Rauschen im Blätterwald #51 – Ganz viel Dirk, ein Chad und die Quote

Heute mit Dirk Nowitzki, neuen Lederhosenträgern beim FC Bayern München, der neuen Nationalmannschaft, den Effekten der Quote auf den Spielermarkt, ein paar Gerüchten zu ALBA Berlin  und den sich abzeichnenden europäischen Startplätzen für deutsche Teams. Die Offseason ist seit Donnerstagabend voll im Gange und bringt gleich etliche Überraschungen.

Ein neues Gesicht für die Nationalmannschaft

Vorab: Die Frage, ob Dirk Nowitzki und Chris Kaman für die Nationalmannschaft auflaufen werden, ist noch offen. DBB-Präsident Ingo Weiss sagte auf sport1, dass sich dies wohl erst im Laufe des nächsten Monats entscheiden werde. Auch Bauermann äußert sich bei David Hein im Interview skeptisch. Im vorläufigen Kader für den Auftaktlehrgang ist er zunächst nicht. Dieser wurde gestern vom Bundestrainer vorgestellt.

PG Steffen Hamann (ALBA)
PG Heiko Schaffartzik (NYP BS)
PG Johannes Strasser (N.N.)

PG Per Günther (Ulm)

SG Demond Greene (FCB) SG Lucca Staiger (ALBA) SG Chad Töpper (D-League)
SF Konrad Wysocki (Turow PL) SF Philip Schwethelm (BHV)
SF Robin Benzing (Ulm)
PF Jan-Hendrik Jagla (N.N.) PF Tim Ohlbrecht (BN)
SF Elias Harris (Gonzaga, NCAA)
C Tibor Pleiss (Bamberg) C Yassin Idbihi (BS?)
C Christopher McNaughton (Oldb)

Auf Abruf dazu kommen noch Patrick Femerling (ohne neuen Club) und natürlich die beiden NBA-Spieler. Viele Spieler haben bereits jetzt einen Vertrag. Das war letztes Jahr noch im August anders. Eine positive Entwicklung dank Quote und gutem Auftreten der Nationalspieler seit dem letzten Sommer.

Die Überraschungen halten sich in Grenzen. Schwethelm hat Zwiener aus dem vorläufigen Kader gespielt, McNaughton hat sich selbst in Szene gesetzt. Die jungen Wilden sind komplett dabei. Ein neuer Name, den nur wenige auf der Rechnung hatten ist Chad Töpper/Toppert von den Albuqueque Thunderbirds, NBA Development League. Die FIVE bloggt über ihn und stellt ihn näher vor. Es ist ein Shooter, wie er im Buche steht:

Es ist der Bruder von Cody Töpper, letzte Saison kurzzeitig in Göttingen, der nunmehr in die großartige englische BBL gewechselt ist. Klar ist: Als naturalisierter Spieler ist er draußen, sollte Kaman doch antreten. Spannend wird, welches BBL Team ihn sich für die kommende Saison sichert. Oder wird es doch kein BBL-Team, sondern die Bayern?

Lederhosen für Identifikationsfiguren

Das Projekt FC Bayern München Basketball, über das wir hier Anfang der Woche schon ausführlich berichtet haben, nimmt binnen einer Woche schnell Form an. Nach der Verpflichtung von Bundestrainer Dirk Bauermann, nimmt nicht nur der Pressehype kaum ab, sondern es wurden auch die ersten Verpflichtungen verkündet. Die Süddeutsche Zeitung von heute (nur Print) teilt im Sportteil die ersten vier Neuzugänge mit. Es sind U20-Nationalspieler Bastian Doreth (Nürnberg), Nationalspieler Demond Greene, aus der frischgebackenen Meistermannschaft SF Beckham „Becks“ Wyrick und der von uns Berlinern so geschätzte Aleksandar „Pista“ Nadjfeji. Wenngleich der Etat mit „nur“ 1,5 Millionen angegeben wird, sind die Verpflichtungen eine Ansage an die ProA. @Robbe kommentierte dies auf interbasket mit den Worten:

Damn … they’ll eat the 2nd division competition alive with that kind of players.

Und dann gibt es noch eine Ansage, die den etablierten BBL-Clubs den Angstschweiß auf die Stirn treibt. Laut Sport1 gibt Bauermann an, dass Dirk Nowitzki mittelfristig im Trikot der Bayernauf laufen könnte. Bislang wurden da eher Panathinaikos oder – träumerisch – ALBA ins Spiel gebracht.

Stühlerücken auf den Quotenplätzen

„Der Kampf um deutsche Spieler tobt“ titelte am Mittwoch die Braunschweiger Zeitung. Es ist eine gute Bestandsaufnahme. Wo man auch hinhört, was man auch liest: Überall heißt es „die deutschen Spieler haben Priorität“. Die Wechselspiele richten sich hier vornehmlich nach den Mannschaftsetats aus. Altnationalspieler Schultze nach Berlin, Neunationalspieler McNaughton nach Oldenburg. Bremerhaven sichert sich Canty mit Doppellizenz, Göttingen holt den 21jährigen Cornelius Adler aus Ehingen.

Braunschweigs Manager Braun sagt in der Braunschweiger Zeitung:

„Es ist schade, dass Vereine, die bereits auf deutsche Spieler gesetzt haben, wie wir, jetzt vielleicht bestraft werden, wenn die Spitzenklubs mit viel Geld diese Leute wegkaufen“, sagt Braunschweigs Sportdirektor Oliver Braun. Er kämpft derzeit darum, die Nationalspieler Heiko Schaffartzik und Yassin Idbihi zu halten. „Beide sind heiß umworben“, verrät Braun.

Dies ist wahrlich nicht überraschend, es haben viele vorher geunkt. Allerdings haben sich auch einige Clubs mit längerfristigen Verträgen (Z.B. Ulm mit Benzing) abgesichert und „weiche“ Argumente wie Spielzeit und Rolle, um die Spieler zu halten. Doch auch bei den Braunscheigern sehe ich durchaus gute Chancen, wenigstens einen der beiden zu halten. Aber viel ist in Bewegung, so muss auch Bamberg vermutlich noch zwei deutsche Spieler für 2010/2011 finden.

Die Verpflichtung deutscher Spieler wird daher in den nächsten Wochen wohl weiter das dominierende Thema sein. Die Quote will erfüllt werden und nachdem in dieser Saison der Zuwachs der Minuten deutscher Spieler sehr überschaubar war, scheint endlich Bewegung reinzukommen. Von den gegenwärtigen 18,5% Spielanteilen (laut WKND) bis zu den angestrebten 30 % (wir berichteten) ist es noch ein weiter Weg.

Die Gerüchte sind mannigfaltig: Idbihi nach Angaben eines Braunschweiger Forenusers nach Berlin, Zwiener und Faßler werden von gewöhnlich gut informierten Kreisen bei Rödls ALBA light Talentschmiede in Trier gesehen.

Um hier den Überblick zu behalten, wen es da so gibt, empfiehlt sich ein Blick auf die von @patte zusammengestellte Liste aller deutschen Spieler in BBL, Europa, mit College-Abschluss und signifikanter Spielzeit in ProA und ProB. Es ist ein riesiger Pool.

Und in dieser Offseason schält sich ein starker Player am Markt heraus. Wie dereinst beim vergebenen Freiwurf gegen Olympiakos trifft Marko Pesic mit seiner Agentur Lumani10.7 im richtigen Moment die richtigen Entscheidungen. Ein junger deutscher Spieler nach dem nächsten wandert zu ihm, da er es zu verstehen scheint, ihnen gute Perspektiven aufzuzeigen, sie geschickt zu vermarkten und mit speziellen Workouts (hier Heiko mit Sasa Obradovic) weiterzuentwickeln. Mittlerweile sind die vielen Videos übrigens auch deutlich besser geworden:

Steffen Hamann zu ALBA, Bamberg und der Nationalmannschaft:

Heiko Schaffartzik mit ehrlicher Saisonkritik:

Sechs Teams auf dem Weg nach Europa

Endlich gibt es ein paar offizielle Töne dazu, welche deutschen Mannschaften in welchen europäischen Wettbewerben antreten werden. Leiter Sport Jens Staudenmeyer äußerte sich gegenüber dem Bonner General-Anzeiger:

Klar ist: Bamberg als Meister spielt Euroleague. Doch auch in den weiteren Wettbewerben ist die BBL gut repräsentiert. Oldenburg, Berlin und Göttingen werden im EuroCup antreten. Frankfurt spielt in der EuroCup-Qualifikation um einen Startplatz. Bonn darf in der drittklassigen EuroChallenge ran.

Noch etwas unklar ist, ob ALBA in der auf 16 Teams (3 Eliminationsrunden) erweiterten Euroleague-Qualifikation einen der freien Startplätze bekommt. Die positiven Anzeichen mehren sich und Staudenmeyer spricht auch davon, dass die Hierachie des nunmehr feststehenden Eurorankings durch Wildcards verändert werden könnte. Bis Ende des Monats müssen europaweit die Teams Farbe bekennen. In zwei Wochen sollten wir Klarheit haben.

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9 Gedanken zu „Rauschen im Blätterwald #51 – Ganz viel Dirk, ein Chad und die Quote

  1. Den Etat der Bayern muss man vielleicht auch differenziert sehen. Während vor alles aus Berlin immer wieder Stimmen kommen, die auf 40% Spieleretat vom Gesamtetat beharren wird dieses Verhältnis in München ungleich höher sein. Die Strukturen sind durch den professionellen Hauptverein bereits vorhanden und die Kosten gehen sicherlich in einer Gemeinkostenstelle auf. Wahrscheinlich kann man (offiziell) den FC Bayern in ProA mit einem 2,5 – 3 Mio. Etat BBL-Team ins Verhältnis setzen.

    Die Brose Baskets haben für die kommende Saison bereits 5 Deutsche unter Vertrag: Tadda, Stuckey, Neumann, Land und Pleiß. Wolfgang Heyder hat nach der PK im kleinen Kreise ganz unmißverständlich klar gemacht wie gut Stuckey („Bauermann schwärmt in höchsten Tönen“) und Neumann sind und die werden in der kommdenen Saison im BBL Kader sein und da auch spielen.

    • Ah.. danke für die Klarstellung. Da werden aber einige der Brose-Fans auf SD ganz schön traurig dreinschauen, dass nicht noch ein deutscher „Kracher“ kommt.

    • Wenn man einen Kracher findet, wird man da bestimmt nicht Nein sagen. ;-)
      Solange das Preis-/Leistungsverhältnis im Vergleich zu nem gleichwertigen Ami passt, wird – vor allem – Bamberg nicht nein sagen.

      Aber wer is da noch frei? Ein Schaffartzik vielleicht? Goldsberry, Gavel und Heiko wären wohl ein ungeschlagbares Guard-Gespann. Aber da man ja schon Roberts hat, eher unwahrscheinlich.
      Ansonsten gibts kaum nen Kracher, der mir einfällt.

    • Der Harris ist mir tatsächlich durchgerutscht. Die Depth Chart soll keine Präferenz ausdrücken, da wird es viele Testspiele geben, um das zu ermitteln. Versteht es einfach als eine ne Darstellung, wer im Prinzip für welche Position vorrangig in Frage kommt.

  2. Ob das mit Nowitzki und Bayern München jemals klappt darf bezweifelt werden.

    Erst muß mal das Projekt München in die Gänge kommen und sich erfolgreich nach dem ProA-Jahr in der BBL etablieren. Alba, Oldenburg und Brose werden kaum erschrecken wenn die Bayern da sind und geben sicher nicht kampflos auf.

    Und wenn Nowitzki tatsächlich mal BBL spielt macht es ihm vielleicht auf seine alten Tage Spaß mit einem anderen BBL-Spitzenteam den Bayern Paroli zu bieten.

  3. Tja, nun wird’s erst mal teurer mit den Quotendeutschen und die EinwanderungsBehörden müssen auf den Urlaub verzichten.
    Wenn das Geld stimmt, dann kann auch die Spielzeit nur in der BBL kein entscheidender Punkt werden.

    Und das Nationalteam stellt sich wieder von alleine auf, groß sind die Widerstände gegen die Vorauswahl ja weder hier noch drüben bei SD gegen die erste Bauermanntruppe.
    Und Bauermanns zweite Truppe treibt die Preise in der BBL nochmals.

    Aber ist ja alles so gewollt zum Wohle des Basketballs.

  4. War es eigentlich früher weniger Schade als die großen Teams Braunschweigs die ausländischen Spieler mit viel Geld weg gekauft haben?

    Ansonsten sehe ich da bisher gar nicht so viel in Bewegung. Bislang wechselte genau ein deutscher Spieler innerhalb der BBL. Das klingt für mich jetzt noch nicht so dramatisch, besonders wo die Klubs mit den hohen Budgets (Brose, Alba, Oldenburg, Bonn) gar keine deutschen Spieler mehr zwingend bräuchten.

  5. Pingback: National vs. International – Eine Zwischenbilanz zur Spielzeit | gruebelei.de

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