Er ist ein moderner Powerforward. Er ist bei Crveda Zvezda (Roter Stern) Belgrad ausgebildet worden. Tadija Dragicevic ist der neue 4er bei ALBA Berlin 2010/2011. Er ist – ich musste gründlich nachzählen – Powerforward Nummer 11* in vier Jahren. Auf wohl keiner anderen Position hat ALBA einen solchen Verschleiß. Das verwundert auch nur wenig, sind die Ansprüche des Coaches doch hoch. So hoch, dass selbst der Musterspieler Nikolic nach einer Saison gerne weiterzog. Wird es diesmal klappen, ist Dragicevic die Wollmilchsau?
*Hier auf meinen gelben legal pad stehen neun Namen. Ein Amerikaner (Sesay), ein Quotenspieler ohne eine einzige Minute (Clay) und sieben Südosteuropäer: Nikolic, Dojcin, Stefanovic, Nadjfeji, Drobnjak, Bajramovic und Golemac. Sven Schultze (wir berichteten über Salz und Pfeffer) ist somit der zehnte Powerforward unter Pavicevic, Dragicevic die Nummer elf. Eine ganze Fußballmannschaft mobiler Zweimetermänner mit ausgeprägten PnR-Qualitäten ist das.
Vermutlich gibt es auch über keine andere Position so viel Diskussion in der Wechselbörse auf schoenen-dunk.de oder so viele Postings hier im Blog (Bajramovic-Jubel, Nationalspielerwechsel, Rons Analyse). Ein wenig wiederholen sich ja auch die Motive. Das Anforderungsprofil der Wollmilchsau, die klassische Ausbildung in der Balkan-Schule, die Agentur (i.e. Beobasket), das Alter jenseits der 30…
Moment! Neu ist, dass Luka jetzt auf einen jüngeren Spieler setzt. Mit seinen 24 Jahren dürfte Dragicevic der jüngste Powerforward auf dem Feld unter Luka Pavicevic ever sein. Philip Zwieners Aushilfsjob unterschlage ich da mal nonchalant. Neu ist ALBAs Interesse an Dragicevic nicht, bereits im Sommer 2009 berichteten wir darüber, als wir die Powerforwards analysierten.
Wer ist das nun, unsere neue Wollmilchsau, an die wir gemeinsam mit dem Coach eine Messlatte anlegen werden, die er kaum erfüllen können wird? Dragicevic ist Nikolic in jung und besser, so beschrieben ihn vor Jahresfrist Kenner der Szene.
Der Montenegriner kommt frisch von Lottomatica Roma.Und es gibt aus dem Munde Pavicevic‘ eine Lobrede, die wir selten in dieser Form hören:
Tadija ist einer der vielversprechenden jungen Spieler auf der Power Forward-Position in Europa. Ich habe bereits am Anfang seiner Karriere in der serbischen U20-Nationalmannschaft mit ihm gearbeitet und verfolge seitdem seinen Werdegang. Wir bekommen mit ihm eine Kombination aus Ambition und Vielseitigkeit, die wir in der vergangenen Saison auf dieser Position schmerzlich vermisst haben.
Was sagen andere? 2008 wurde Dragicevic von den Utah Jazz gedrafted. Zweite Runde, 23th pick (53rd overall). Amerikanische Begeisterung klingt anders, Kevin O’Connor hat einen harten Job, diesen Pick gegenüber den Journalisten zu rechtfertigen.
Bei allem Lob für Dragicevic Skills war Jonathan Givony auf draftexpress verdammt reserviert vor dem Draft. Kein NBA-Potential, limitiert in der Härte:
As always, he leaves us skeptical about his NBA potential. The guy is becoming so productive, that it would be really surprising if a wealthy European team doesn’t take him right this upcoming summer. Then he will have a nice chance to prove if he’s able to deliver some dirty work to compliment his offensive skills, such as more defensive aggressiveness, better defensive rotations, or more rebounding. It would probably be the most effective way for him to convince someone that he’s worth a chance in the NBA, given that his offensive repertoire would struggle in a translation to the American league due his physical and athletic shortcomings. So, even if we shouldn’t completely rule out a call in the second round, it doesn’t look all that likely at this point.
Bilder aus Rom fand ich nicht. Aber die interessieren ja eigentlich auch nicht. Wir spielen modernen Jugo-Ball, unser Trainerteam ist nun wieder fest in Hand der klassischen Schule. Also auf, ein paar Bilder aus den erfolgreichen Jahren Dragicevic‘ beim Roten Stern:
Und dank JaRu noch ein zweites (außerdem hab ich irgendwie ne Schwäche für Balkan-Rock, wenngleich ich kein Wort verstehe)…
Er meldete sich also im Juni für die diesjährige Summer League im Jazz Team an. Doch teilnehmen konnte er letztlich nicht. Wieder scheint es eine Verletzung zu sein, die ihm die nächste Stufe verwehrt. Laut talkbasket-forum ist er bei den jazz nicht durch den Medizincheck gekommen (Probleme mit der Achillessehne im rechten Fuss).Mit der summer league Absage schlug dann wohl die Stunde des Alba-Managements, die ihn ja bestimmt auch schon lange auf dem Kieker haben. Und wahrscheinlich mit ein wenig Nachhilfe vom ehemaligen Coach Pesic ist der Clou tatsächlich gelungen.
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