Zwei Saisonspiele hat ALBA Berlin nun in der Basketball-Bundesliga bestritten und zwei Siege mit zwanzig Punkten oder mehr stehen zu Buche. Nachdem ich vor Wochenfrist den erst 24jährigen Tadija Dragicevic hart angegangen habe, hat er dieses Wochenende sein Potential gezeigt. Aber auch sonst gibt es wenig zu meckern, so dass ich mal über junge Spieler schreibe.
Ich bin da in seltener Einigkeit mit den Kollegen von Crossover-Online, die ihn in ihrem Spieltagsrückblick „Sagenhafte Sternstunden“ als Spieltags-MVP loben. Via Twitter nervte ich am Freitag schon die Leserschaft. Eine großartige erste Halbzeit im Spiel gegen Bonn von „dem Yugo“, wie ihn Bonner Fans auf schoenen-dunk.de noch unwissend kommentierten. Das erste Double-Double des Wochenendes sollte er zur Halbzeit fast schon erreicht haben. 9 Punkte, 9 Rebounds und 5 Assists standen auf dem Bogen. Am Ende waren es 16 Punkte, 10 Rebounds, 5 Assists und 3 Blocks.
Jung und doch schon ein 20/10-Star?
Gestern dann das Liga-Heimdebüt und nochmals eine Steigerung. Dragicevic hatte eine unauffällige erste Halbzeit, zog dann aber in den zweiten 20 Minuten an und war ganz maßgeblich daran beteiligt, dass ALBA sich deutlich absetzen konnte. 23 Punkte, 10 Rebounds, 5 Assists und zwei Blocks. Dazu weder Foultrouble noch übermäßige Turnover. Mit im Schnitt 19,5 Punkten, 10 Rebounds und 5 Assists hat er die Latte hoch gelegt. Im Schnitt eine sagenhafte Effektivität von 31,5.
Block C fragte sich: Stünden wir mit einem Dragicevic in dieser Form jetzt in der Euroleague? Es ist natürlich müßig, dies ersthaft zu diskutieren. Angekommen, das war Tadija zuvor wohl noch nicht. Die beiden Spiele waren sein Durchbruch in Berlin. Man könnte jetzt jubeln und mit stolz geschwellter Brust ausrufen: „Endlich! Wir haben wieder einen 20/10-Spieler“… und das auch noch auf der wichtigsten Position im Pavicevic’schen System. Allerdings ist Vorsicht geboten. Die Gegner des letzten Wochenendes hatten wenig entgegenzusetzen. Bei Bonn fehlte Ohlbrecht und Jaacks kann nicht die Vier. Ludwigsburgs Lischka mag offensiv ein starker Wühler sein, defensiv jedoch nahm ich ihn nicht wahr. Und auch der stark startende Rick Rickerts wurde schnell abgemeldet.
Es wäre zu schön, wenn Dragicevic in der Liga tatsächlich an einem 20/10 kratzen würde. Dass er es auch auf hohem Niveau kann, wissen wir aus der Adrialeague. Vor drei Jahren, als er dort mit 22 Jahren MVP wurde, legte er 20/6 auf. Wer – wie die Bonner – „den Yugo“ nicht kennt, der kann hier nochmal meine Lobhudelei nachlesen. Aber wir sollten nicht vergessen, dass auch Dragicevic noch „jung“ ist. 24 Jahre. Die wenigsten jungen Spieler sind schon konstant. Doch Dragicevic nahm sich das Euroleague-Aus (er steuerte 8,8p und 5r in den sechs Spielen bei) zu Herzen, schlief laut Morgenpost-Fantalk (Video) zwei Nächte nicht und zeigt die richtige Antwort auf dem Feld. Doch die wirklichen Herausforderungen werden erst noch kommen. Die heißen Suput, Stevic, Smith, Goree oder stehen bei den EuroCup-Gegnern im Kader.
Lischka bei Ludwigsburg
Was Dragicevic für ALBA scheint Lischka für die Ludwigsburger, jedenfalls, wenn man den Kommentaren einiger Fans glaubt. Lischka ist der junge Starter auf der gleichen Position. In Gießen vom Coach verschmäht und vom Papa ins Aus gepöbelt (hier ein Kommentar von Svetislav Pesic), hat er nun in Ludwigsburg das Vertrauen des Trainers, startete und spielt 20 Minuten mit 8p/6r. Das scheint solide für einen jungen Spieler. Seine Durchsetzungsstärke unter dem offensiven Brett macht Spaß. Echte Wühlerqualität ist das. Manchmal hilft es wohl, von Zuhause wegzukommen. Aber eine Sache stimmt mich nachdenklich: Sollte ein junger Spieler gegenüber den Schiris als Heißsporn auftreten? Im Rücken von Lottermoser abfällige Gesten und nach Korberfolg ostentativ den Ball wegtragen? Er hatte wohl Glück, dass da nichts nachgekommen ist, sondern Lottermoser gegenüber dem jungen Kollegen abwinkte, da das Spiel ja eh gelaufen war.
In dieser Hinsicht unauffälliger, aber nicht schlechter spielte David McCray, ein deutscher Spieler, den vielleicht nicht jeder Fan auf dem Radar hat oder abfällig als „Quotendeutschen“ betiteln würde und doch ist er seit mehr als einer Saison für 15 Minuten, 5p/2r/1a gut. Mir gefiel er gestern läuferisch gut, auch wenn seine Quoten diese Saison im Keller sind. Gegen ihn sah, wenn ich mich erinnere, Taylor keinen Stich. Ludwigsburg ist hundsmiserabel in die Saison gestartet. Der MVP 2007 Jerry Green ist ein Schatten seiner selbst, Bingo Merriex – dereinst in Tübingen ein 16/10-Spieler – ist kaum wiederzuerkennen. Es ist eine Chance für die jungen deutschen Spieler auf dem Feld zu beweisen, dass sie Verantwortung übernehmen können.
Und was ist mit Staiger?
Doch darf man als Berliner Fan überhaupt junge Spieler kritisieren, gerade mit deutschem Pass? Wir – aka Luka, Baldi und alle Fans, die sie nicht sofort absägen wollen – sind doch traditionell die Bösen. Auf schoenen-dunk.de werden wieder Minuten ausgegraben, Statistiken bemüht, um irgendwie zu belegen, dass ALBA Spieler kaputt macht. Ist das so?
Nehmen wir Lucca Staiger. Gegen Charleroi war er Empfänger der Höchststrafe, einer – berechtigten – Auswechslung nach 18 Sekunden. In der Liga zeigt er bessere Leistungen. Defensiv engagiert und offensiv ist auch nichts zu meckern: 15 Minuten, 6,5 Punkte, gute Quoten. Da vergessen wir lieber schnell die von einer fragwürdigen Quelle auf schoenen-dunk geposteten Gerüchtenüble Nachrede, dass er frustriert über einem Wechsel in die ProA zum Bundestrainer nachdachte… es wäre eine falsche Entscheidung. Vor der Herausforderung (erneut) bei leichtem Gegenwind weglaufen, das ist keine Option. Ein auf wknd erschienenes Interview mit Lucca Staiger klingt aber auch anders.
Und anderenorts?
Auch anderenorts kann man über die Rolle junger Spieler diskutieren. Robin Benzing ballert in Ulm, doch seine Mannschaft sieht kein Licht. Könnte das dran liegen, dass 12,5 Punkte aus 11 Würfen bei einer Effektivität von nur 5 mehr Schein als Sein sind? 0,3 Assists, 0,5 Steals, 1,5 Rebounds. Vier Niederlagen aus vier Spielen. Als NBA-Talent müsste hier jetzt zeigen, dass er nicht nur werfen sondern auch führen kann.
In Bamberg wirkte die Mannschaft teils lustlos und Heyder tobte. Gegen Braunschweig fand Pleiss zur Form zurück und die jungen Backups Tadda und Stuckey füllten die durch die Verletzung von Goldsberry entstandene Lücke. So zahlt man Vorschussvertrauen zurück.
Schließlich gibt es da auch noch Trier. Hier müssen junge Spieler schon dem Konzept nach Verantwortung übernehmen. Philip Zwiener (ist der wirklich noch „jung“?), Oskar Faßler und Maik Zirbes tun dies. Zwei Siege aus drei Spielen sind mehr, als ich von den Trierern erwartet hätte.
Es gab nach Ende der letzten Saison einen guten Text von Björn Harmsen über „Junge Spieler“. Ein Text, der zum Nachdenken anregen sollte. Nicht mehr Geld, mehr Minuten, mehr Punkte muss die Forderung sein, sondern mehr Beitrag leisten zum Erfolg des Teams. Wir sehen, dass junge deutsche Spieler wohl auch dank der Quote nun Minuten bekommen, zeigen können und müssen, was sie draufhaben. Sie sind auf der Bühne, sie stehen im Wind, sie haben Verantwortung und müssen jetzt hier und jetzt in der Liga zeigen, ob sie mit den Kollegen aus dem Ausland, mit einem 24jährigen Tadija Dragicevic mithalten können. Denn leider war das auch bei den besten der Generation im Sommer in Kayseri nicht der Fall. Die Chance ist da. Nutzt sie. Tadija hat nach dem Euroleague-Aus vorgemacht, wie es geht.
Ganz ehrlich…ich fand Dragicevic am Freitag offensiv wie defensiv sehr stark, aber wenn er sich über die Saison betrachtet auf 14/7 einpendelt, ist das für ein derart ausgeglichenes Team wie ALBA mMn schon eine gute Hausnummer.
Andererseits ist ja ein guter Saisonstart noch keine Garantie dafür, dass das Niveau auch über die Saison gehalten werden kann, siehe bspw. Ansu Sesay. Ich bin gespannt.
mmmh, also, es ist nicht wirklich wichtig aber Zappasche „Gerücht“ besagte doch, dass Bauermann sich nach Staiger und nicht Staiger sich nach Bayern erkündigt hat, oder?
Das wäre schon ein Unterschied. Ich hätte keinen Zweifel, dass es sich genau so zugetragen hat und dann hat ALBA oder Staiger oder beide NO gesagt und Bauermann hat Garrett/ Greene geholt.
Ich bin überrascht, dass Du das mit (durchgestrichener) übler Nachrede titulierst – es typische Bauermandenke, das man dann noch drüber lesen kann ist auch kein Zufall sondern passt in seine Wiesenmanöver.
Naja, egal, fiel mir nur auf.