!“ brüllen. Danke dafür, Mike Koch.
Aber gehen wir mal strukturiert vor: Zunächst der Blick auf den Kader.
PG Jared Jordan |
PG Johannes Strasser |
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SG Bryce Taylor | SG Artur Koldziejski | |
SF Vince Yarbrough | SF Alex King |
SF Fabian Thülig |
PF Tim Ohlbrecht | PF Patrick Flomo |
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C John Bowler | C Chris Ensminger | C Wohlfahrt-Bottermann |
Wie einige andere auch, setzten die Bonner eine 6+6 Quote bereits jetzt in die Realität um. 10 Profis, zwei Nachwuchsspieler. Außerhalb der Starting Five ist die Kontinuität durchaus gegeben. Es sind insgesamt nur vier Neuzugänge.
Auf der Aufbauspielerposition nach dem talentierten Scorer Rowland nun ein echter Stilwechsel. Goodbye Rucker’s Court, welcome Jared Jordan. Ein klassischer Pass-First-Guard. Dass der die nötige Qualität mitbringt, davon kann man beim Bonner Pointguard-Scouting locker ausgehen. Das Baskets|Blog jubelt und die Videos und Pre-Season Stats sind vielversprechend.
Auf der Zwei kommt Scorer Bryce Taylor. Anders als sein Vorgänger Frazier kommt er nicht aus irgendeiner zweitklassigen Liga, sondern aus der eher stärkeren italienischen Premiera Division. 12,5 Punkte pro Spiel bei Montegranaro und das mit beachtlichen Quoten. Das Baskets|Blog vergibt Vorschusslorbeeren:
Der Schuss ist sauber, die Defensive bissig und das Offensive-Arsenal wirkt vielfältig. Er kann also alles…wie MacGyver!
Wie schon letzte Saison wartet auf der Bank eine komplette zweite Fünf. Hauptsächlich deutsche Spieler, Strasser, Artur K, Alex King. Schon letzte Saison waren dies die Jungs, die bei wilden Spielen Struktur von der Bank brachten und gerade uns Berliner in den Halbfinals durch harte Defense zur Verzweiflung trieben. Das ist keine Bank mit Talenten. Das sind gestandene Rollenspieler, die für ihre 10+ Minuten gut sind und wesentlich dafür sind, dass Bonn oben mitspielt. Stars und Sternchen haben viele, eine spielende Bank nur wenige.
Und dann kam der Deal, der viele aufhorchen ließ. Tim Ohlbrecht als Starter auf der Vier in Bonn. Die Meinung der Fans ist geteilt. Doch Koch hat öfters bewiesen, dass er was rauskitzeln kann aus Spielern, die viel Talent haben, aber in anderen Clubs eher schwierige Kandidaten waren und ihr Potential nicht abriefen. Das Risiko ist hoch, aber einen athletischen 2,10 Mann als Starting PF muss man mal ausprobieren, gerade wenn man J.Jordan hat. Könnte mir als Ergebnis der Entwicklung sowas in der Klasse/Typ Majstorovic vorstellen, wenn Ohlbrecht die Kurve kriegt.
Es könnte auch eine kluge Investition sein. Denn falls Ohlbrecht tatsächlich den Sprung in die NBA schafft, lockt wohl eine Ablöse und es könnte im Ergebnis ein finanzielles Nullsummenspiel werden. Ist Koch ein Coach, der NBA-Player schleifen kann?
Ohlbrechts Backup ist Flomo. Flomo, der Spieler, der gegen Berlin zur Höchstform auflief, fast alles traf und sich vom Sprungwunder zu einem ziemlich kompletten Paket (freilich nicht ohne Schwächen) entwickelt hat. Noch so ein Projekt, an dem man des Chefkochs Coachingsfähigkeiten im individuellen Bereich bewundern durfte.
Manche Bonner Fans glauben, dass das Duo Ense / Big John Bowler auf der Centerposition zu den besten der Liga gehört, vielleicht sogar das beste Duo ist. Nun ja, ein fitter John Bowler ist schon ein Asset. Erstaunlich beweglich für sein Format. Leider aber auch ein verletzungsanfälliger Spieler. Dass er letzte Saison im richtigen Moment fit war, dürfte entscheidend für die tollen Playoffs gewesen sein. Sicher sind die beiden Center gut. Sicherlich ist ein solcher Doppelpack in dieser Liga noch immer ein seltenes Erlebnis. Aber ich persönlich finde andere Kombis spielstärker und verlässlicher.
Beim Sharp-Cup in Bayreuth zeigten die Bonner – allerdings gegen eher schwächere Teams – dass sie als Mannschaft variabel sind. Locker 6 oder 7 Spieler zweistellig scoren konnen. Jordan mit beeindruckenden 7,6 apg. Taylor mit einem 23-Punkte-Spiel. Es ist eine weitgehend eingespielte Mannschaft. Ohlbrecht als Starter ist ein wenig Zocken, doch Flomo in der gegenwärtigen Form federt auch dieses Risiko ab. Bonn spielt oben mit. Ob es für die absolute Spitze reicht? Da wäre ich mir nicht sicher. Oldenburg und Berlin sind konstanter und in der individuellen Qualität tiefer besetzt. Wird sich Bonn mit Bamberg um den dritten Platz in der Spitzengruppe streiten oder mit den Dragons und Bremerhaven um den letzten Platz mit Playoffheimrecht?
Irgendwo da oben werden die Bonner fighten. Doch es gibt noch eine andere Baustelle: Den EuroCup, den sich die Bonner mit zwei starken Saisons erspielt haben. Noch ist die Gruppe nicht ausgelost, aber schon letzte Saison hat Koch bewiesen, dass er auch eine Mannschaft bauen will und kann, die europäisch wettbewerbsfähig ist. Die neue Mannschaft ist noch europäischer. Wahrscheinlich deutlich konstanter und weniger ungestüm. Ich traue den Bonnern zu, dass sie die europäische Vorrunde überstehen und dann schauen wir mal weiter… In der Liga wird es erst im Frühjahr wichtig. Playoffs sind für Bonn ein No-Brainer. Meisterschaft? Kaum zu prognostizieren. Also kann durchaus gelten: Fokus auf den europäischen Wettbewerb. In diesem stark besetzten Wettbewerb kann sich Coach Koch auch international Lorbeeren verdienen und beweisen, dass der Bonner Erfolg der letzten Jahre nicht nur ein, der Eigenart der BBL geschuldetes, Strohfeuer war, sondern unter seiner Regie tatsächlich ein Team mit europäischer Klasse herangewachsen ist.
…wenn Du jetzt noch den „Falko Thüling“ gegen unseren Spieler Fabian Thülig austauscht… ;-)
Irgendwie echt nicht mein Tag…
Ist verständlich die kleinen Unkonzentrietheiten beim Gruebler, hat ja jetzt mit OSB eine Frau an seiner Seite. Das lenkt schon manchmal ab!
..nur noch das „n“ im Nachnamen entfernen und schon stimmt es… ;-)
Gott erhalte mir manche Schreibfehler wie Unkonzentrietheiten.
Korrekturtaste wäre eine Sache.
Pingback: Bonn - Blog - 20 Sep 2009
„Ich traue den Bonnern zu, dass sie die europäische Vorrunde überstehen und dann schauen wir mal weiter…“
Du weißt ja, was dir beim eventuellen Erreichen des Top 16 blüht ^^
Ich hatte versprochen zum Top 8 mit Bonn live vor Ort zu sein, oder? Hilf mir auf die Sprünge…. wir waren definitiv über das erste Bier hinaus ;-)
So sah es aus – nur dass du vom Top 16 sprachst. Aber gönnerhaft, wie ich nunmal bin, lasse ich dich auch fürs Top 8 raus ^^
Und du sagtest nicht nur live vor Ort, sondern im Fanblock mit magenta Jersey =]