30 % Spielzeit für Deutsche und der zweitbeste Wettbewerb in Europa

Am vergangenen Samstag war ich in Braunschweig, denn dort spielte nicht nur die Nationalmannschaft, sondern fand auch ein Meeting mit BBL-Geschäftsführer Jan Pommer und Fans von schoenen-dunk.de statt. Den ausführlichen Bericht von Pucki und mir gibt es auf schoenen-dunk.de, hier nur einige aus meiner Sicht wesentlichen Erkenntnisse kurz zusammengefasst und gleich kommentiert.

Vorab: Ich persönlich fand das Gespräch gut. Erfrischend offen zeigte sich Jan Pommer und detailliert ging er auf die Fankritik ein. Wie so häufig bei Debatten im virtuellen Raum ist es wichtig, dass man sich auch mal „in real life“ trifft, so Missverständnisse ausräumt und die oft harten Töne klärt. Außerdem war’s klasse mal einige SD-User „in echt“ kennenzulernen.

Für den kompletten Text verweise ich auf schoenen-dunk.de, ich kommentiere hier dann einfach mal munter drauf los. Also Vorsicht, die „Prawda“ ist schoenen-dunk.de, hier gibt’s immer gleich meine 2cents dazu.

30 % deutsche Spielanteile 2012/2013

Das war neu und ist eine echte Ansage. Der Masterplan der BBL sieht vor bis zur Saison 2012/2013 ehrgeizige 30 % Spielzeitanteile deutscher Spieler zu haben. Wie das geschafft werden soll, ist offen. Fest steht aber, dass die Liga im Herbst darüber entscheidet. Ein Umdenken hat stattgefunden. Das Ziel ist verdammt ehrgeizig, letzte Saison waren es 16,1 %, vorletzte noch 21 % (viele  Daten bei wknd.de).  Ich bin sehr gespannt, wie der Maßnahmenkatalog letzlich aussehen wird. Alles ist offen. Nur eine Feldquote schloss Jan Pommer ziemlich deutlich aus.

Viele Fragen stehen weiter im Raum: Wie wird die gegenwärtige Quote modifiziert? Welche flankierenen Maßnahmen wird es geben? Geht es gar, wie Gunnar Wöbke jüngst anregte (via FR-Blog) in Richtung einer Maximalzahl an Amerikanern? Wird die BBL (wieder) eine europäische(re) Liga? Als Fans werden wir diesen Prozess sicherlich kritisch begleiten und die Liga an ihrem eigenen Anspruch messen. @wknd: Her mit einem Minuten- und Prozent-Counter-Widget für die nächste Saison. Wichtig erscheint mir aber, dass auch wir Fans in den nächsten Wochen konstruktive Vorschläge in den Foren und Blogs, bei Fantalks und Stammtischen diskutieren und uns so auch gegenüber den Clubmanagern in den Prozess einbringen. Nicht meckern, sondern nachdenken und die Debatte bereichern. In diesem Herbst steht die Entscheidung für die kommenden Jahre an.

Ein Final Eight kein Modell für Deutschland

Jan Pommer hat klar gesagt, dass fast niemand am alten Pokal festhalten wollte. Nach umfangreicher Marktforschung war klar: Nur Top4 macht die Hallen voll. Muster für das neue Pokal-Modell war die Copa del Rey als best practice in Europa. Der Termin für das Top4 könnte in der Zukunft näher an die Hinrunde wandern und auch wenn der BBL momentan der Glaube fehlt, dass ein FinalEight hinreichend Begeisterung findet, könnte dies ein Modell für die Zukunft sein.

Ich finde den Pokal bekanntermaßen gut. Die von mir gewählte Bezeichnung Copa del Pommer ist ja auch irgendwie Lob ;-) Es liegt jetzt an uns Fans (und den Medien) das Event mit Leben und Prestige zu füllen. Immerhin: Für Pokalsieger und Vize gibt’s weiter Europunkte.

Vertragslose Nationalspieler

Auf SD und auch hier lang und breit diskutiert. Details aus dem Gespräch gibt’s auf schoenen-dunk. Nur ein Aspekt ist nochmals hervorzuheben: Die Clubs haben sehr wohl Interesse an deutschen Nationalspielern. Sie können Franchiseplayer mit erheblichem Marketingwert sein.

Die Ligagröße

Die Linie ist klar: „Wir wollen mit 18 Clubs spielen, wenn es 18 geeignete Clubs gibt.“ Doch es ist keine am grünen Tisch getroffene Vorgabe, man bleibt hier aufmerksam und schaut wie es sich entwickelt. Ich hatte den Eindruck, dass die Liga dabei sehr wohl im Blick hat, dass es manchmal – wie in Köln und Nördlingen gesehen – einfach nicht reicht für einen, dem Standort entsprechenden, professionellen Spielbetrieb. Gerade auch in der Krise. Wobei Jan Pommer hier davon ausgeht, dass die Liga auch wegen ihrer strengen Lizenzanforderungen und der – im internationalen Vergleich hohen – finanziellen Stabilität gestärkt aus der Krise hervorgeht. Das ist eine Einschätzung bzw. Hoffnung, die man so auch von einigen Managern liest.

Selbstbewusst in Europa

Für mich war es neben der 30 %-Ansage das Highlight des Gesprächs:

„Unser Wettbewerb, ausgenommen Spanien, ist in der Dichte besser als alle anderen in Europa.“

Das ist ne selbstbewusste Ansage, Respekt. Ich möchte aber auf eines hinweisen: Es geht um den Wettbewerb, nicht zwingend die Stärke der Topteams. Es ist aber eine kaum wegzudiskutierende Tatsache, dass es in der BBL verdammt schwer ist, Meister zu werden. Seit Jahren schafft niemand den Repeat. Fünf verschiedene Meister in sechs Jahren. Das ist in Europa wahrlich eine Ausnahmestellung. Diese „Misserfolge“ in der Clubbiografie als Erfolg der Liga zu verkaufen und sich im Kampf um Startplätze und Wildcards durchzusetzen und hinter unsere Eurofighter zu stellen, das ist genuine Aufgabe der Liga. Hoffen wir, dass man mit dem Bekenntnis zu Jordi Bertomeus Plänen auf das richtige Pferd setzt. Ich find’s gut. Es ist jetzt aber an den europäisch spielenden Clubs zu beweisen, dass die BBL keinen dichten Wettbewerb im Mittelmaß hat, sondern dass sie europäische Qualität haben: Auf in die Endrunden! Ich will nen deutsches Team im EuroCup-FinalEight sehen.

Für ausführliche Infos und insbesondere die weiteren Punkte Fernsehen, Spielplan, Wildcards & Co. verweise ich nochmals auf den vollständigen Bericht auf schoenen-dunk.de.

6 Gedanken zu „30 % Spielzeit für Deutsche und der zweitbeste Wettbewerb in Europa

  1. Die Aussage zur Dichte der Liga im Vergleich zu den anderen Ligen ist vielleicht selbstbewusst, aber deswegen nicht unbedingt richtig. ;-) Warum die Liga in Frankreich oder Italien weniger dicht sein soll ist für mich ein Rätsel. Immerhin hatten die einen Abstiegskampf bis zum Schluss und in Italien ist immerhin so ein Team wie Bologna abgestiegen mit so Spielern wie Papadopoulos, der vermutlich ganz allein Gießen oder BHV 100.000€ gespart hätte.

    In Italien hat man mit Siena sicherlich eine Übermannschaft, aber der Rest der Liga erschien mir im letzten Jahr so dicht, so das man fast eine höhere Dichte als Osmium hatte. ;-)

    • @af4e
      Wo ist denn die italienische Liga ausgeglichener? Da dreht auch schon Siena seit 3 Saisons recht souverän seine Meisterrunden. Meistens wird in den PO mit einem 3-0 gesweept. Daß Fortitudo abgestiegen ist, dürfte wohl eher ein individuelles Problem sein, weil man dort derart unseriös gewirtschaftet hat als das kollektive Zusammenrücken der Liga.

      Frankreich ist in der Tat ähnlich ausgeglichen wie die BBL. Das trifft da übrigens auch auf andere Eigenschaften zu, wie z.B. den Zuschauerschnitt oder die relativ großen und teilweise modernen Hallen (Entwicklungspotential) zu. Für mich ist es auch kein Wunder, dass in der Zuschauertabelle nach Spanien die franz. und deutsche Liga kommen.

      Die aber gerade auch hervorgehobenen Ligen in Griechenland, Serbien und Russland sind eben keine Gradmesser für die BBL. Gerade Griechenland ist derart eintönig, daß meiner Meinung dadurch auch der Quotenfaktor überbewertet wird. Wenn sowieso nur ca. 4 Teams annähern gleichwertig gute griechische Spieler verpflichten können und auch tun und der Rest sich dann eben der Jugendarbeit verpflichtet ist es für mich kein Wunder, dass dann der Spielanteil größer ist. Den Preis für das griechische Modell wäre für deutsche Verhältnisse meiner Meinung aber zu hoch. Deutschland ist eben kein Land, daß von praktisch einem Riesenmetropole mit Anhang (Piräus ist da ja eine eigenständige Nachbargemeinde von Athen) und einer größeren Agglomeration bestimmt wird. Das relativ hohe lokale Interesse (im Gegensatz zum nationalen) am BBL-Basketball würde dann schwinden wenn die Clubs eben gar keine Chance mehr haben auch nur auch nur ins PO-Finale bzw. Halbfinale zu kommen.

  2. Naja, die Dichte der italienischen Liga liegt aber auch daran, dass sich diese Liga immer mehr zu einer Premium Version der BBL entwickelt hat: also viele Amis (nur halt meist besser), Verlust der europäischen Spielkultur, schlechtes Abschneiden der Nationalmannschaft, da nur wenige Italiener in ihren Vereinen Schlüsselrollen innehaben.
    Auch International haben italienische Mannschaften im Vergleich zu Anfang des Jahrtausends überhaupt nichts mehr gerissen.

    Allerdings noch viel Krasser in Italien ist es nun, dass die ganze Hierarchie der Liga durch diese Entwicklung verändert wurde.
    Siena ist dadurch zur Übermannschaft geworden und dahinter ist es tatsächlich sehr ausgeglichen geworden, sodass ein Verein wie Avellino vor 2 Jahren groß auftrumpfen konnte die Coppa holte und schließlich letztes Jahr in der Euroleague war, oder wie letztes Jahr Teramo eben, während Vereine wie Mailand mehr Kämpfen müssen gar in die Playoffs zu kommen oder wie die beiden Bolognaer Vereine gar mehr oder weniger abkacken…

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