Bamberg ist in zwei Halbfinals und jubelt, Braunschweig steht kurz vor der Überraschung und meckert, Berlin hat den Drive wiedergefunden und macht auf Harmonie. Dazu ein wenig Nachwuchs, Bundesdirk und Dirkules. Die schönste Jahreszeit bringt viel fürs Basketballerherz und ne Menge Rauschen zum Auswerten für einen Blogger.
Aber der Reihe nach:
ALBA vs. Frankfurt – Rückkehr der Spiellust
Am Sonntag kehrte nicht nur Philip Zwiener zurück aufs Parkett der o2 World, sondern die Spielfreude überhaupt. ALBA Berlin kämpfte, steckte gegen starke Frankfurter nie auf und bezwang die Frankfurter Skyliners letztlich deutlich in der Overtime. Und was ein Spiel war es. Im Radiokommentar ertappte ich mich dabei, wie ich laut jubelte und über den Äther brüllte, als Derrick Byars erst im zweiten Viertel dunkte und dann in der Overtime die Frankfurter mit einem Alley demütigte. Aber seht einfach selbst:
Was haben wir hier vorher Trübsal geblasen und die Einstellung der Mannschaft hart angegriffen, einen Vorwurf, den Konsti noch immer für unberechtigt hält. Die Kritiker des Systembasketballs sind seit Sonntag ziemlich still. ALBA hat gezeigt, dass mit Druck und Leidenschaft auch Lukas Systembasketball sehr attraktiv ist. Endlich funktionierte die Transition, der teils spektakuläre Schnellangriff ist zurück im Repertoire.
Doch noch immer stehen wir mit dem Rücken zur Wand. Am Mittwoch gilt es in Frankfurt die Serie in ein fünftes Spiel zu zwingen, um das Saisonziel Meisterschaft am Leben zu erhalten. Es ist ein Duell, das auch anderenorts Leidenschaft weckt. Nach einer kleinen Gießener Delegation beim zweiten Spiel pilgern am morgigen Mittwoch wohl mehr als zwei Dutzend nach Frankfurt, um dann doch mal guten Playoff-Basketball zu sehen. Alle, die es nicht schaffen, können das Spiel ab 19 Uhr auf sport1 im Fernsehen verfolgen.
Oldenburg vs. Braunschweig
Der Tabellenachte, der – aus meiner Warte erwartungsgemäß – in die Playoffs gekommen ist, steht kurz vor der Sensation gegen den Meister. Das Oldenburger Trio infernale trifft nicht und die Braunschweiger um Nationalspieler Schaffartzik und Idbihi spielen so befreit auf, dass sie nun 2:1 vorne liegen und in eigener Halle den Sack zumachen könnten. Wir sind live auf sport1 dabei, ab 20:45 Uhr. Die Liga hat das Spiel wegen der Fernsehübertragung kurzfristig verlegt. Die Braunschweiger kochen, wie die Braunschweiger Zeitung berichtet:
Rüscher war empört, vor allem über das Prozedere: „Wir finden es unverschämt, dass da ohne jeden Kommentar diese Ansetzung eingeht, obwohl wir am Freitag unsere Bedenken vorgetragen hatten“, sagte der Finanzgeschäftsführer und nimmt in Kauf, dass dafür – wie bei jeder kritischen öffentlichen Äußerung – wieder eine Geldstrafe fällig wird.
So spät gibt’s keine Busse mehr in der Löwenstadt, harte Zeiten für Schulkinder und VW-Arbeiter, die früh raus müssen.
Was mich am meisten erstaunt, das ist, wie unterschiedlich die Darstellungen über die Spielverlegung sind. Denn die Braunschweiger Zeitung schreibt über die Kölner Reaktion:
Bei der Liga wundert man sich über den Ärger in Braunschweig. Schließlich seien zu Beginn der Play-offs die Vereine informiert worden, dass die vierten und fünften Spiele kurzfristig verlegt werden könnten und die TV-Zeiten 19.05 und 20.45 Uhr vorgegeben.
Ich fange an zu zweifeln. Findet zwischen Liga und Club noch vernüftige Kommunikation statt? Immer wieder lese und berichte ich von Schiedsgericht, Gremienauszügen, Geldstrafen und Missverständnissen. Wir Berliner kennen das ja aus der Schiri-Debatte… aber wenigstens dort gab es im RBB Sportplatz erste versöhntliche Töne von Baldi und Pommer.
Lieblingsfreunde
Unsere Bamberger Lieblingsfreunde sind im Halbfinale. Und das auch gleich doppelt. Nicht nur haben sie Bonn mit 3:0 im Viertelfinal gesweeped (mit beeindruckenden 66 Fouls im dritten Spiel), sondern auch den Pitch um die Ausrichtung des nächstjährigen Top4 des Ligapokals gewonnen. Brose zahlt die nächsten Jahre weiter und mehr und Bamberg darf im Pokal gleich im Halbfinale antreten. Nur zwei Siege bis zum Repeat.
Titel für Berlin und ALBA (Urspring)
Etwas untergegangen im Playoffgetümmel sind die Finalturniere der Jugendbasketballbundesliga (JBBL) und der Nachwuchsbasketballbundesliga (NBBL). Dabei war es aus Berliner Sicht verdammt erfolgreich. In der JBBL kam es zum Berliner Finale zwischen der IBBA Berlin und ALBA Belrin, das am Ende an die Akademie ging. Dennoch machte die Leistung der U16er ALBAs um Trainer-Sohn Andrej Pavicevic (mit 17p, 3r und etlichen Assists) Hoffnung auf die Zukunft. Doch auch bei der IBBA gab es einige Spieler wie Mauricio Marin, die für Aufmerksamkeit sorgten.
Ein ähnliches Bild gab es dann bei der NBBL. Dort gab es zwar kein Berliner Finale, aber ALBA vs. ALBA. Wie das? Seit ein paar Jahren kooperieren ALBA Berlin und das Ehinger Basketballinternat der Urspringschule, eines der prominenten Nachwuchsförderprogramme Deutschlands. ALBA Urspring gewann das Finale letztlich deutlich gegen Henrik Rödls (NBBL Coach of the Year) ALBA Berlin um Niels Giffey.
Mehr Infos zu den Spielen und den Spielern aller acht beteiligten Nachwuchsmannschaften gibt es auf europeanprospects.com bei den Berichten über die Halbfinals und die Finals.
Dirk und Dirk
Der Bundesdirk Bauermann war natürlich auch in Bamberg und hat sich den Nachwuchs angesehen. Etwas, das wohl leider nicht alle Clubs so handhaben. Aber das ist die Zukunft. Parallel zu den Playoffs geht es auf die Zielgerade für die Weltmeisterschaft in der Türkei.
Spannend ist daher auch, was Coach Dirk Bauermann über den etablierteren Nachwuchs zu sagen hat. Auf Spox kommentiert er im Detail Stärken und Schwächen von 15 Kandidaten für die Nationalmannschaft. Und die Göttinger können jubeln: Chris McNaughton hat sich mit der starken Vorstellung in der Eurochallenge auf die weitere Liste des Trainers gespielt, berichtet das Göttinger Tagblatt. Zudem bringt Bauermann auch Patrick Femerling wieder ins Spiel. Kann die Socke es noch immer nicht lassen?
Doch was den Fußballern die Wade bzw. dieses Jahr der Knöchel der Nation, das ist für uns Basketballer die ewige Frage ob Dirk Nowitzki und Chris Kaman den Sommer mit der Nationalmannschaft verbringen. Crossover Online konnte gestern vermelden, dass sie wohl spielen werden. Gut für den Erfolg, schlecht für die Spielminuten der nächsten Generation. Hinter den NBA-Stars werden Ohlbrecht, Pleiss (schönes Interview auf wknd.de), Idbihi, Benzing und Co. weniger Minuten sehen als in Polen, wo sie mit und an der Verantwortung gewachsen sind.
Eine wahrlich große und wichtige Woche für die Bamberger. Perspektivisch steht man jetzt sehr gut das. Der EC-Startplatz ist wahrscheinlich, man steht im Halbfinale des Top4 mit Heimvorteil bis zum Ende und Brose verlängert und erweitert das Engagement. Wahrlich paradisische Zuständen von denen viele andere Clubs nur Träumen können und ein Beleg der wirklich guten Arbeit an alles Fronten in Franken.
Das mit dem Eurocup ist zwar wahrscheinlich, ich halte es aber noch nicht für spruchreif. Noch könnten Göttingen (eigentlich direkt qualifiziert) und Frankfurt im Ranking vorbeiziehen und ist ALBA nicht überholt. EuroCup-Quali, das sicherlich. Eurocup direkt hängt m.E. stark davon ab, wieviele Startplätze es für Deutschland geben wird.
Die Liga schweigt dazu bislang.Von der Liga gab es dazu heute eine Aussage des BBL-Pressesprechers gegenüber dem Bonner Generalanzeiger:
das wundert mich schon das es noch keine feste zusage gibt bezüglich der internationalen startplätze für deutsche teams
Eigentlich ist es nicht überraschend, wenn man sich die letzten Jahre ansieht. Immer wieder baute Jordi Bertomeu die Wettbewerbe um, die Konflikte zwischen einigen Ligen und der ULEB sind vermutlich auch nicht vom Tisch. Dazu kommen gerüchteweise heftige finanzielle Probleme bei einigen Clubs (Ljubljana vor der Insolvenz?). Zudem kann die konkrete Zuordnung auch nach dem bisherigen System erst nach Abschluss der nationalen Wettbewerbe erfolgen.
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