Bonn stiehlt das Heimrecht

Die Telekom Baskets Bonn schlagen den EWE Baskets Oldenburg und holen sich den Heimvorteil. Ein Montag-Morgen-Posting über das erste Finalspiel und die Affektion Bonner Fans für Berliner Pornorapper, spektakuläre Wechselspiele, ALBA-Bashing und Lippenbekenntnisse zur Spielzeit für Deutsche.

Bonn ist heiß

Manch ein Berliner dürfte sich an den Beginn der Halbfinalserie erinnern. Bonn hat einen Lauf. Ein beeindruckendes Double-Double vom Boumtje-Boumtje und 17 Punkte von Foster reichten nicht. Brandon Bowman dreht noch einmal auf. 26 Punkte, eine Effektivität von 30. Das hat Starqualität.

Doch so sehr man dem ewigen Vize einen Erfolg wünschen mag, ganz ungetrübt ist die Freude über diese Finalpaarung nicht:

Because of the huge number of rather cheap college graduates from the US, the style of the league has become that of a US development league with the emphasis on athletism and one-on-one play, a style that doesn’t sit too well with at least the IBN branch of german bball supporters. That’s also why I’m rooting for Oldenburg in the finals.

Schreibt @uhg80 auf interbasket. Nun ja, Bonn legte 15 Assists hin. Ein Indiz, dass sie als Mannschaft funktionieren. Respekt haben sie sich jedenfalls verdient, nicht nur, weil sie unermüdlich jeden Rückstand aufholen.

Das Playoffmotto der Fans differiert vom offiziellen. „Das geht ab – Wir holen die Meisterschaft“ las man in den Foren und ein Video dazu gibt es auch. Es ist nicht die schlimmste Fußballhymne aller Zeiten (via Spreeblick), aber nah dran. Und außerdem, was hat Basketball mit Toren zu tun?

Aber aus Berliner Sicht kann man sich gebaupinselt fühlen. Immerhin schnappen sich die Bonner ein Lied unserer Hertha, gesungen eingespielt von sexistischen Porno-Rappern.

ALBA-Bashing

Es scheint das Schicksal des deutschen Sports zu sein. Erfolg gönnt man dem Gegner nicht. Ballineurope vermeldet jüngst zwei sehr imposante Erfolge von ALBA Berlin und auch ALBA publizierte eine Pressemitteilung hierzu: ALBA verzeichnet höchsten Zuschauerschnitt Europas.

Prompt sprang Crossover-Online an und stellte dies in Frage:

Der Verein verkündet stolz, damit Europas Zuschauermagnet Nummer Eins zu sein. Das stimmt aber nur fast.

via Jens Möller @ Crossover-Online.

Zwar wurde nach erster Kritik durch aktive ALBA-Fans zurückgerudert und der Artikel in wesentlichen Vorwürfen korrigiert. Doch das Schöne an Zahlen ist, dass man wunderbar vorrechnen kann, dass ALBA wirklich die Nr. 1 in Europa ist. Zaragoza spielt nicht europäisch. Man muss einfach nur auf die absolute Zuschauerzahl gehen, damit klar wird: ALBA setzt einsame Maßstäbe. Es ist schade, dass selbst die Blogger eines deutschen Basketballportals zuerst das Haar in der Suppe suchen, statt sich darüber zu freuen, dass deutscher Basketball es wenigstens in einer Kategorie in die absolute Spitze schafft. Doch diesen Neid hat sich ALBA mit der guten Arbeit der letzten Jahre wohl schwer verdient.

Wechselnotizen

Während die Finals noch laufen, landen die Ulmer einen Scoop. Sie holen den besten Balldieb und wohl spektakulärsten Außenspieler der Liga. Rocky Trice wechselt von Göttingen in die Münsterstadt. Damit es auch nächste Saison so schöne Videos von Rocky gibt, kann Ulm Neuer PRler MArtin Fünkele ja gleich ein Gegenprogramm zu VeilchenTV aufziehen:

Bedenklich stimmt mich der Satz von Ulms Manager Stoll auf lee’s corner:

wir wollen kleiner und schneller spielen. gerade weil uns oft die athletischen 3-er, die eher 2 sind, zu schaffen gemacht haben. Augenzwinkern

Ist das ne weitere Kapitulation vor dem US-Style der Liga oder überinterpretiere ich?

Jason Cain bleibt Braunschweiger. Und Manager Braun gibt in der Braunschweiger Zeitung ein oft gehörtes Bekenntnis zu mehr Verantwortung und Minuten für Doppellizenzler ab:

„Wir lassen jedenfalls erstmal Platz im Kader und wollen dadurch unseren deutschen Doppellizenzspielern mehr Chancen geben zu spielen und sie öfter ins kalte Wasser werfen“, betont Braun. „Das ist zwar ein Risiko, aber damit kann ich besser leben.“

Gehört haben wir das von vielen Clubs schon häufig. Vor allem mit dem „jedenfalls erstmal“, Wir werden sehen, wie es in der Praxis ausschaut, wenn es um die Platzierung geht. Zeit für Taten, die schönen Worte glaubt nicht nur in Braunschweig wohl niemand mehr, zumal auch der neue Coach längst gesagt hat, dass der sportliche Erfolg oberste Priorität haben muss.

4 Gedanken zu „Bonn stiehlt das Heimrecht

  1. Ja, Bonn ist gut drauf. Ja, Bonn funktioniert. Ja, Bonn hat gestern alles in allem verdient gewonnen und gut gespielt. Sie haben den Ball besser bewegt, als sie es in den meisten Spielen, die ich von ihnen gesehen habe, getan haben. Und auch Oldenburg lebt sehr von der individullen Klasse Gardners und Pauldings. Ihre Niederlage in Spiel 1 lässt sich nicht zuletzt darauf zurückführen, dass beide einen schwachen Tag hatten. Dennoch gefallen mir über die Saison gesehen die Donnervögel von der Spielanlage besser. Allerdings hab ich Bonn immer gemocht und würde ihnen einen Titel auch von Herzen gönnen.

    Nur damit niemand auf die Idee kommt, mir mein IBN Statement böswillig auszulegen. ;)

  2. zum statement aus bs:

    Das Problem der DoLiler ist doch aber vor allem, dass die Liga versucht über diesen Schritt junge deutsche Spieler auszubilden und auf der anderen Seite nachgerade nichts, aber auch gar nichts, dafür getan wird dass diese tolle Chance auch genutzt werden kann. Die Spielpläne werden in keinster Form darauf abgestellt. Wenn man nur einmal schaut, dass im Prinzip auch deswegen Lich absteigen mußte weil ein J. Lischka und ein J. Freese beinah nie die zeitliche Möglichkeit hatten dort zu spielen.
    Auf der anderen Seite schrieen die Mitbewerber in der ProA quasi kontinuierlich eine komplette Saison lang, dass Lich „Wettbewerbsverzerrung“ betreiben würde und mit 2 verschiedenen Mannschaften antreten würde. Natürlich ist das grober Unfug, denn Lich kann nicht das Geringste dafür, aber lang genug geschrien, blieb der unschöne Eindruck bei vielen als letzte Erkenntnis haften und kaum einer hat sich die Mühe gemacht mal den wahren Ursachen bzw. der Problematik auf den Grund zu gehen.

  3. Das Problem bei den Zuschauerzahlen ist wohl der beliebige Umgang mit Zahlen und deren Entwicklung. Ich halte es definitv auch für positiv, dass die BBL trotz ihrer sonst eher mittelmäßigen sportlichen Qualität zu den attraktivsten BB-Ligen bei den Hallenbesuchern gehört. Für mich ist das vor allem eine Folge der Investitionen in die Halleninfrasturktur (analog auch zu anderen Ligen in Deutschalnd), was indirekt damit auch mit den Hallenstandards zusammenhängt. Ich rechne auch nächstes Jahr mit einem Anstieg der Zahlen, da Ludwigsburg definitv Zuschauer durch die neue Halle gewinnen wird und Hagen und Weißenfels solidere Zuschauerzahlen haben als bisherige Aufsteiger.

    Problematisch ist jedoch das Verhältnis innerhalb von Deutschland. In Konkurrenz zu den anderen drei starken Mannschaftssportligen hängt man weiter hinterher, sowohl absolut als auch relativ. In Berlin haben z.B. die Eisbären Alba klar überholt, trotz negativerem Image (Thema Ost-West) und deutlich niedrigerem Zuschauer vor dem O2-World-Eröffnung. Da passen dann Pressemeldungen der BBL, insbesondere die Rekordjubelei nach der Aufstockung auf 18 Teams und der daraus fehlenden Vergleichbarkeit, nicht so wirklich rein.

    • Das mit den Eisbären ist in Berlin eine ganz besondere Kiste. Die haben mit „Sonderaktionen“ die Halle gezielt extrem voll gemacht. Nicht vergessen: Das Team gehört Anschutz und denen dürfte schnuppe sein, ob das Geld im Ticket oder am Fressstand ausgegeben wird. Dagegen sind die paar Freikarten und Rabatte von ALBA fast zu vernachlässigen.

      Aber natürlich, das stärkste Argument für die Hallenstandards der BBL ist, dass die letzten Hallenneubauten allesamt funktioniert haben und die Zuschauerzahlen und damit die finanzielle Substanz der Teams steigerten. Nur die Braunschweiger VW-Halle fällt da irgendwie raus. Dass das ganze weniger mit einer gesteigerten Attraktivität des Sports, als mit besseren Locations zu tun hat, schreibe ich seit Saisonbeginn. Außerhalb von Bonn und Berlin ist es bestenfalls stabil geblieben.

Hinterlasse einen Kommentar