It ain’t over…

Juni 2020, fast fünf Jahre nach meinem letzten Blogpost sitze ich auf dem Balkon, den viele gerade Home Office nennen, und freue mich über ein tolles erstes Finalspiel der Albatrosse gegen Ludwigsburg gestern. Die Spielfreude, die wir gestern aber auch gegen Oldenburg erlebten, ist begeisternd. Mit Leib und Seele, selten war ein Claim so zutreffend.

Vielleicht hat es sich schon vor Corona angedeutet, der 107:70-Heimsieg gegen Bamberg, die knappe Niederlage gegen Barcelona, das gewonnene Pokalfinale gegen Oldenburg. Doch der März und Hallen voller jubelnder Menschen sind ganz weit weg und wohl auch in eher ferner Zukunft. Nur wenige hätten geglaubt, dass wir diese Mannschaft nach der dann doch recht plötzlichen Unterbrechung wiedersehen. Doch die BBL und dem Vernehmen nach ganz maßgeblich der FC Bayern haben als erste Liga weltweit die Fortsetzung der Saison möglich gemacht. Es war im März noch nicht vorbei und die von Aito geformte Alba-Mannschaft fand kein jähes Ende durch Kontaktbeschränkungen.

Es war viel Basketball in den letzten Wochen mit vielen Geschichten und ganz unterschiedlichen Mannschaften. Wir haben die spielfreudigen neuen Ulmer gesehen, ein letztes Aufbäumen Vechtas ohne ihre Stars in den letzten Spielen unter Calles. München, deren fehlendes Feuer und Hilflosigkeit als Team magentasport perfekt in der Nahaufnahme der Spielergesichter einfing. Ein drittklassiges (hat-tip to Körni) Bamberg auf dem Weg in den nächsten Neustart. Das Turnierformat zeigte Stärken, Schwächen und Eigenheiten unter dem Brennglas.

So auch bei Oldenburg, die ja durchaus zu begeistern wussten. Ein über Jahre gewachsenes doch auch alt gewordenes Team um die großartigen Rickey Paulding und Rashid Mahalbasic. Alba hatte im Pokal schon deutlich gewonnen und Mahalbasic im Post-Game-Interview in seiner unnachahmlichen Art trocken analysiert, dass Alba besser war. Jetzt im Halbfinale überrollte Alba Oldenburg mit 51 Punkten Vorsprung in 80 Minuten. Es war eine Demonstration der Stärke, Basketball mit hoher Spielfreude, ein Offensivfeuerwerk, bei dem jeder seinen Anteil hatte und Kenny Ogbe Topscorer des zweiten Halbfinales war, während der Topscorer des Hinspiels, Peyton Siva, ihn und das Team von der Seitenlinie anfeuerte.

Während Alba Oldenburg offensiv überrannt haben, hat die Mannschaft gestern nun Ludwigsburg defensiv an die Kette gelegt. Ludwigsburg, das ist die andere, begeisternde Geschichte des Turniers. Dass ich Coach Patricks Stil oft kritisiert habe, ist den Lesern dieses Blogs hinlänglich bekannt. Aber dass er hier – mal wieder – ein Team entwickelt hat, das verdammt gut zusammenspielt, in dem der Ball so bewegt wird, dass ein 16jähriger freie Würfe bekommt (und macht), das nötigt Respekt ab. Ebenso wie bei Alba spürt der Zuschauer, dass dieses Team viel erreichen kann. Das Anfeuern von der Bank erfüllt die coronabedingt leere Halle. Mit beeindruckendem Einsatz hat Ludwigsburg Bayern und Ulm bezwungen. Gestern gegen Alba lief wenig zusammen. Alba hat ein anderes Level an Intensität herausgeholt und Ludwigsburg war beeindruckt, vielleicht ist das der Unterschied, den die Erfahrung aus einer guten Euroleague-Saison macht.

Es ist diese Variabilität der richtigen Antworten und die Fähigkeit, doch immer noch eine Schippe draufzulegen, die Alba 2020 so stark macht. Das Team hat Stars, doch keiner neidet dem anderen die Rolle und immer wieder treten andere in den Vordergrund, je nachdem was das Spiel der Mannschaft erlaubt und wie es sich entwickelt. Ein gesunder Peyton kann dominieren, muss aber nicht. Auch liegt die Last der Verantwortung nicht mehr allein auf Lukes Schultern und hemmt ihn nicht mehr wie noch vor ein, zwei Jahren. Aito lacht mit sichtbarer Freude an der Seitenlinie über schöne Szenen, gerade auch der jungen Spieler. Es ist großartiger Basketball, pure Freude am Spiel. Es wäre jedoch nicht ganz abwegig, dass damit und in diesem Moment dieses Projekt ein Ende findet und ein neues beginnt. Vielleicht einfach aufhören, wenn es am schönsten ist. Es ist toll zu sehen, wie sich die Spieler entwickelt haben. Dass Kenny Ogbe mittlerweile gute Impulse gibt und auch mal Topscorer wird, dass Slow Peno wieder fit und sofort im Team ist, dass Landry Nnoko am Brett dominiert und nun wohl weiterzieht. Die Saison 2020/21 wird wohl vielerorts ein Umbruch, weil sich aufgrund der Corona-Pandemie der Live-Sport und damit der Markt radikal verändern muss. Wohl niemand weiß, wie und wann die nächste Saison startet. Die letzten Wochen haben jedoch bewiesen, dass es notfalls auch so geht, dass Corona kein Ende ist.

Doch noch ist diese letzte BBL-Saison der Vor-Corona-Teams nicht vorbei. Morgen Nachmittag gibt es nochmal 40 Minuten Basketball zwischen den besten beiden Mannschaften dieser Saison. Hoffentlich wird es hochklassig, wie das letzte Gruppenspiel. Ich zweifle nicht, dass Ludwigsburg nochmal alles gibt, ob es nun reicht oder nicht. Lasst uns dieses Finale der klar besten beiden Turniermannschaften feiern und uns freuen, dass diese tolle Berliner und Ludwigsburger Saison trotz aller Umstände mit einem großartigen Finale zu Ende gehen kann.  

Eine ganze Hand voll Europa

Es ist fast Ende Februar und wir können bereits jetzt sagen, dass eine ganze Hand voll Teams der Beko BBL noch im März europäisch spielen werden. Neben Bamberg und Berlin, die sich im Top16 der Königsklasse zwar mehr schlecht als recht mühen und dennoch zur Rückrunde noch einmal mit Massey und Walsh bzw. Traoré nachgelegt haben, sind es drei weitere Teams, denen heute zu gratulieren ist. Weiterlesen

Wasserstände der Wechselspiele

Offseason. Die Zeit der Spekulationen, der Hoffnungen und des Foren-Bullshits. Mehr oder minder absurde Gerüchte, Debatten und Namen werden durch die einschlägigen Foren gejagt und am Ende kommt es dann doch anders. Ich will die Arbeit der Wechselbörsen (die Liga ist grad offline, aber die auf schoenen-dunk.de ist verfügbar) nicht ersetzen. Aber jetzt, während die NBA Summerleagues laufen, ist Zeit mal einen Blick auf ein paar fast fertige Kader und Transfers in der Beko BBL zu werfen. Und natürlich: In dieser 6+6-Offseason bleibt es nicht aus, dass ein bestimmendes Thema die Rolle der deutschen Nachwuchsspieler ist.

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Durchgerauscht im Sponsoren- und Trainerkarussell #68

Welch ein Basketballtag war das gestern. Da bloggt die Oldschoolballerin wieder über Basketball und schwupps, schlägt Bamberg gleich die Dragons und die Bitte um Tipps ist überholt. Trotzdem nochmal lesen. Daneben ging es mit den Meldungen in den letzten 48 Stunden Schlag auf Schlag. Einmal schnell durchgerauscht. Weiterlesen

Hinten kackt die Ente – Playoffs in der BBL

#2 Frankfurt – #7 Göttingen: Aber Hallo! Sicher die Paarung, zu der ich am meisten sagen könnte und von der ich in der 1. Runde (Viertelfinals) live auch das meiste sehen werde. Da ich aber weder über 9 Leben verfüge, noch nachts zwischen 2 und 6 meine Telefonnummer in den Äther hauche, muss ich mir hier wohl jeden Kommentar zu dieser Playoffserie verkneifen. Hessenderby der anderen Art, hach. Ich bin mir aber sicher, dass der Göttinger Kollege das Ganze weiter so leidenschaftlich kommentieren wird, wie hier in seiner Vorschau. Außerdem muss ich gestehen, dass ich schon deshalb nichts unbefangen zu der Serie sagen kann, da ich unverzeihlicherweise in meinem Garten gestern per Rasenmäher eine komplette Veilchenansiedlung niedergemetzelt habe. Nummer 5 9 lebt aber noch und das tun auch die Göttinger in ihrer unnachahmlichen, konstant unkonstanten Art. Ex-Guard-Terror gegen den Guard-MVP, der alle terrorisiert. Ein unangenehmer Gegner für Frankfurt mit ähnlicher Spielanlage, ähnlichen Stärken und Schwächen – so wie in meinem Garten geht die Serie nicht aus. Enge Kiste, könnte sogar über 5 gehen, die echten Hessen werden aber die Nase gegen die Möchtegernhessen vorn haben. Tipp: 3-1 oder 3-2 Frankfurt.

#1 Bamberg – #8 Bremerhaven: Die beiden kleinen Bs. Diametrale Gegensätze nicht nur auf der Landkarte. Bremerhaven mit nem 3 Meter langen Mannschaftsmeldebogen und mehr TippEx drauf, als bei ner Blondine auf dem Bildschirm. Bamberg, die Konsistenz in Person, die gut geölte Basketballmaschine, die mit ihrer neuen Fanhymne gleichzeitig die Ursache dafür sind, dass ich fast nichts mehr zu Papier gekriegt hätte, bevor die Playoffs starten. Eigentlich wollte ich gestern schon einen ausführlichen Playoffvorbericht schreiben, machte aber den Anfängerfehler bei der Nummer 1 der Hauptrunde beginnen zu wollen. Ehre wem Ehre gebührt undsoweiter. Doch die ganzen rrrrollenden Rrrrrrsss im BrrroseTV – namentlich im neuen Fansong (in der Saisonrückschau ab 0:55 oder später so ab ca. 5:15, ich kann es aber nicht genau sagen, denn es wäre zu gefährrrlich, sich das noch einmal anzuhörrren), schickten mich in ein 24stündiges Frrrreak Cidä-Delirium – auch bekannt als Frrrrrangggnn-Narkose. Etwas verkatert gebe ich daher zu Protokoll, dass ich den Nordlichtern aus Bremerhaven nur geringe Chancen in der Serie einräume. Ein Spiel holen ist für die Eisbären immer drin, aber über 5? No way, José. Ganz ohne Knutwitze tippe ich auf Sweep-City in 3. Da ist gottseidank dann auch kein Rrrrrr drin ;-)

#4 Artland – #5 Braunschweig: Für mich die spannendste Paarung des Viertelfinales. Leider stehen mir mit meinen mickrigen Presse Credentials die Überexperten, wie Cheerleader und Maskottchen, nicht für kompetente Vorhersagen zur Verfügung. Dann muß es eben so gehen: beides in sich ausgeglichene Kader, Artland mit dem Heimvorteil und dem vielleicht etwas homogeneren und tieferen Team. Braunschweig mit viel Athletik. Es ist auch ein Duell der deutschen Trainer, Stefan Koch gegen Seb Machowski. Solides, wirklich gutes angenehmes BBL-Coaching ohne viel Heulen und Zetern an der Seitenlinie. Keines der beiden Teams mit einem absoluten Überspieler, aber viele, die jederzeit ein coming out haben und ein einzelnes Spiel entscheiden können. Viele kleine und größere Verletzungen auf beiden Seiten, in der Hauptrunde aber nur kleinere Ausreißer nach oben und unten. Rebounds werden ganz, ganz wichtig sein und das Duell entscheiden – vorne wie hinten. Die Dragons werden auch mal ne Zone auspacken, die Braunschweiger mehr reine Manndeckung spielen. Viel wird von der Tagesform und den Dreierquoten abhängen. Tipp: 3-2, aber fragt nicht für wen. Falls ihr doch fragt: Artland.

#3 Berlin – #6 Oldenburg: Hitchcocks „Die Vögel“ reloaded. Wäre Pavicevic noch Berliner Headcoach, gäbe es ein ähnliches defensives Schnabelwetzen, Hacken und Picken, wie weiland in dem epischen 8-Freiwürfe-hintereinander-Spiel. Von den knallharten Defensivstrategen im Anzug ist jetzt nur noch Krunic übrig, Berlin hat mit Katzurin die Zügel deutlich lockerer gelassen in der Verteidigung. Ein Umstand, den schon einige Gegner ausnutzten – auch Oldenburg wird das versuchen. Berlin ist kein Team mehr, das die Gegner stoppt, Berlin ist (plötzlich und unerwartet) das Team, das versucht einen Punkt mehr zu scoren als der Gegner. Die Serie wird wohl von der Mannschaft gewonnen, die offensiv besser drauf ist. Ein Duell, das daher auch auf der Pointguardposition entschieden werden wird. Im Oldenburger System trägt Lou Campbell weniger und anders die Verantwortung, als noch letztes Jahr in Bremerhaven, etwas, was seinem Spiel nicht wirklich gut tut. Berlin hat sich dagegen den göttingesten aller PGs eingefangen: Taylor Rochestie. Der passt perfekt zum Stil Katzurins, ist aber eminent viel wichtiger für das Berliner System, als Lou Campbell es in Oldenburg ist. Wer Rochestie bremst, steckt also auch einen gewaltigen Ast in die Berliner Speichen. Kann Oldenburg das? Wie so vieles werden sie auch das beweisen müssen. Überhaupt ist sicher Oldenburg eine kleine Enttäuschung in der bisherigen Saison. Mit dem Kader hätte man besser aussehen sollen und müssen. Das Gute an den Playoffs ist jedoch, dass man in der Postseason tatsächlich eine unbefriedigende Hauptrunde vergessen machen kann. Gleiches gilt, in etwas anderer Form, ebenso für Berlin. Äußerst unalbanisch, äußerst turbulent ging es zu in der Hauptstadt der Steinewender. Bis jetzt. Jetzt gehts um die Currywurst und der neue Coach muss sich beweisen, hat aber durch den neuen Center Raduljica einen echten Stein am Brett. Tipp: 3-1 für die Berliner Vögel.

Was sind eure Tipps für die Playoffs und wieso, weshalb und warum?

Montagsrauschen #62 – ALBA, Gießen und Eurobasket 2011

Ein schneller Rundumblick über das, was am Wochenende aus unserer Sicht wichtig war und diese Woche wichtig wird: Bei ALBA gibt es eine neue Storyline, Gießen kann doch noch gewinnen und auf die deutsche Nationalmannschaft wartet diesen Sommer bei der Europameisterschaft ein schweres Los.

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