…sondern der Manager und Präsidenten,“ sagte Dirk Bauermann am Sonntag auf Deutschlandradio im Sportgespräch. Jan Pommer und Dirk Bauermann diskutierten eine halbe Stunde über die Quote. Es war eine klasse Debatte, bei der neben vielen Platitüden und vielem längst bekannten auch ein paar neue Aspekte aufgegriffen worden.
Der Sporttalk steht auf dradio als mp3 zum Download zur Verfügung. Für diejenigen, denen eine halbe Stunde zu viel ist, fasse ich hier die wesentlichen Aussagen zusammen und beziehe Position.
Alle großen Fragestellungen arbeitete der Moderator ab. Jan Pommer sagte, dass nach dem bisherigen Dafürhalten der Liga die 8+4 Quote ausreicht, aber dass Ende des Jahren gemeinsam – auch mit Dirk Bauermann – darüber nachgedacht werden soll, wie es weitergeht. Das ist neu. Wenigstens gibt es jetzt einen Fahrplan, den auch wir Fans nutzen können um Druck zu machen und gegenüber unseren Clubs Position zu beziehen.
Ich muss Dirk Bauermann zustimmen. 8+4 kann nur „eine Zwischenlösung“ sein. „Wenn das der Weisheit letzter Schluss sein soll und das ende der Fahnenstange erreicht wäre, dann wäre das desaströs.“ Ich glaube zwar nicht wie Bauermann, dass 8+4 in der Praxis der Rotationen 8+0 heißen wird, denn bereits diese Saison sahen wir an einigen Standorten anderes. Das Hauptargument hierfür ist die Signalwirkung: Eine andere Quotenregelung signalisiert deutschen Spielern ihr habt eine Zukunft als Profibasketballer. Laut Bauermann dürfe man „bei den 17, 16 und 15jährigen nicht den Eindruck herstellen, dass die BBL eine Liga für Amerikaner ist und man mit dem Profisport als Deutscher keine Zukunft hat.“
Es ist die Strahlkraft, der Druck, den ein Fortschreiben der Quote für die BBL, die Nachwuchsarbeit, aber auch die Talente selbst ausübt. Bauermann wiederholte noch einmal die Forderung 6+4.
Die Mär, dass es keine deutschen Spieler gäbe, war natürlich Thema. Jan Pommer wies auf die höheren Gehälter „ordentlicher deutscher Spieler“ im Vergleich mit „ordentlichen Amerikanern“ hin. Und Bauermann konzedierte zwar, dass in der Alterklasse 25-30 nicht so viele Spieler mit BBL-Niveau existieren, aber dafür die Generation U24 sowohl quantitativ wie qualitativ sehr gut aufgestellt sei. Diese Generation gelte es zu fördern und zu fordern.
Wenngleich Dirk Bauermann „das Herz blutet“, weil Joe Herber und Philipp Zwiener nicht spielen, nahm er die Trainer und namentlich Luka Pavicevic in Schutz:
„Aufgabe der Trainer ist es unter den gegebenen Regularien ein Maximum an Erfolg zu entwickeln. Das ist primär ihr Job. … Es ist auch ihr Job deutsche Spieler zu entwickeln. Aber Luka Pavicevic vorzuwerfen, dass er Joe Herber nicht spielen lässt, das wäre sehr ungerecht, da er einem ganz anderem Druck unterliegt.“
Und mein ceterum censeo ist: Lasst doch einfach das „deutsch“ aus der Debatte und geht zu „home grown players“ über. Gestern wurde ich beim NIJT gefragt, wie ich „home grown players“ übersetzen würde.“Eigengewächse“ war meine Antwort. Das Wörterbuch schlägt „im Land aufgewachsen“, „selbst gezogen“ und „einheimisch“ vor. Die BBL spielt in Deutschland. Einem Land, in dem rund 9 % aller hier lebenden Menschen keinen deutschen Pass haben. Wir sind Teil der Europäischen Union, Menschen sollen sich ohne Begrenzungen bewegen dürfen. Identifikation setzt für mich nicht den deutschen Pass voraus. Identifikation setzt voraus, dass ich einen Spieler aufwachsen, besser werden und über Jahre spielen sehe. Ich will spielende home grown players statt Quotendeutscher.
„Eigengewächs“ statt quotierte Deutschtümelei – da geh ich voll mit, denn das würde meines Erachtens die Vereine wieder selbst ein Stück weit mehr in die Verantwortung nehmen. Die ganze Quotendiskussion und v.a. das Argument, dass die BBL-Trainer nicht für die Ausbildung des deutschen Nachwuchs zuständig seien, wird dadurch etwas relativiert. Es sollte eben ein ureigenes Interesse eines jeden Profivereins sein, ganz unabhängig davon, ob der deutschen Nationalmannschaft dadurch genügend Spieler zur Verfügung stehen würden, dass man seine eigenen Talente ausbildet und an das Profiniveau heranführt, anstatt sich immer nur aus Ausbildungssystemen anderer Nationen und Ligen zu bedienen (in dem Zusammenhang sprach ich bei SD z.B. mal von der Notwendigkeit einer „Berliner Schule“). Mittel- bis langfristig ist das der effektivste und v.a, nachhaltigste Weg sich auf dem höchsten Niveau zu etablieren, den von Giessen bis Berlin jeder Verein einschlagen sollte, auch wenn man erstmal kurzfristig auf schnellen und billigen Erfolg verzichten müsste.
Das Schlusswort gibt wirklich zu denken. Diese Einstellung werde ich übernehmen.
Ich habe mir bei der ganzen Diskussion auch immer mit den Begriffen Inländer bzw. Deutsch schwer getan, daher finde ich deinen Vorschlag „home grown players“ sehr gut.
Vielleicht sollten wir jetzt einfach nur noch über HGP sprechen – ist political correct und knackig kurz.
Pingback: DSHS liefert Fakten zur Quotendebatte | Was kommt nach Dirk? - Unsere Talente rücken in den Fokus
Pingback: Von Quotendeutschen zu home-grown players « Grübelei – Ansichten eines Basketballfans
Pingback: Offseasonrauschen #40 « Grübelei – Ansichten eines Basketballfans
Pingback: Das erste Mal: ALBA Berlin vs. Bayern München | gruebelei.de